Aus Kriegsgebieten

Dänischer Film: Nokia verbaut Blutmineralien

Elektronik
22.11.2010 15:13
Der finnische Handyhersteller Nokia ist durch einen neuen Dokumentarfilm des Dänen Frank Poulsen erneut unter Verdacht geraten, trotz gegenteiliger Behauptungen sogenannte Blutmineralien aus dem Kongo in seinen Produkten zu verwenden. Poulsen stellte seinen Film "Blood In The Mobile" (Blut im Handy) vergangene Woche auf dem Dokumentarfilmfestival in Amsterdam vor. Darin geht es um das seltene Mineral Coltan, das hauptsächlich in dem umkämpften zentralafrikanischen Land abgebaut wird.

Der Kampf um die Ausbeutung von Coltan wird vielfach für kriegerische Auseinandersetzungen und systematische Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht. Allein in den Bürgerkriegen im Kongo dürften Schätzungen zufolge rund 5 Millionen Menschen getötet und Hunderttausende Frauen vergewaltigt worden sein.

Das finnische Fernsehen will "Blood In The Mobile" Anfang Dezember ausstrahlen. Der Filmemacher, der laut eigener Angabe selbst ein Nokia-Handy besitzt, zeigte sich vergangene Woche in einem Interview im finnischen Fernsehen YLE von der Informationspolitik und der Reaktion des finnischen Konzerns enttäuscht.

Er habe sich während der Produktion des Films rund ein Jahr lang vergeblich bemüht, aus dem Nokia-Hauptquartier in Espoo konkrete Antworten auf seine Fragen zu bekommen. Stattdessen sei er immer wieder auf die allgemein und unverbindlich formulierten Informationen auf der Nokia-Homepage verwiesen worden oder habe "schablonenhafte Kurzantworten" per E-Mail erhalten.

Herkunft der verbauten Mineralien offenbar unklar
In dem Film meldet sich letztlich doch ein Nokia-Verantwortlicher zu Wort, der trotz aller Beteuerungen über besondere Sorgfalt und Soziale Unternehmensverantwortung ("Corporate Social Responsibility") nicht garantieren kann, dass der Konzern kein Coltan aus kongolesischen Minen verwendet.

China und Finnland importieren Stoffe fragwürdiger Herkunft
In einer mittlerweile nicht mehr am Netz befindlichen Web-Information hatte Nokia behauptet, Coltan großteils aus China zu beziehen. Dort kommt das Mineral aber kaum vor. Die finnische Tageszeitung "Turun Sanomat" schrieb am Freitag, dass sowohl China als auch Finnland zu den fünf wichtigsten Exportnationen der Demokratischen Republik Kongo zählen. Finnland importierte laut Außenhandelsstatistik in den ersten acht Monaten dieses Jahres direkt aus dem Kongo Waren im Wert von 57,6 Millionen Euro. Damit ist der Kongo nach Südafrika der zweitwichtigste Handelspartner in Afrika.

Auch Konsumenten in der Kritik
Poulsen kritisiert in seinem Film und erneut in dem TV-Interview nicht nur Nokia in seiner Eigenschaft als Handy-Marktführer sondern die gesamte Elektronikbranche, Produktionskette und Handel miteingeschlossen. Letztlich seien auch die Konsumenten von Geräten mit verantwortlich, in denen "Blutmineralien" wie Coltan verwendet werden.

Lob für Nokia wegen Engagement gegen Kinderarbeit
Nokia engagiere sich einerseits löblich gegen Kinderarbeit, sagte der Däne im TV-Interview. Der Kampf um Marktanteile im Handy-Geschäft sei jedoch "hart und brutal". Es müssten daher Gesetze geschaffen werden, um einen derartig rücksichtslosen Wettbewerb zu unterbinden: "Soziale Unternehmerverantwortung" ist nicht genug", so Poulsen in dem Interview.

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