Mehr Schlichtungen

Immer mehr Nutzer in der Kostenfalle mobiles Internet

Elektronik
24.05.2011 15:02
Immer mehr Konsumenten tappen bei der Nutzung von mobilen Datendiensten, etwa mit dem Smartphone, in die Kostenfalle. In dieser Causa wurden im Jahr 2010 rund 1.370 Fälle und damit plus 31 Prozent an die Schlichtungsstelle der Rundfunk & Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) herangetragen. Die RTR kritisiert mangelnde Schutzmechanismen und warnt zudem vor Festnetz-Hacking.

Bei einem Zwölf-Gigabyte-Datentarif für 11,90 Euro pro Monat würden weitere zwölf GB rund 3.072 Euro kosten, rechnete RTR-Geschäftsführer Georg Serentschy am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz in Wien vor. Dieses Datenvolumen könne man mit Multimedia-Anwendungen schon innerhalb von vier Stunden verbrauchen.

Für 2011 rechnet die RTR nahezu mit einer Verdopplung der Verfahren auf 2.500 Fälle. Der durchschnittliche Streitwert bei Datentarif-Rechnungen liegt bei rund 620 Euro.

Mobilfunker und Kunden gefragt
Die Mobilfunkanbieter hätten beim mobilem Internet "unzureichende Schutzmechanismen" gegen hohe Rechnungen, kritisierte der RTR-Geschäftsführer. Wie beim Daten-Roaming, also dem Zugriff aus dem Ausland, wünsche er sich eine SMS, mit der man die weitere Datennutzung bestätigen müsse. Dieser Wunsch könnte in Erfüllung geben, schließlich haben Österreichs Mobilfunker im März eine Selbstverpflichtung unterzeichnet, nach der künftig per SMS gewarnt wird, wer die Grenze seines Datenvolumens erreicht (siehe Infobox).

Aber es bedürfe auch "mündiger Konsumenten" die nicht einfach eine SIM-Karte ohne Datentarif ins Smartphone stecken würden. "Dann wird es sofort richtig teuer."

Orange geht neue Wege
Das Mobilfunkunternehmen Orange löst die Datentarif-Problematik bei Neukunden seit Kurzem anders: Bei Überschreitung des Datentarif-Pakets wird die Internetverbindung auf 64 Kilobyte heruntergedrosselt, aber ohne weitere Kostenverrechnung (siehe Infobox). Das System soll in Zukunft auch bei alten Verträgen angewendet werden.

Handyrechnung von 25.000 Euro bisherige Spitze
Ein besonders spektakulärer "Preisschock"-Fall ereignete sich dieses Jahr in Vorarlberg. Ein Skilehrer aus Stuben am Arlberg hatte mit seinem Smartphone rund 25.000 Euro versurft. Der Mobilfunker erließ dem Kunden aber in Folge die Rechnung, dieser musste aber einen Datentarif-Vertrag für 24 Monate abschließen (siehe Infobox).

Kritik an Mobilfunkern: "Echte Kostenfallen"
Auch im Tätigkeitsbericht der Schlichtungsstelle übt die RTR deutliche Kritik an den Mobilfunkern: "Ganz verständlich ist es nicht, dass sich eine Problematik über die Jahre derart entwickeln kann, ohne dass strukturelle Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Mittlerweile muss man in diesem Zusammenhang von echten Kostenfallen sprechen."

Kostenbegrenzung künftig möglicherweise per Gesetz
Möglicherweise werden die Schockrechnungen aber bald der Vergangenheit angehören: Im Begutachtungsentwurf für die Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) wird der RTR eine Möglichkeit eingeräumt, den Netzbetreibern Kostenbegrenzungsverpflichtungen aufzuerlegen.

83 Prozent der Problemfälle bei Mobiltelefonie
Insgesamt brachten Konsumenten im Jahr 2010 rund 4.400 Fälle (plus 3,4 Prozent) bei der RTR-Schlichtungsstelle ein. 17 Prozent der Probleme entfielen auf den Bereich Festnetz und 83 Prozent auf Mobiltelefonie. In rund 35 Prozent der Fälle konnte eine Einigung, großteils Kulanzlösungen, erzielt werden. Rund 42 Prozent aller Verfahren entfielen auf T-Mobile/Telering.

Immer mehr Fälle von gehackten Festnetz-Nebenstellen
Der RTR-Geschäftsführer berichtete außerdem von "gehäuften Fällen" von gehackten Festnetz-Nebenstellen mit hohen Streitwerten. Hacker würden die Telefonanlagen, meist von Unternehmen, zu einem "privaten Call-Shop" umfunktionieren und die Gesprächsminuten weiterverkaufen. Es habe 2010 insgesamt 17 Fälle in Österreich gegeben, einen sogar mit einem Streitwert von 300.000 Euro. Meist mit dem Beginn des Wochenendes würden die ersten "missbräuchlichen Verbindungen" hergestellt, so die RTR. Ursache seien "fahrlässig gewartete Telefonanlagen". Unter anderem würden Standardpasswörtern nicht verändert oder Warnhinweise der Hersteller nicht beachtet.

Internetdurchdringung in Österreich verbesserungsbedürftig
Handlungsbedarf sieht Serentschy auch bei den Internetanschlüssen von österreichischen Haushalten: Laut einer Umfrage haben 27,3 Prozent der Befragten keinen Internetanschluss zu Hause und sogar mehr als 60 Prozent der über 60-Jährigen. Auch Personen mit geringem Einkommen würden sich nicht für die Möglichkeiten des Internet interessieren beziehungsweise würden sich nicht damit auskennen. Hier müssten Maßnahmen von Industrie und Politik gesetzt werden, forderte der RTR-Chef.

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