MWC in Barcelona

Die Trends und Neuheiten der Mobilfunk-Messe

Elektronik
27.02.2012 10:58
Von Montag bis Donnerstag ist Barcelona einmal mehr die Hauptstadt der Mobilfunk-Welt: Die boomende Branche versammelt sich zu ihrem wichtigsten jährlichen Treffen, dem Mobile World Congress. Im Mittelpunkt steht heuer neben größeren Displays, leistungsstärkeren Prozessoren und verbesserten Kameras vor allem der neue Mobilfunkstandard LTE. krone.at verrät, welche Neuheiten die Hersteller bereithalten und welche Handy-Trends in diesem Jahr noch anstehen.

Ein zentraler Akteur der Branche fehlt in Barcelona auch in diesem Jahr: Apple, der Konzern, der mit seinem iPhone 2007 die Smartphone-Revolution erst richtig losgetreten hatte und bis heute einen großen Teil der Gewinne einheimst, setzt seit jeher auf hauseigene Veranstaltungen.

Ohne Apple wird der Mobile World Congress daher erneut von Googles Android dominiert. Das Betriebssystem hält fast die Hälfte des Smartphone-Marktes, die meisten neuen Geräte in Barcelona laufen mit Android. Nachdem die Android-Smartphones und Apples iPhones im vergangenen Quartal zusammen drei Viertel des Marktes besetzt hatten, stehen die restlichen Plattformen entsprechend unter Druck.

Nokia bringt Billig-Lumia
Aufmerksam beobachtet wird in Barcelona daher der Handy-Weltmarktführer Nokia. Die Finnen sind bei den lukrativen Smartphones massiv hinter Rivalen wie Apple und Samsung zurückgefallen. Vor einem Jahr zog der neue Firmenchef Stephen Elop deshalb die Reißleine und sprang von der "brennenden Nokia-Plattform" ins Boot seines früheren Arbeitgebers Microsoft mit dem Betriebssystem Windows Phone. Im November kamen die ersten Mobiltelefone auf den Markt, bis Jahresende wurden eine Million Geräte verkauft. Zu wenig, um gegen die Konkurrenz zu bestehen oder den Marktanteil von Windows Phone aus dem Quotentief zu heben.

Am Montag präsentierte der finnische Konzern daher mit dem "Lumia 610" ein besonders preisgünstiges Windows-Phone, das im zweiten Quartal zum Kampfpreis von rund 190 Euro auf den Markt kommen soll. Inkludiert ist "Nokia Transport", eine Öffi-App für 500 Städte, die erstmals auf einem Lumia installiert ist. Ebenfalls angekündigt wurde das in den USA bereits erhältliche Flaggschiff "Lumia 900" (siehe Infobox), das im zweiten Quartal für rund 480 Euro nach Europa kommen soll - allerdings ohne LTE-Unterstützung. Im Gegensatz zu den USA seien die Netze in Europa noch nicht genügend für den neuen Mobilfunkstandard ausgebaut, hieß es zur Begründung.

Dass man bei Nokia neben Windows Phone auch weiterhin auf das hauseigene Symbian setzt, unterstreichen die Finnen mit dem neuen Smartphone-Modell "808 Pure View". Dessen Besonderheit: eine 41-Megapixel-Kamera (siehe Infobox). Damit die Bilddateien trotz der vielen Pixel kompakt gehalten werden können, werden die Daten mittels spezieller Software komprimiert, wie der Hersteller erklärte. Das Telefon bekommt zudem räumlichen Dolby-Digital-Mehrkanalton. Gespeichert werden die Bilder auf dem 16 GB großen Speicher (bis 48 GB erweiterbar) des 18 Millimeter dicken Handys, das für rund 540 Euro in die Läden kommen soll.

Beamer-Smartphone und Handy-Tablet-Hybrid bei Samsung
Der Rivale Samsung, dessen Atem Nokia schon im Nacken spürt, feuerte einen Teil seiner Neuheiten bereits am Sonntag ab. Zum Vorschein kamen der neue Tablet-Computer "Galaxy Tab 2" (siehe Infobox), der gegen das für Frühjahr erwartete nächste iPad-Modell von Apple antreten soll, sowie das Smartphone "Galaxy Beam" mit eingebautem Projektor (siehe Infobox). Ebenfalls angekündigt wurden Nachfolger der populären Modelle "Galaxy Ace" und "Galaxy mini". Für den größten Gesprächsstoff dürfte allerdings eine Version des Smartphones "Galaxy Note" in iPad-Größe sorgen: das "Galaxy Note 10.1". Der Handy-Tablet-Hybrid soll die Funktionalität und Praktikabilität zweier "Device-Welten" verknüpfen und ab dem Sommer samt Android 4.0 in Österreich erhältlich sein. Preis: noch unbekannt.

Padfone von Asus ab April im Handel
Ähnliches zeigt auch Asus mit seinem "Padfone", einer Kreuzung aus Smartphone und Tablet, die im April auf den Markt kommen soll. Die Besonderheit: Bei Bedarf kann beim Padfone das Handy an der Rückseite des Tablets angedockt werden. Eine Version, die den schnellen Mobilfunkstandard LTE unterstützt, soll im Herbst in den Handel kommen.

Das Gerät läuft mit der neusten Android-Version 4.0 und ist mit einem Snapdragon-S4-Prozessor von Qualcomm ausgestattet. Das Mobilteil hat ein 4,3 Zoll großes Display. Nach dem Einstecken in die Dockingstation wird die Bilddarstellung automatisch auf das Tablet-Display übertragen.

Asus zeigt zudem einen Stift, der dank eines eingebauten Mikrofons außer zum Schreiben auf dem Display auch zum Telefonieren genutzt werden kann. Einen Preis für die Kombi-Erfindung nannte der taiwanesische Hersteller zunächst nicht.

HTC mit neuer Produktfamilie "One"
Der Mitbewerber HTC will sich mit neuen Technologien und leistungsfähigen Geräten im stark umkämpften Markt behaupten. In Barcelona stellt der taiwanesische Hersteller mit der "HTC One"-Serie eine neue Produktfamilie mit Googles Betriebssystem Android vor, die sich durch eine besondere Audioqualität und verbesserte Kamerafunktionen von der Konkurrenz absetzen soll. Die Geräte – das "One X", das "One S" und das "One V" - sollen die derzeit beste Kamera bieten, die auf dem Smartphone-Markt verfügbar ist, und auch bei künstlichem Licht bessere Bilder ermöglichen. So soll ein spezielles blaues Glas Störeffekte herausfiltern. Zudem verspricht der Hersteller "superschnelle Aufnahmen" sowie die Möglichkeit, während der Videoaufnahme auch zu fotografieren.

Schwerpunkt LTE
Ein weiterer Schwerpunkt bei HTC ist das Thema LTE, das auch der Mitbewerber LG Electronics mit seinen neuesten Smartphones verfolgt. Das erste HD-fähige Smartphone mit dem schnellen Mobilfunkstandard wollen die Südkoreaner im zweiten Quartal auf den Markt bringen. Der Nachfolger des UMTS-Datenfunks verspricht noch höheres Tempo und mehr Kapazität. Allerdings sind die Netze für die vierte Mobilfunk-Generation erst im schrittweisen Aufbau, Smartphones mit LTE noch relativ rar - und ihre Besitzer klagen auch noch über besonders schnell leergesaugte Akkus. Die Branche sieht jedoch auch angesichts des immer weiter steigenden Datenverkehrs keine Alternative zum LTE-Ausbau.

Sony verknüpft Smartphones mit Unterhaltungsdiensten
Den Datenverkehr weiter anheizen dürfte auch Sony. Nach der Komplettintegration der Handy-Sparte in den Konzern wollen die Japaner jetzt mit vernetzten Unterhaltungsdiensten durchstarten. Bereits am Sonntag stellte Sony die Smartphone-Modelle "Xperia P" und "Xperia U" vor, die an Musik- und Video-Angebote des Unternehmens angebunden sind. Die fürs zweite Quartal angekündigten Mobiltelefone sind ein wichtiger Baustein im Plan des nächsten Sony-Chefs Kazuo Hirai, der die Angebote des Konzerns besser miteinander vernetzen und den schwächelnden Konzern dadurch wieder nach vorne bringen will.

Billigere Smartphones aus China
Erschwert werden könnte dies allerdings durch einen neuen Trend aus China: billigere Smartphones. Vor allem die Hersteller ZTE und Huawei stehen an der Spitze dieser Bewegung, die den Mobilfunkmarkt noch weiter umkrempeln dürfte. Mit neuen Bauteilen lassen sich Android-Smartphones für weniger als 100 Dollar produzierenn einfachen Handys den Rang ablaufen. Kurz vor der Messe in Barcelona gaben ZTE und Huawei Milliarden-Deals mit Chip-Lieferanten wie Qualcomm und Broadcom bekannt - ein Zeichen für einen bevorstehenden Angriff. Mit dem "Ascend D" stellte Huawei zudem das nach eigenen Angaben weltweit schnellste Smartphone vor. Angetrieben wird dieses von einem 1,5 GHz starken Quad-Core-Prozessor.

Hoffen auf neue NFC-Impulse
Während in Barcelona fast überall auf mehr Leistung, mehr Pixel und größere Displays gesetzt wird, ist es um NFC zuletzt etwas ruhiger geworden. Im Vorjahr stand die Funktechnik noch im Rampenlicht, das Portemonnaie im Handy schien damit greifbar nahe. Ein Jahr später ist die Begeisterung deutlich abgekühlt: Immer noch sind erst wenige NFC-taugliche Smartphones auf dem Markt, die Anzahl mobiler Bezahldienste ist überschaubar, und zuletzt sorgten dann auch noch Berichte über Sicherheitslücken für schlechte Stimmung. Hier bleibt abzuwarten, welche neuen Impulse der Mobile World Congress setzen kann.

Microsoft veröffentlicht Windows-8-Beta
Impulse der anderen Art dürfte jedenfalls Microsofts kommendes Windows 8 setzen. Eine Vorabversion seines nächsten Betriebssystems (siehe Infobox) will der Konzern am Mittwoch vorstellen. Dass der Softwareriese dafür die Mobilfunkmesse in Barcelona ausgesucht hat - und nicht etwa die klassische Computermesse CeBIT nur wenige Tage später in Hannover - macht die Prioritäten für die Zukunft deutlich. Das nächste Windows soll nicht nur auf PCs, sondern auch auf den boomenden Tablets laufen.

Spekulationen über Nexus-Tablet von Google
Microsoft tritt damit in direkte Konkurrenz zu Apple und Google. Schon seit einiger Zeit wird spekuliert, der Suchmaschinengigant könnte in Barcelona eine Art Referenz-Tablet auf Android-Basis unter dem Nexus-Markennamen zeigen. Der Internetkonzern lieferte bisher keine Hinweise darauf, die Gerüchte halten sich dennoch hartnäckig.

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