Smarter Einsteiger

Lumia 710: Der Finnen zweiter Windows-Streich

Elektronik
18.02.2012 09:00
Microsoft macht Ernst: Allerorts rührt der Softwarekonzern derzeit kräftig die Werbetrommel für sein mobiles Betriebssystem Windows Phone 7. Bevorzugter Hardware-Lieferant dafür ist der finnische Handyhersteller Nokia, der nach dem Flaggschiff-Modell Lumia 800 erst kürzlich das kleinere Lumia 710 auf den Markt gebracht hat. krone.at hat sich das Einsteiger-Smartphone genauer angeschaut.

1,9 und zwölf Prozent – das sind kürzlich veröffentlichten Zahlen des US-Marktforschungsunternehmen Gartner zufolge die jeweiligen Anteile von Microsofts Windows Phone 7 und Nokia am heiß umkämpften Smartphone-Markt. Während der Softwarekonzern aus Redmond seit über einem Jahr mit seinem mobilen Betriebssystem Fuß zu fassen versucht, sind die Finnen seit dem Aufstieg von iPhone und Co. darum bemüht, nicht weiter an Boden zu verlieren. Anfang 2011 verkündeten die beiden Unternehmen daher, künftig gemeinsame Sache zu machen, indem Nokia versprach, seine über die Jahre ins Hintertreffen geratene Symbian-Plattform fortan zugunsten von Microsofts Windows Phone 7 zu vernachlässigen.

Für Smartphone-Einsteiger
Die erste Frucht dieser gemeinsamen Zusammenarbeit präsentierte Nokia kurz vor Jahresende in Gestalt des Lumia 800 (siehe Infobox), dem ersten Windows Phone der Finnen. Seit 1. Februar liegt nun mit dem Lumia 710 das zweite Windows-Modell des weltweit nach wie vor führenden Handyherstellers in den Auslagen der heimischen Mobilfunker. Größtes Unterscheidungsmerkmal der beiden Geräte ist neben der Optik vor allem der Preis: Während der unverbindlich empfohlene Richtpreis fürs Lumia 800 bei 499 Euro liegt, kommt das Lumia 710 mit 319 Euro vergleichsweise günstig daher. Nokia hofft damit, vor allem im Einsteiger-Segment punkten zu können.

Günstiger geht es freilich mit einem dazugehörigen Mobilfunkvertrag: Sowohl bei T-Mobile als auch A1 gibt es das Lumia 710 bereits ab null Euro, bei Orange ab einem Euro.

Wandelbares Äußeres
Zu bemängeln gibt es an Hardware, Ausstattung und Verarbeitung des Lumia 710 nur wenig. Obwohl es im Gegensatz zum Lumia 800 ohne das aus einem Block Polycarbonat gefräste Unibody-Gehäuse daherkommt, liegt es mit seinen 126 Gramm angenehm und dank gummierter Rückseite auch rutschsicher in der Hand und macht einen insgesamt soliden Eindruck. Das aus mehreren Teilen zusammengesetzte Gehäuse bringt zudem zwei Vorteile mit sich: Zum einen lässt sich der Akku bei einem Defekt problemlos selber austauschen, zum anderen bietet Nokia Käufern mit speziellen Wechselcovern die Möglichkeit, den Anstrich ihres Smartphones zu verändern.

Für fünf Euro können Nutzer zur wahlweise schwarzen oder weißen Front austauschbare Rückcover in den Farben Cyan, Fuchsia oder Gelb kaufen. Für zehn Euro mehr bietet der Hersteller außerdem drei verschiedene Hardcover mit Motiven des Kult-Spiels "Angry Birds" an. Weitere Designs dürften im Lauf der kommenden Wochen und Monate folgen.

"Knopfleiste" zum Drücken
Ein weiterer, auf den ersten Blick augenscheinlicher Unterschied zum Lumia 800, das über Sensortasten verfügt, ist die drückbare "Knopfleiste" unterhalb des Displays, mit der sich die etwas schwerfällig reagierenden Zurück-, Start- und Suchen-Tasten bedienen lassen. Damit das auch im Dunkeln funktioniert, sind die jeweiligen Symbole beleuchtet. Ansonsten verfügt das 710 wie das Lumia 800 an der Außenseite über eine Lautstärke-Wippe sowie einen Auslöser für die Kamera.

Speicher ausreichend, aber nicht großzügig bemessen
Bei der SIM-Karte setzen die Finnen weiterhin auf das kleine Micro-SIM-Format. Wer von einem Handy oder Smartphone mit gewöhnlicher SIM-Karte umsteigt, sollte daher gleich beim Netzbetreiber nach einer entsprechenden Micro-SIM verlangen. Keine Möglichkeit gibt es indes, den internen Speicher mittels micro-SD-Karte zu erweitern. In der Theorie bietet das Lumia 710 mit seinen acht Gigabyte zwar ausreichend Platz, davon verschlingt jedoch bereits Microsofts Windows Phone 7 etwas mehr als zwei Gigabyte. Weitere große Datenmengen können anfallen, wenn das Smartphone auch als Navi genutzt und über Nokias integrierten Gratis-Dienst Navigation mit entsprechendem Kartenmaterial gefüttert wird. Für das österreichische Straßennetz braucht es etwa 179, für das von Deutschland 479 Megabyte.

Wer Inhalte jedoch nicht immer zwingend physisch mit sich herumtragen muss, bekommt im Gegenzug dafür mit Microsofts virtueller Festplatte Skydrive 25 Gigabyte an kostenlosem Webspeicher geboten, um Fotos, Musik und andere Dateien online auszulagern. Voraussetzung sind dann allerdings ein entsprechend großzügig dimensionierter Datentarif und eine gute Internetverbindung, die je nach Standort nicht immer verfügbar ist.

Wenig Power, trotzdem flott
Ist diese aber vorhanden, lässt es sich mit dem Lumia 710 recht zügig durch die Weiten des WWW surfen. Mit Apples iPhone 4 bzw. 4S kann das Lumia im Benchmark-Test (Sunspider/Browsermark) zwar nicht mithalten, wirklich gravierend ist das in der Praxis aber nicht. Auch die im Vergleich zur Konkurrenz eher dürftige Ausstattung mit 512 MB RAM und dem 1,4 GHz starken Single-Core-Prozessor merkt man dem Lumia 710 nicht an: Das schlanke Betriebssystem läuft ohne spürbare Verzögerungen, Hänger oder Ruckler und öffnet Apps im Handumdrehen auf dem mit 800 mal 480 Pixeln auflösenden 3,7-Zoll-Display.

Wie beim Lumia 800 ist dieses leicht geschwärzt, wodurch die Farben insgesamt kontrastreicher wirken. Während beim Flaggschiff allerdings ein AMOLED-Display Verwendung findet, müssen sich Nutzer beim kleineren 710 mit einem TFT zufrieden geben, wodurch die Leuchtkraft insgesamt geringer ist.

5-Megapixel-Kamera für Fotos und HD-Videos
Zur weiteren Ausstattung des Lumia 710 gehören schnelles WLAN, Bluetooth 2.1, GPS und eine 5-Megapixel-Kamera samt LED-Blitz, die auf Wunsch auch Videos in HD-Qualität aufzeichnet (720p). Sowohl Schnappschüsse als auch Clips machten im Test einen guten Eindruck, beide könnten aber, so der subjektive Eindruck, ein wenig mehr Schärfe vertragen.

Die Akku-Kapazität fällt mit 1.300 Milliamperestunden etwas geringer als beim Lumia 800 aus, was verständlicherweise zulasten der Nutzungsdauer geht. Bei durchschnittlichem Gebrauch kommt man mit einer Ladung aber gut über den Tag, bei aktiviertem Stromsparmodus schafft der Akku auch anderthalb Tage und mehr. Nokia selbst gibt die maximale Sprechzeit im 3G-Betrieb mit bis zu 7,5 Stunden an. Videowiedergabe soll dem Hersteller nach bis zu sechs Stunden lang möglich sein, Musik-Wiedergabe 38 Stunden lang.

Nokia-eigene Dienste an Bord
Damit der Nachschub an dieser nicht versiegt, haben die Finnen serienmäßig ihren Musikdienst Nokia Musik vorinstalliert, über den sich Nutzer kostenpflichtig neue Songs herunterladen können. Gänzlich kostenlos, und damit sicher ein entscheidendes Kaufargument für das Lumia 710, ist jedoch die sprachgestützte Navigationssoftware Nokia Navigation, die im Selbstversuch schnell und zuverlässig zum Ziel führte. Wie bereits erwähnt, muss das dafür benötigte Kartenmaterial zunächst jedoch über eine drahtlose Internetverbindung auf das Handy heruntergeladen werden.

Zu den weiteren Nokia-eigenen Apps zählen der bereits bekannte Kartendienst Nokia Karten, ein Programm – im Falle eines Handy-Umstiegs - zur Übernahme von Kontakten sowie eine eher entbehrliche App namens App-Highlights, in der empfehlenswerte Anwendungen aus dem Windows Phone Marketplace vorgestellt werden.

Fazit: Mit dem Lumia 710 präsentiert Nokia ein rundum solides Mittelklasse-Smartphone, das für den Nutzer vor allem aufgrund der integrierten Gratis-Navigationslösung interessant sein dürfte. Wüschenswert wären jedoch ein stärkerer Akku und mehr Speicher. Die unverbindliche Preisempfehlung von 319 Euro scheint mit Blick auf das große Feld der Android-Smartphones noch zu hoch, übers Internet gibt es das Lumia 710 derzeit allerdings schon rund 40 Euro günstiger.

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