Licht und Schatten

LG G2 im Test: Das kann das “Sängerknaben-Handy”

Elektronik
13.10.2013 09:30
Mit dem Android-Smartphone G2 will der südkoreanische Elektronikriese LG seinem einheimischen Erzfeind Samsung das Leben schwer machen. Mit äußerst potenter Hardware und tollem Display, ungewöhnlichem Bedienkonzept und Sängerknaben-Klingeltönen bläst LG zur Jagd auf Galaxy S4 und Co. Ob die Eroberung des Smartphone-Olymps mit dem G2 glückt, erfahren Sie im krone.at-Test zum "Sängerknaben-Smartphone".

Wie ernst es LG mit dem G2 meint, offenbart bereits ein Blick auf die Hardwareeigenschaften des Top-Androiden. Ein 2,26 Gigahertz schneller Snapdragon-800-Prozessor mit vier Kernen ist das kraftvolle Herzstück des Gerätes.

Ihm stehen zwei Gigabyte RAM und eine Adreno-330-Grafikeinheit zur Seite. Damit spielt das Gerät leistungsmäßig im Feld der absoluten Spitzen-Smartphones mit Googles Mobilbetriebssystem. Es bedient sich absolut flüssig, von Rucklern keine Spur, und dank der geballten Rechenkraft ist es auch aufwendigeren 3D-Games gewachsen.

Ausgezeichnetes Display, kaum Rand
Der Bildschirm des G2 misst 5,2 Zoll in der Diagonale und bietet eine Auflösung von 1.920 mal 1.080 Pixeln, also Full-HD. Entsprechend scharf sind Texte, Bilder oder Videos auf dem IPS-Bildschirm, der zudem noch durch kräftige Farben und eine angenehme Blickwinkelunabhängigkeit punktet.

In der maximalen Helligkeitsstufe ist das Display selbst bei Sonnenlicht noch relativ gut ablesbar, Reflexionen gibt's auf der über dem Display liegenden kratzfesten Glasscheibe aber freilich schon. Weil die Ränder zwischen Bildschirm und Gehäuse an der Front des G2 verblüffend schmal ausfallen, ist es trotz der großen Diagonale noch vergleichsweise kompakt.

Kein Speicherkartenslot - Kamera teils gut, teils verrauscht
Das G2 gibt es sowohl mit 16 Gigabyte internem Speicher als auch in einer 32-Gigabyte-Version. Wir raten im Zweifelsfall dringend zur 32-Gigabyte-Variante, beim Speicher hat sich LG nämlich den ersten wirklichen Schnitzer geleistet, der uns im Test aufgefallen ist: Das Gerät unterstützt keine microSD-Karten, man ist also auf den internen Speicher beschränkt. Warum LG bei einem ansonsten so gelungenen Gerät auf den Speicherkartenslot verzichtet hat, ist uns schleierhaft.

Detailschwächen offenbart das G2 auch bei seiner 13-Megapixel-Kamera mit optischem Bildstabilisator. Und zwar nicht bei guten Lichtverhältnissen im Freien – da gelingen ausgesprochen ansehnliche Schnappschüsse -, sondern vor allem bei schlechtem Licht. Dann neigt das Gerät zu deutlichem Bildrauschen, was aber nichts Ungewöhnliches ist. Wirklich gute Bilder bei schlechtem Licht macht kaum ein Smartphone, am ehesten noch Spezialisten wie das Nokia Lumia 1020.

Als Universalfernbedienung nutzbar
Erfreulich vielseitig zeigt sich das LG G2 dafür bei seiner Anschlussvielfalt. Am Handy selbst gibt's den üblichen microUSB-Port und einen Klinkenanschluss für Kopfhörer, über Funk kommuniziert das Gerät mittels schnellem Gigabit-WLAN nach .ac-Standard, Bluetooth in der Version 4.0 und den Kurzstreckenfunk NFC.

Ins Internet gelangt man über LTE, was angesichts der noch teuren Tarife und der bestenfalls mittelprächtigen Netzabdeckung aber erst in der Zukunft nützlich sein dürfte. Ausgesprochen praktisch: Wie das HTC One kommt auch das LG G2 mit einem Infrarotmodul, wodurch sich das Gerät als Universalfernbedienung nutzen lässt. Im Test mit einem Panasonic-Fernseher klappte die Fernbedienungsfunktion nach der recht unkomplizierten Einrichtung klaglos.

Dauerläufer im Hochglanzplastik-Look
Was die Verarbeitungsqualität des G2 angeht, zeigt sich ein zwiespältiges Bild. Das Gerät ist zwar solide verarbeitet – Spalten gibt's nicht und bei sanftem Druck gibt nichts nach -, besteht aber aus vergleichsweise billig wirkendem Plastik. Eine hochwertigere Materialwahl hätte dem Gerät nicht geschadet, zumal das gemusterte Hochglanz-Plastik auch Fingerabdrücke magisch anzieht. So wirkt das rund 140 Gramm leichte Gerät billiger, als es eigentlich ist.

Freude kommt dafür bei der Akkulaufzeit aus, hat LG dem G2 doch einen ausdauernden Stromlieferanten mit 3.000 Milliamperestunden spendiert. Wer sein Smartphone intensiv nutzt, wird das Gerät damit zwar trotzdem täglich laden müssen, weil er sonst im Laufe des zweiten Tages laden muss. Bei einigermaßen sparsamer Nutzung sind aber durchaus auch mal zwei Betriebstage drin.

Tasten an der Rückseite gewöhnungsbedürftig
Ganz und gar unkonventionell zeigt sich das G2 bei seiner Bedienung – es hat nämlich weder seitlich noch vorne physische Knöpfe, das Betriebssystem selbst wird mit On-Screen-Buttons gesteuert. Statt seitlicher Knöpfe sind Lautstärkewippe und Entsperrknopf an der Rückseite direkt unterhalb der mittig platzierten Kamera angeordnet.

Der Hintergedanke: Meist hat man ohnedies einen Finger an der Geräterückseite, warum also nicht gleich die Bedienelemente dorthin verlagern? In der Praxis klappt die Bedienung mit diesen rückseitigen Knöpfen tatsächlich ganz gut, allerdings gibt's auch Situationen, in denen seitliche Knöpfe überlegen sind.

Und die treten immer dann auf, wenn man das Gerät nicht als Telefon mit einer Hand, sondern beidhändig im Querformat hält – etwa beim Spielen oder Videoschauen. In dieser Lage sind unserer Meinung nach seitliche Knöpfe deutlich leichter zu erreichen, letztlich ist die Tastenanordnung des G2 aber wohl hauptsächlich Gewöhnungssache.

Viele Apps und praktische Funktionen
Noch ein Wort zur Software: Auf dem G2 läuft Android in Version 4.2 – aufgepeppt mit zahlreichen LG-Softwaredreingaben und einer eigenen Benutzeroberfläche. Eine Notiz-App ist ebenso an Bord wie Anwendungen für Musik-, UKW-Radio-, und Videowiedergabe. Die bereits erwähnte Universalfernbedienungs-App hinterließ einen besonders praktischen Eindruck, hinzukommen mehr oder minder nützliche Zusatzfunktionen.

Dazu zählt etwa eine Funktion, bei der die zwei Megapixel starke Frontkamera kontrolliert, ob der Nutzer noch auf das Display schaut, und bei Betrachtung die automatische Sperre deaktiviert. Oder die "Knock on"-Funktion, bei der das Handy durch doppeltes Antippen des Bildschirms unkompliziert entsperrt wird.

Erwähnenswert, aber für die wenigsten unverzichtbar: Eine ganze Reihe von Klingeltönen auf dem LG-Smartphone wurden von den Wiener Sängerknaben eingesungen. Eine Delegation des Knabenchors ist für die Aufnahmen eigens nach Seoul gereist und hat unter anderem die LG-Hymne "Life's Good", aber auch die EU-Hymne und einige andere Nummern eingesungen. Das hat ganz nebenbei auch etwas Geld in die notorisch nicht gerade prall gefüllte Sängerknaben-Kasse gespült.

Potente Hardware zum fairen Preis
Bleibt die Frage nach dem Preisleistungsverhältnis des G2. Online ist es in der empfehlenswerteren 32-Gigabyte-Variante ab 540 Euro zu haben – und damit nicht ganz billig, aber beispielsweise deutlich günstiger als das technisch klar unterlegene iPhone 5C in der 700 Euro teuren 32-Gigabyte-Version.

Bei der Android-Konkurrenz gibt's wiederum Smartphones, die das G2 preislich deutlich unterbieten – das Samsung Galaxy S4 ist beispielsweise schon für rund 470 Euro zu haben - dann zwar nur mit 16 Gigabyte Speicher, aber inklusive Speicherkarten-Slot. Wohlgemerkt: Bei der Leistung liegt das LG G2 mit seinem starken Prozessor recht deutlich vor Samsungs Kassenschlager.

Fazit:Starke Technik mit Schwächen im Detail
So kommt es, dass wir dem LG G2 grundsätzlich attestieren, dass man hier ausgesprochen viel Smartphone fürs Geld bekommt. Der schnellste Prozessor am Markt, reichlich RAM, ein Top-Display, der starke Akku, das praktische Infrarot-Modul – es gibt auch abseits der wohlklingenden Sängerknaben-Klingeltöne viele Argumente, die für das G2 sprechen.

Gleichzeitig spricht aber auch manches dagegen – etwa der fehlende Speicherkartenslot, die ungewohnte Bedienung und die mäßige Dämmerlicht-Performance der Kamera. Alles in allem überwiegt dann aber doch das positive Bild. Mit dem G2 ist LG ein starkes Stück Technik mit kleinen Detailschwächen gelungen, das sich vor der Konkurrenz keinesfalls zu verstecken braucht.

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