Android-Flaggschiff

LG G3: Superscharfes Laser-Smartphone im Test

Elektronik
28.06.2014 09:00
Einige Wochen nach HTC, Samsung und Sony bringt bald auch LG Electronics sein neuestes Android-Flaggschiff G3 auf den österreichischen Markt. Und zwar keineswegs als Nachzügler, sondern als Pionier, bietet das G3 doch als erstes Smartphone hierzulande ein Display mit der fast schon absurd hohen Auflösung von 2.560 mal 1.440 Pixeln und ein Laser-Fokuslicht, mit dem das Handy besonders schnell scharfstellen soll. Ob diese Features in der Praxis tatsächlich Vorteile bringen, hat krone.at ausführlich getestet.

Das Auflösungs-Wettrüsten geht in die nächste Runde. Nachdem mittlerweile fast alle Smartphone-Hersteller Geräte mit großen Full-HD-Displays im Angebot haben, setzt LG Electronics noch eins drauf und erhöht auf 2.560 mal 1.440 Pixel. Damit pferchen die Koreaner mehr Pixel auf 5,5 Zoll Diagonale, als auf einem durchschnittlichen 55-Zoll-Fernseher Platz finden. Und damit übertrumpfen sie nicht nur die Android-Konkurrenz, sondern auch alles, was es am österreichischen Markt derzeit an Geräten mit Apples iOS oder Microsofts Windows Phone gibt.

Zunächst aber ein Blick auf die technischen Daten des in zwei Varianten (16 GB Speicher mit 2 GB RAM oder 32 GB Speicher mit 3 GB RAM) verfügbaren G3, die sich im Direktvergleich mit dem eigenen Vorgänger gar nicht so sehr vom mittlerweile recht günstigen Vorjahresmodell unterscheiden:

LG G2

LG G3

CPU

2,26 GHz Snapdragon 800

2,46 GHz Snapdragon 801

RAM

2 GB

2 GB / 3GB

Diagonale

5,2 Zoll

5,5 Zoll

Auflösung

1.920 x 1.080 Pixel

2.560 x 1.440 Pixel

Speicher

16 GB

16 GB / 32 GB

microSD-Slot

-

Bis 128 GB

Hauptkamera

13 Megapixel, OIS, LED-Blitz

13 Megapixel, OIS, Laser-Autofokus, Dual-LED-Blitz

Frontkamera

2,1 Megapixel

2,1 Megapixel

Funk

LTE, HSPA+, Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.0, NFC, GPS, GLONASS, Infrarot

LTE, HSPA+, Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.0, NFC, GPS, GLONASS, Infrarot

Maße

138,5 x 70,9 x 8,9 Millimeter

146,3 x 74,6 x 8,9 Millimeter

Akku

3.000 mAh

3.000 mAh

Software

Android 4.4 (per Update)

Android 4.4

Straßenpreis

ab 340 Euro

ab 550 Euro

Mehr Power, als man im Alltag braucht
Die Tabelle lässt es schon erahnen: Das LG G3 – wir haben die 32-Gigabyte-Version mit drei Gigabyte Arbeitsspeicher getestet – zählt zu den aktuell leistungsfähigsten Smartphones am Markt und spielt in einschlägigen Benchmarks in der gleichen Liga wie etwa das HTC One M8, Samsungs Galaxy S5 oder Sonys Xperia Z2 (siehe Infobox).

Im Test lieferte die Kombination aus Snapdragon-801-Vierkernprozessor und viel RAM mehr als genug Power, um die Oberfläche von Android 4.4 flüssig darzustellen. Multi-Tasking ist am G3 kein Problem, hardwareintensive 3D-Games packt es ebenfalls ohne Probleme. Im Endeffekt übersteigt die gebotene Leistung das, was die meisten Smartphone-Nutzer tatsächlich brauchen.

Exzellentes Display – nicht nur durch Pixelwahn
Das besondere Gustostück des LG G3 ist sein extrem hochauflösendes 5,5-Zoll-Display, das in puncto Pixeldichte mit 538 dpi selbst Full-HD-Bildschirme in die Schranken verweist. Wie sich im Test zeigte, gereicht die enorme Auflösung dem Smartphone allerdings in der Praxis kaum zum Vorteil.

Im Direktvergleich mit dem Full-HD-Display des Vorgängermodells G2 konnten wir nur bei extrem naher Betrachtung von Videos und Fotos einen leichten Schärfevorteil für das G3 erkennen, im Alltagsgebrauch dürfte man den Unterschied kaum bemerken.

Erfreulicherweise ist die schiere Pixelzahl aber nicht das einzige Merkmal, das am G3-Display positiv auffällt. Im Test überzeugte der IPS-Bildschirm auch bei seitlicher Betrachtung mit guter Lesbarkeit. Text ist ebenso wie Bilder und Videos jederzeit extrem scharf und ermüdungsfrei abzulesen.

Die Farben wirken kräftig und natürlich, zudem ist der Bildschirminhalt dank der hohen Maximalhelligkeit des Displays auch im Freien gut ablesbar. Insgesamt bietet das G3 damit eines der aktuell besten Smartphone-Displays, auch wenn die 2.560 mal 1.440 Pixel in der Praxis keinen allzu großen Qualitätssprung mehr bewirken.

Endlich microSD-Speicherkarten nutzbar
Einer unserer größten Kritikpunkte am Vorgängermodell war das Fehlen eines microSD-Speicherkartenslots. Dieses Manko hat LG beim G3 behoben und Nutzern die Möglichkeit eingeräumt, bis zu 128 Gigabyte große Speicherkarten zu nutzen und den internen Speicher damit unkompliziert zu erweitern.

Mit entsprechend großer Speicherkarte aufgerüstet reicht der im G3 verfügbare Speicherplatz selbst für größere Musiksammlungen problemlos aus. Zudem bietet das G3 durch den Speicherkartenslot im Zweifelsfall auch für Vielfotografen und Vielfilmer genug Platz.

Grundsolide Fotoqualität, schneller Autofokus
Die Kameras im G3 unterscheiden sich rein von der Megapixelzahl kaum von jenen des G2. Und auch der optische Bildstabilisator, der vor Verwacklern schützt, war auch im G2 schon an Bord. Neu sind hingegen ein Laser-Fokuslicht, das auch im Zwielicht für schnelles Scharfstellen sorgen soll und ein Dual-LED-Blitz, der seine Farbtemperatur dem Umgebungslicht anpasst.

In der Praxis ist die Hauptkamera für Schnappschüsse bestens geeignet. Bei Tageslicht gelingen detailreiche und scharfe Bilder mit natürlichen Farben, der Autofokus stellt tatsächlich in Sekundenbruchteilen scharf. Selbst im Zwielicht arbeitet der G3-Autofokus noch vergleichsweise schnell und zuverlässig.

Erstaunlich gute Dämmerlicht-Performance
Während ansehnliche Fotos bei Tageslicht keine allzu große Kunst sind, hat uns die Dämmerlicht-Leistung der G3-Kamera positiv überrascht. Bei schlechtem Licht geknipste Fotos werden mit dem G3 zwar nicht perfekt, sie sind aber deutlich rauschärmer als bei vielen anderen Smartphones. Bildrauschen trat im Test allerdings trotzdem auf, und zwar insbesondere bei in Full-HD oder 4K machbaren Videoaufnahmen im Dämmerlicht.

Ein Wort zur Frontkamera: Die liefert mit 2,1 Megapixeln keine allzu berauschende Bildqualität, reicht aber für Videotelefonie und "Selfies" bei gutem Licht absolut aus. Nettes Feature für Selbstportrait-Fans: Die Frontkamera kann über Gesten und Sprachkommandos gesteuert werden und knipst beispielsweise Selfies, wenn der Nutzer die Faust vor dem Gesicht ballt.

Die Kamera-App des G3 ist aufgeräumt und intuitiv bedienbar. Etliche kreative Aufnahmemodi für Fotos und Videos sind integriert. Das Fotografieren klappt nicht nur durch das Berühren des Auslöse-Buttons, sondern auch durch das Berühren des zu fotografierenden Objekts. Ein physischer Kamera-Auslöser fehlt leider.

Hübsches Gehäuse aus Fake-Metall
Das Gehäuse des G3 besteht aus Plastik und wartet mitt abnehmbar. Die durch kratzfestes Glas geschützte Front wird beinahe zur Gänze vom Display eingenommen, wodurch das Gerät trotz 5,5 Zoll Bildschirmdiagonale vergleichsweise kompakt ausfällt. Tatsächlich ist es kaum größer, als manch ein Fünf-Zoll-Konkurrenzgerät.

Die Verarbeitungsqualität stimmt, unerwünschte Spalten waren an unserem Testgerät nicht zu entdecken. Auch bei sanftem Druck ließ sich das Gehäuse nicht eindrücken. Kleines Manko, das aber auch daran liegen kann, dass das Testgerät zuvor bereits durch die Hände anderer Tester ging: der microUSB-Port nahm beim Testen das Ladekabel eher widerwillig auf und erforderte beim Anstecken etwas Fingerspitzengefühl.

In der Hand liegt das G3 gut – zumindest, wenn man über durchschnittliche große Männerhände verfügt. Für zierlichere Hände könnte das Smartphone schon fast ein wenig zu groß sein. Die abgerundete Rückseite lässt das G3 gut in der Hand liegen, die Ränder an der Vorderseite sind allerdings etwas scharfkantig. In durchschnittliche Männerhosentaschen passt das G3 noch.

Eine Besonderheit am G3: Der Entsperr- und die Lautstärke-Buttons liegen an der Rückseite, unterhalb der Kamera. Wenn man das Smartphone hält, sind diese Buttons mit dem Mittelfinger gut zu erreichen, das Bedienkonzept braucht aber eine kurze Eingewöhnungsphase.

Lange Laufzeit, austauschbarer Akku
Der Akku bietet die gleiche Kapazität wie im Vorgänger, ist nun aber austauschbar. Die Kapazität beträgt 3.000 Milliamperestunden. Erfreulicherweise schafft es LG damit, trotz etwas größerem Display weiterhin gute Laufzeitwerte zu erreichen. Im Test kamen wir bei relativ hoher Bildschirmhelligkeit und intensiver Nutzung (E-Mails, Surfen, Games und YouTube-Videos) problemlos einen ganzen Arbeitstag lang aus – und hatten am Ende noch fast 50 Prozent Akkukapazität übrig.

Um sicherzugehen, dass dem G3 auch am zweiten Tag nicht die Puste ausgeht, sollten Powernutzer es täglich laden. Wer es weniger intensiv nutzt, kann aber durchaus auch mal zwei, wenn nicht sogar drei Tage mit einer Akkuladung auskommen.

Wird es eng, gibt es zwar einen Energiesparmodus. Einen Extrem-Energiesparmodus für Notfälle, der alle nicht benötigten Funktionen des Handys deaktiviert und in manchen Konkurrenzgeräten enthalten ist, hat das G3 allerdings nicht. Trotzdem: Durch seinen dicken austauschbaren Akku macht das G3 auch Laufzeit-technisch eine gute Figur.

Android 4.4 mit einigen LG-Anpassungen
Bei der Software setzt LG auf Android in der aktuellen Version 4.4. Googles Mobilbetriebssystem haben die Koreaner mit einer hauseigenen Android-Oberfläche ausgerüstet, zudem liegen dem Smartphone viele vorinstallierte Programme bei. Auffällig an der Benutzeroberfläche sind die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten, durch die man etwa im Benachrichtigungsbereich zusätzliche Infos erhält, oder sogar die Farbe der Android-typischen On-Screen-Buttons am unteren Bildschirmrand ändern kann.

Praktisch: Das G3 kommt mit der vom Vorgänger bekannten Anklopf-Entsperrfunktion, bei der das deaktivierte Display durch doppeltes Antippen entsperrt wird. LG hat die Funktion sogar noch erweitert und lässt Nutzer das Smartphone nun mit einem Klopf-Code entsperren, bei dem das Display nur dann entsperrt wird, wenn es nacheinander an vier zuvor definierten Stellen angetippt wird. Ebenfalls an Bord: Eine Funktion namens Smart-Notice, die den Nutzer unter anderem bei nicht entgegengenommenen Anrufen ans Zurückrufen erinnert, sowie eine intelligente Tastatur. Die ist größenverstellbar, versteht Wischgesten und lernt von den Gewohnheiten des Users.

In puncto Design hat LG die teilweise etwas inkonsistent wirkende Benutzeroberfläche des Vorgängermodells deutlich verbessert. Die über Themes anpassbare Oberfläche wirkt am G3 nun aufgeräumter und schnörkelloser. Immer noch sind viele Apps vorinstalliert. Manche davon – etwa die praktische Infrarot-Universalfernbedienung – sind nützlich, andere eher entbehrlich.

Fazit:Tolles Smartphone ohne große Schwächen
Das G3 ist ein Android-Flaggschiff mit erstaunlich wenigen Schwächen. Es bietet reichlich Hardware-Power, viel Speicher, eine schnelle und zuverlässige Kamera und einen dicken Akku. Das Display gehört zu den besten am Markt, auch wenn sich die Vorteile durch die enorm hohe Bildschirmauflösung in Grenzen halten. LGs Software-Anpassungen sind teils praktisch, teils entbehrlich, grundsätzlich wirkt das Bedienkonzept aber recht durchdacht.

Die größte Schwäche des G3 ist letztlich seine für viele Anwender wohl doch schon etwas überdimensionierte Größe und der kleine haptische Fauxpas mit den vergleichsweise scharfen Gehäusekanten. Auch über das Fake-Alu als Gehäusematerial ließe es sich vortrefflich streiten. Trotzdem: Mit dem G3 hat LG nach dem bereits gelungenen G2 abermals ein sehr gutes Android-Flaggschiff ersonnen, das sich keineswegs vor der Konkurrenz zu verstecken braucht und diese in manchen Punkten sogar übertrumpft.

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