Verräterische Apps

iPhone-Nutzer klagt Apple wegen Datenweitergabe

Elektronik
30.12.2010 10:19
Ein iPhone-Nutzer der ersten Stunde begehrt gegen Apple auf: Der in Kalifornien lebende Jonathan Lalo hat den Elektronikkonzern wegen der Weitergabe von persönlichen Daten an Werbefirmen verklagt. Er verlangt Wiedergutmachung von Apple und strebt, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, eine der berüchtigten Sammelklagen an. Geht diese vor Gericht durch, würde sich Apple Millionen iPhone- und iPad-Nutzern gegenübersehen.

Lalo zeichnet in seiner am Mittwoch bekannt gewordenen Klage ein durch und durch düsteres Bild davon, wie Apple mit dem Datenschutz umgeht. Demnach können Werbefirmen bei jedem iPhone nachverfolgen, welche Zusatzprogramme - sogenannte Apps - der Nutzer herunterlädt, wie oft er sie verwendet und wie lange. Darüber hinaus, so die Klage, erhielten die Werbefirmen teils Zugriff auf persönliche Daten wie Alter des Nutzers, Geschlecht, den Standort oder das Einkommen.

Möglich wird all dies der Klage zufolge durch eine individuelle Kennung jedes iPhone oder iPad, genannt Unique Device Identifier, kurz UDID. Diese könne weder blockiert noch verändert oder gelöscht werden, heißt es in der Klageschrift. Erfahren hat Jonathan Lalo von der Kennung aus der Zeitung: Das renommierte "Wall Street Journal" hatte eine Woche vor Weihnachten über Apps berichtet, die insgeheim Nutzerdaten ausspionieren.

Heimliche Daten-Schnüffler
Demnach gibt mehr als die Hälfte der populärsten Apps Nutzerdaten an andere Firmen weiter. Zu den schlimmsten Datenschnüfflern zählt dem Blatt nach das Textnachrichten-Programm "TextPlus 4", das die Handy-ID zusammen mit Postleitzahl, Alter und Geschlecht des Eigentümers an acht Werbefirmen weitergibt. Ähnliches gilt für die Internet-Musikanwendung "Pandora", die sowohl bei iPhone- als auch Android-Besitzern Daten an Werbetreibende verrät.

Trotz Apples Behauptung, dass solche Übertragungen ohne die Zustimmung des Benutzers unmöglich seien und ihm genaue Angaben über die Art und den Bestimmungsort der gelieferten Daten zur Verfügung stehen, würden diese Regeln gebrochen, konstatiert die Zeitung. Fast die Hälfte der untersuchten App-Entwickler veröffentlicht demnach keine Datenschutzbedingungen mit ihren Programmen.

Und weder Apple noch Android-Entwickler Google verlangen solche Angaben von den Software-Herstellern. Grundsätzlich sei es fast unmöglich, Applikationen den Zugang zu individuellen Daten über Gerät und Besitzer zu verwehren, so das Urteil des "Wall Street Journal".

Bislang keine Stellungnahme von Apple
Wohl nicht zuletzt auch deshalb belangt Lalo zusammen mit Apple auch mehrere Anbieter von Apps, die er nach eigenen Angaben über die Jahre heruntergeladen hatte und die, wie er jetzt erfahren musste, seine Daten weitergeben haben. Dazu gehören die Programme von "The Weather Channel" und "Dictionary.com".

Was Lalo besonders erzürnt ist, dass Apple vorgebe, jede einzelne App zu prüfen, um den Datenschutz zu gewährleisten. Von Apple selbst war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

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