60 Prozent teurer?

Drei-Orange-Fusion: Analysten orten Preissprung

Elektronik
03.09.2013 16:12
Dem finnischen Mobilfunk-Analysten Rewheel zufolge hat die Fusion der beiden Mobilfunker Drei und Orange für Kunden in Österreich teils heftige Preissteigerungen zur Folge. Bei SIM-only-Tarifen orten die Analysten einen Preisanstieg von durchschnittlich 60 Prozent. Damit sei Drei im EU-Vergleich zwar immer noch relativ günstig, in Österreich sei jedoch mittlerweile T-Mobile der billigste Mobilfunker. Drei weist die Einschätzung von Rewheel zurück und verweist auf Fehler in der Studie.

Die Preissteigerungen ortet Rewheel in einem aktuellen Report zur europäischen Mobilfunkbranche vor allem bei Tarifen ohne subventioniertes Smartphone. Der Vergleich der Tarife auf der Drei-Website vor und nach der Orange-Fusion zeige: Kunden, die lediglich eine SIM-Karte inklusive Tarif von Drei beziehen, würden je nach Datenvolumen zwischen 28 und 93 Prozent mehr bezahlen als bei den zuvor angebotenen Tarifen. Im Schnitt seien die SIM-only-Tarife um 60 Prozent teurer geworden – auch, weil Tarife für Viel- und Wenigsurfer gestrichen wurden.

Gab es vor der Zusammenlegung der beiden Mobilfunker bei Drei noch fünf verschiedene Tarife zu Preisen zwischen sieben und 23 Euro, sind es nach der Fusion zwei Tarife zwischen 7,50 und 15 Euro. Im Direktvergleich kostete ein Tarif mit einem Gigabyte Datenvolumen vor der Fusion sieben Euro, danach 7,50 Euro. Der zuvor für zehn Euro erhältliche Zwei-Gigabyte-Tarif wurde gestrichen, stattdessen ein Drei-Gigabyte-Tarif für 15 Euro eingeführt. Für den gleichen Betrag erhielt man zuvor vier Gigabyte ungebremstes Datenvolumen.

Drei hält Ergebnisse der Studie für fehlerhaft
In einer ersten Stellungnahme nennt Drei die Studie ein "sehr theoretisches Modell, welches die Marktwirklichkeit in keinster Weise widerspiegelt". Die teils stattlichen Preissteigerungen in der Studie seien das Resultat mehrerer Fehler auf beiden Seiten. Dass es nun weniger Tarife gebe, sei Folge der geringen Nachfrage nach Verträgen mit besonders geringem Datenvolumen.

Rewheel habe Daten falsch interpretiert und ohne Rücksprache mit dem Mobilfunker fehlerhafte Daten von der Drei-Homepage übernommen. Zudem habe Rewheel Tarife kombiniert, um die für die Studie notwendigen Kriterien zu erfüllen, was zu "einem viel zu hohen Preisniveau" führe. Man arbeite mit Rewheel intensiv daran, die Daten zu berichtigen.

Laut Drei sind die Tarife nach der Fusion mit Orange stabil geblieben. Die neuen "Hallo"-Tarife würden ziemlich genau den zuvor verfügbaren "Superphone"-Tarifen entsprechen. Von einer 60-prozentigen Preissteigerung am österreichischen Mobilfunkmarkt könne keine Rede sein, vereinzelt seien die Kosten laut Drei sogar gesunken.

Durchschnittsnutzer zahlt laut Studie fünf Euro mehr
Der Durchschnittsbenutzer, der ein Datenpaket mit mehr als zwei Gigabyte Traffic will, zahlt dem Marktforscher zufolge nun dennoch zwischen 15 und 20 Euro für seinen SIM-only-Tarif. Zuvor waren es zwischen zehn und 15 Euro.

Mit diesem Preisniveau sei Drei im europäischen Vergleich zwar immer noch vergleichsweise günstig unterwegs, den Titel des billigsten österreichischen Mobilfunkers müsse das Unternehmen der Einschätzung der finnischen Analysten zufolge jedoch an T-Mobile abtreten.

Rewheel hält EU-Bedenken für gerechtfertigt
Die Preissteigerungen bei Drei würden zudem zeigen, dass die EU-Wettbewerbshüter im Dezember 2012 richtig lagen, als sie angaben, die Fusion der beiden Mobilfunker werde Preissteigerungen nach sich ziehen.

"Wir denken, dass sich die EU-Kommission diesen Fall genau ansehen sollte, wenn in Zukunft Fälle besprochen werden, bei denen die Zahl der Mobilfunker von vier auf drei reduziert wird, zum Beispiel in Deutschland und Irland", so das Fazit in dem Mobilfunk-Report.

In Deutschland wird derzeit die Fusion der beiden Mobilfunker O2 und E-Plus diskutiert. Die in den Raum gestellten Preissteigerungen nach der Orange-Drei-Fusion würden von den Kartellwächtern im Nachbarland ebenfalls mit großem Interesse verfolgt, berichtet die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt".

Netzzusammenlegung wird noch Monate dauern
Drei selbst sieht die Fusion naturgemäß weniger kritisch. Dass das Preisniveau immer noch stimme, sehe man am großen Andrang in den Shops des Mobilfunkers. Derzeit arbeite man nun daran, die Netz- und Geschäftszusammenlegung abzuschließen. "Mit diesem Wechsel gehen gewaltige Umstellungen einher", heißt es von Drei. Besonders die Netzzusammenlegung sei ein komplexes Vorhaben und nicht von heute auf morgen abzuschließen.

In einem ersten Schritt habe man die bisherigen Orange-Kunden bereits in das nationale Roaming-Abkommen mit T-Mobile aufgenommen, als nächstes sollen die 3G-Netze von Orange und Drei zusammengelegt werden. Das braucht Zeit: Bis der Vorgang abgeschlossen ist, werde es noch bis Ende 2014 dauern, so Drei.

Derweil versucht man, dem Ansturm der Kunden Herr zu werden. Längere Wartezeiten bei Anrufen bei der Drei-Hotline sind für Kunden mit Fragen zu erwarten. "Die Kollegen arbeiten auf Hochtouren, um die enorme Anzahl an Anfragen zu bearbeiten", so ein Drei-Sprecher gegenüber krone.at. Sollte es zu längeren Wartezeiten kommen, bitte man um Verständnis.

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