Windows Phone

Lumia 920: Nokias letzte Hoffnung lädt kabellos auf

Elektronik
05.09.2012 18:56
Mit dem Lumia 920 hat Nokia am Mittwoch in New York wie erwartet sein neues Smartphone-Flaggschiff für Microsofts kommendes mobiles Betriebssystem Windows Phone 8 vorgestellt. Das vom finnischen Handyhersteller als "das innovativste Smartphone der Welt" angepriesene Gerät soll sich durch eine besonders lichtempfindliche Kamera, ein selbst mit Handschuhen bedienbares und leuchtstarkes Display, lange Akkulaufzeiten sowie die Möglickeit des drahtlosen Aufladens auszeichnen. Ihm zur Seite steht als kleiner Bruder das Lumia 820.

Das Lumia 920 kommt mit einem 4,5 Zoll großen "PureMotionHD+ WXGA"-Display daher und bietet eine Auflösung von 1.280 x 768 Pixeln. Laut Nokia handelt es sich um das derzeit weltweit hellste, schnellste und auch empfindlichste Touchscreen-Display, das sich – wie der Hersteller demonstrierte – selbst mit dicken Handschuhen störungsfrei bedienen lassen soll.

Kabelloses Aufladen mittels Induktion
Für den nötigen Antrieb unter dem bereits bekannten Gehäuse aus Polykarbonat sorgen ein 1,5 GHz starker Dualcore-Prozessor (Snapdragon S4) sowie ein Gigabyte RAM. Der interne Speicher des 185 Gramm schweren und 10,7 Millimeter flachen Windows-Smartphones beläuft sich auf 32 Gigabyte.

Eine Besonderheit stellt der integrierte 2.000-mAh-Akku dar, der sich über spezielles Zubehör via Induktion draht- bzw. kabellos aufladen lässt. Nokia spricht dabei von "Qi Wireless Charging" und stellte eine Reihe von Docking-Stationen vor, die dank entsprechender Kooperationen künftig etwa auch an Flughäfen, Cafés oder in Hotels für Lumia-Besitzer zum Aufladen bereit liegen sollen.

Mit einer Akkuladung bietet das Lumia 920 dem Hersteller zufolge je nach Art des gewählten Netzes zwischen zehn (3G-Betrieb) und 17 Stunden (GSM) Gesprächszeit, bis zu 67 Stunden Musikwiedergabe sowie bis zu 400 Stunden Standby-Betrieb. Durchs Netz surft das neue Nokia-Flaggschiff mit dem neuen Mobilfunkstandard LTE oder HSDPA+.

Drahtlose Kommunikation mittels NFC
Ebenfalls unterstützt wird der noch recht junge Kommunikationsstandard NFC (Near Field Communication) zum drahtlosen Datenaustausch, etwa für bargeldloses Bezahlen oder – wie Nokia anhand eines Lautsprechers von JBL demonstrierte – das Streamen von Musik zu entsprechenden Empfangsgeräten. In diesem Fall genügt es, das Gerät auf den Lautsprecher zu legen, um die Soundwiedergabe zu starten.

Verwacklungsfreie Aufnahmen auch bei Dunkelheit
Als Highlight hob Nokia jedoch die integrierte 8,7-Megapixel-Kamera hervor, die dank der hauseigenen PureView-Technologie und einer Anfangsblendenöffnung von f/2.0 sowie einem speziell gefederten optischen Bildstabilisator selbst bei schwachem Umgebungslicht besonders lange Belichtungszeiten und damit verwacklungsfreie Aufnahmen in "Spiegelreflex-Qualität" erlauben soll. Gleiches gilt dem Hersteller nach für Videos, die das Lumia mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde in Full-HD-Qualität dreht. Für Videotelefonie steht indes eine 1,2-Megapixel-Frontkamera zur Verfügung.

Der kleine Bruder: das Lumia 820
Nur acht Megapixel auf der Rückseite und VGA-Auflösung auf der Vorderseite bietet hingegen das kleinere Lumia 820, dessen OLED-Display mit 4,3 Zoll und 800 x 480 Pixeln etwas kleiner ausfällt und auflöst als jenes des Lumia 920. Unterschiede gibt es auch beim internen Speicher, der sich auf acht Gigabyte beläuft, jedoch mittels microSD-Karten erweitert werden kann.

Das Gehäuse ist im Gegensatz zum Lumia 920 nicht aus einem Stück, sondern lässt sich dank abnehmbarer Rückseite in zwei Hälften zerlegen. Unter dem in verschiedenen Farben erhältlichen Cover kommt dann auch der mit 1.650 mAh etwas schwächere Akku zum Vorschein, der laut Nokia zwischen acht und 14 Stunden Gesprächszeit bieten soll und sich ebenfalls drahtlos laden lässt.

Neue Foto-Apps von Nokia
Das Thema Fotografie wurde während der gut anderthalbstündigen Pressekonferenz auch bei den neuen Apps von Nokia großgeschrieben. So stellten die Finnen mit "Smart Shoot" etwa eine neue Anwendung vor, mit der sich störende Objekte aus Bildern herausrechnen lassen sollen. Die Anwendung "Cinemagraph" ermöglicht indes das Erstellen animierter GIFs. Mittels Touch lässt sich hierbei definieren, welche Bereiche des Bildes bewegt erscheinen.

Mit "City Lens" (hierzulande "City Kompass") stellten die Finnen hingegen eine neue Augmented-Reality-Anwendung vor, welche Live-Ansichten der Kamera mit Informationen etwa zu Restaurants, Geschäften oder Hotels in unmittelbarer Umgebung überblendet. Nutzer können dabei zwischen der Karten- und der Augmented-Reality-Ansicht wechseln, um sich zu orientieren oder ihre Umgebung zu erkunden.

Microsoft gibt weitere Einblicke in Windows Phone 8
Nokias Software-Partner Microsoft ging indes näher auf neue Funktionen des kommenden Windows Phone 8 ein. Neben den bereits bekannten Individualisierungsmöglichkeiten des Startbildschirms durch die in der Größe künftig flexibler anpassbaren Live-Kacheln demonstrierte der Softwarekonzern, wie sich Foto-Apps – sowohl von Microsoft als auch von Drittanbietern – tief in das Kameramenü integrieren lassen, um etwa Filter noch vor dem Auslösen der Aufnahme hinzuzufügen. Microsoft nennt diese Anwendungen "Lens-Apps". Windows Phone 8 bringt darüber hinaus eine von vielen gewünschte Screenshot-Funktion sowie die Möglichkeit, mittels Fingerzeig zu zoomen ("pinch to zoom").

Keine Angaben zu Preis und Verfügbarkeit
Einen konkreten Starttermin für die neue Plattform blieb Microsoft weiterhin schuldig. Auch Nokia nannte kein offizielles Verkaufsdatum für seine neuen Modelle. In einer Aussendung des Herstellers heißt es lediglich, dass beide Geräte "vorraussichtlich noch in diesem Jahr" in LTE- und HSPA+-Varianten auf den Markt kommen werden. Inwiefern der neue Mobilfunkstandard LTE hierzulande unterstützt werden wird, ist derzeit nicht bekannt. Auch Preisangaben gibt es vorerst keine.

Erfolgsaussichten ungewiss
Inwiefern Nokia mit seinen neuen Lumia-Modellen an alte Erfolge anknüpfen kann, bleibt vorerst ebenfalls offen. "Wir sind der Überzeugung, dass wir den Leuten eine Alternative bieten können", sagte Nokia-Chef Stephen Elop und versicherte, Fortschritte zu machen. Nur an der Börse schien man ihm das nicht zu glauben: Kaum waren die ersten Details des Lumia 920 bekannt, rauschte der Aktienkurs um fast acht Prozent in den Keller.

Dabei geht es für Nokia um alles oder nichts. "Switch to Lumia" lautete die fast schon verzweifelt anmutende Botschaft der Finnen - "Wechsle zu Lumia". Denn Altkunden gibt es kaum: Wer heute ein Smartphone besitzt, nutzt ein iPhone, ein Android-Gerät oder vielleicht noch ein Blackberry. Der Marktanteil von Nokias erster Lumia-Baureihe, vorgestellt vor einem Jahr in London und mit Windows Phone 7 ausgestattet, ist vergleichsweise gering.

Microsoft-Chef Ballmer: "Ein sehr wichtiger Meilenstein"
Im zweiten Quartal kamen alle bisherigen Windows-Phones zusammen auf einen Marktanteil von gerade mal 2,7 Prozent. Das kommende Betriebssystem Windows Phone 8 soll jedoch die Wende bringen, wie Microsoft-Chef Steve Ballmer höchstpersönlich beschwor. "Das ist ein sehr wichtiger Meilenstein", sagte er. Es zeige sich hierbei die "unglaubliche Kraft der Partnerschaft".

Der Erfolgsdruck auf Nokia ist gewaltig: Im vergangenen Jahr lief ein Verlust von 1,2 Milliarden Euro auf, im ersten Halbjahr 2012 waren es schon 2,3 Milliarden Euro. Sollten die neuen Modelle den Abwärtstrend nicht aufhalten können, wird es für Nokia-Chef Elop eng. Er hat alles auf die Windows-Karte gesetzt. Die Kunden werden am Ende entscheiden, ob es die richtige Karte war.

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