Benchmark-Tuning

So betrügen Handyhersteller bei Vergleichstests

Elektronik
03.10.2013 10:34
Mit dem Galaxy Note 3 hat Samsung kürzlich eines der aktuell schnellsten Android-Smartphones auf den Markt gebracht. Das scheint den Koreanern jedoch nicht zu reichen: Um sicherzustellen, dass das Smartphone auch in Belastungstests, sogenannten Benchmarks, im Vergleich zur Konkurrenz ganz oben landet, frisiert Samsung immer dann den Prozessor, wenn ein entsprechendes Programm ausgeführt wird. Und mit dieser unfairen Praxis stehen die Südkoreaner ganz und gar nicht alleine da.

Asus, HTC und LG sollen es ganz ähnlich machen, berichtet die IT-Website "Anandtech". Die Vorgehensweise ist immer die gleiche: Smartphones werden mit einer Liste von beliebten Benchmarks versorgt und schalten beim Start eines solchen Programms unbemerkt eine Art "Turbo" an, der ihnen deutliche Leistungsvorteile im Vergleichstest verschafft.

Benchmark-Betrug: Mehr Power, gleiche CPU
Samsungs eingangs angesprochenes Galaxy Note 3 soll laut "Heise" durch diesen Trick um bis zu 20 Prozent bessere Ergebnisse erzielen als ohne die Manipulation. Gegenüber Konkurrenzgeräten wie dem LG G2, die auf den exakt gleichen Prozessor - einen Snapdragon 800 von Qualcomm – setzen, wirkt Samsungs Smartphone durch die Manipulation deutlich schneller.

Erreicht wird der Leistungsvorsprung in Benchmarks dabei beispielsweise, indem die automatische Drosselung des Prozessors deaktiviert wird. Für die kurzzeitige Beanspruchung durch den Benchmark bietet er so die maximale Leistung ohne Rücksicht auf die Hitzeentwicklung. Ebenfalls denkbar: Beim Start bestimmter Programme könnte grundsätzlich auch der Prozessortakt hochgeschraubt werden, um einen noch größeren Leistungsvorsprung zu erzielen.

Benchmark erkannt, Prozessor frisiert
Der Benchmark-Betrug ist bei Smartphone-Herstellern weit verbreitet und setzt auf die Erkennung des ausgeführten Benchmarks. Bei einzelnen Benchmarks, die vom Hersteller nicht in die Liste der Benchmark-Apps eingetragen wurden, funktioniert das Schummeln demnach nicht. Benchmark-Hersteller haben mittlerweile zudem damit begonnen, ihren Apps einen "Stealth-Modus" zu verpassen, in dem sie sich nicht als Belastungstest zu erkennen geben.

Stimmen die Anschuldigungen von "Anandtech", soll Samsung bei sechs verschiedenen Benchmarks schummeln – und zwar nicht erst seit dem Galaxy Note 3, sondern auch schon beim Galaxy S4, bei dem in einzelnen Benchmarks der Grafikchip übertaktet wurde. HTC macht es ganz ähnlich und soll beim One sowie One mini zwischen vier Benchmarks unterscheiden können. Asus und LG sollen jeweils in den beiden Benchmarks "Antutu" und "Velamo" betrügen.

Benchmarks in der Praxis völlig unerheblich
Für die Smartphone-Hersteller ist das Betrügen beim Benchmark eine einfache Methode, ihre Smartphones trotz weitgehend gleicher Bauteile besser aussehen zu lassen als jene der Konkurrenz. Kein Wunder also, dass im harten Kampf um die Gunst der Kunden alle Register gezogen werden. Große Zahlen beim Benchmark dürften immerhin zumindest einige Kunden für ein Produkt begeistern, das eigentlich nicht stärker als die Konkurrenz ist.

In der Praxis sind die Ergebnisse bei Benchmarks freilich weitgehend unerheblich – das ist auch der Grund, weshalb krone.at bei Smartphone-Tests auf Benchmarks verzichtet. Letztlich bietet nämlich jedes Android-Smartphone mit zeitgemäßer CPU und mehr als einem Gigabyte Arbeitsspeicher genug Leistung für flüssige Bedienung und die allermeisten Smartphone-Games – auch ohne Benchmarks. Und weil ein Smartphone immer noch vor allem Kommunikationsgerät und kein hochgezüchteter Spiele-PC ist, gibt es wichtigere Eigenschaften als die zehnte Nachkommastelle des Benchmark-Ergebnisses.

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