LTE-Frequenzen

Blockiert das Handynetz bald unser privates WLAN?

Elektronik
26.02.2016 10:02

Die Mobilfunker haben ein Problem: Gerade erst hat man den Datenturbo LTE zum Produkt für die Massen ausgebaut und Milliarden in die dafür nötigen Lizenzen gesteckt, da wächst die Menge der Daten schon wieder so rasant weiter, dass es neue Lösungen braucht. Eine Idee: Um mehr Daten übertragen zu können, könnte man in neue Frequenzbereiche im 5-Gigahertz-Bereich ausweichen. Doch diese Frequenz wird bereits von WLAN besetzt - und die Routerhersteller befürchten, dass der Mobilfunk private WLAN-Netzwerke stören könnte.

Wer einen schnellen Router und das passende Endgerät dazu hat, surft im WLAN mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der 5-Gigahertz-Frequenz. WLAN-Router, die nach den Standards "ac" oder "n" funken, erzielen erst auf dieser Frequenz ihre besonders hohen Datenraten. Wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtet, fürchten die Hersteller solcher Highspeed-Router nun, dass ihnen die Mobilfunker ihre Frequenzen streitig machen könnten.

WLAN-Industrie ist skeptisch
Ralf Koenzen, Chef beim WLAN-Spezialisten LANCOM, sagt im Gespräch mit der Zeitung: "Es besteht die Gefahr, dass WLAN-Verbindungen durch die neue Mobilfunktechnik gestört werden." Beim Berliner Netzwerktechnikunternehmen AVM sieht man das ähnlich. "Klar ist, wenn eine Frequenz belegt ist, kann sie nicht von einem zweiten Dienst genutzt werden", klagt ein AVM-Sprecher. LANCOM und AVM ist es ein Dorn im Auge, dass sie nicht in die Überlegungen der Mobilfunker eingebunden werden und diese möglichst rasch in den 5-Gigahertz-Bereich vordringen wollen.

Die Mobilfunker betonen, Vorkehrungen treffen zu wollen, damit künftiger LTE-Funk keine privaten WLAN-Netze sabotiert. Geräte, die auf den neuen Frequenzen funken, sollen die Technik "Listen Before Talk" beherrschen - also erst lauschen, ob die Frequenz verfügbar ist, bevor sie Daten darüber transferieren. Ist die Frequenz nicht frei, soll das Gerät dagegen bei den verfügbaren Frequenzen bleiben.

Mobilfunkausrüster beschwichtigen
Hersteller von Mobilfunktechnologie wie der US-Konzern Qualcomm und die deutsche Telekom haben das in Deutschland bereits getestet - eigenen Angaben zufolge mit Erfolg und ohne WLAN-Störungen. "Die zusätzliche Bandbreite der Verbindung im unlizenzierten 5-GHz-Spektrum wirkt wie ein Turbolader für die LTE-Verbindung", heißt es von Qualcomm. Und der Mobilfunkausrüster Ericsson: "Wir haben das im Griff, es wird keine Störungen geben."

Die WLAN-Industrie glaubt diesen Versprechen nicht so recht. Die bisherigen Tests wurden nicht unter Realbedingungen durchgeführt, gerade in größeren Städten wird die 5-Gigahertz-Frequenz bereits von vielen privaten WLAN-Netzwerken besetzt. Das gelte es zu berücksichtigen und hinreichend zu prüfen. Es brauche transparente Tests, in welche die WLAN-Industrie einbezogen werden muss, fordert der LANCOM-Chef. Sonst sei nicht zu gewährleisten, dass der Mobilfunk bei Nutzung zusätzlicher unlizenzierter Frequenzen nicht das heimische WLAN störe.

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