Notsystem versagte

Blackberry-Kunden über anhaltende Ausfälle verärgert

Elektronik
13.10.2011 11:50
Eigentlich sollte das Blackberry-Netz langsam wieder normal funktionieren, doch die Klagen über Aussetzer mehren sich. "Ich raste aus. Drei Tage lang sind die Dienste jetzt schon ausgefallen", beschwerte sich ein niederländischer Nutzer am Mittwoch im Onlineforum "Crackberry". Sein Blackberry Bold sei momentan nicht mehr wert als ein uraltes Nokia 3310 - mit anderen Worten: Viel mehr als telefonieren und SMS schreiben geht nicht. "Es ist eine verdammte Schande."

Nutzer in vielen Ländern, auch Österreich, schlagen sich seit Montag damit herum, dass sie über lange Strecken keine E-Mails senden und empfangen können, dass das Surfen im Web quälend langsam ist und dass der Kurznachrichtendienst Blackberry Messenger ruckelt. Dabei hatte Hersteller Research in Motion (RIM) zwischenzeitlich erklärt, dass die Dienste zumindest teilweise wieder funktionieren sollten.

Das Unternehmen hielt lange mit den Gründen für die Störungen hinterm Berg und teilte erst am späten Dienstagabend mit, dass ein Netzwerkverteiler (Switch) ausgefallen sei. Dadurch hingen jetzt viele Nachrichten fest und könnten nicht ausgeliefert werden. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Rückstau aufzulösen und den normalen Service so schnell wie möglich wieder herzustellen."

Es ist nicht mal der Ausfall selbst, der die Nutzer zur Weißglut treibt, es ist das Schweigen von RIM. "Es ist nun schon gut zwölf Stunden her, dass ich das letzte Mal eine Nachricht auf einem der offiziellen RIM-Kanäle gesehen habe", merkte ein kanadischer Nutzer an. Und ein britischer Leidensgenosse fügte hinzu: "Es ist eine Ironie, dass ausgerechnet ein Unternehmen, dass sein Geschäft rund um Nachrichten gebaut hat, nicht in der Lage ist, eine Nachricht an seine Nutzer abzusetzen, was los ist."

Auf der Blackberry-Website fand sich am Mittwoch nur mit viel Mühe ein Hinweis auf die Störungen, auf seiner Facebook-Website setzte RIM bis zum Mittwochnachmittag ganze drei Mitteilungen zum Stand der Dinge ab, und selbst auf dem schnellen Kurznachrichtendienst Twitter lagen Stunden zwischen den einzelnen Statusmeldungen. Dabei weiteten sich die Störungen immer mehr aus.

Zuerst schienen die Probleme nur auf Europa, den Nahen Osten und Afrika begrenzt. Später räumte RIM zudem Aussetzer in Indien und einigen südamerikanischen Ländern ein. Mittlerweile trudeln auf dem Portal "Crackberry" auch Beschwerden von Nutzern aus Kanada, Mexiko, den USA und weiteren Ländern ein.

Kommunikation über eigene Server
Bei den Blackberrys laufen die mobilen Internetdienste über firmeneigene Rechenzentren. Das System gilt als besonders sicher gegen Schnüffelattacken von außen, weshalb es bei Firmenkunden und Behörden beliebt ist. Allerdings können technische Störungen auch Millionen von Kunden gleichzeitig von der Außenwelt abschneiden. RIM erklärte, dass das eigentlich für solche Fälle vorgesehene Notsystem versagt habe.

Reparaturversuch gescheitert
Erschwerend kommt hinzu, dass ein Reparaturversuch offenbar fehlgeschlagen ist. Nach dem Austausch der defekten Teile am Dienstag habe das System nach dem Hochfahren nicht wie erwartet reagiert, sagte RIM-Manager Rory O'Neil der britischen Technologie-Website "V3". "Das Hauptproblem besteht darin, wie unsere Datenzentren miteinander kommunizieren." Er könne nicht mal genau sagen, welche Dienste genau von den Störungen betroffen seien.

Aktionäre für Fusion oder Verkauf von RIM
Für RIM kommen die Ausfälle gänzlich ungelegen. Der kanadische Hersteller verliert immer weiter an Boden gegen Apples iPhone und die diversen Smartphones mit Googles Android. Zuletzt musste RIM in einem boomenden Markt sogar erstmals einen Verkaufsrückgang hinnehmen. Anteilseigner drängen nun auf eine Aufspaltung des Smartphone-Pioniers.

"Blackberry würde gut zu Microsoft oder Facebook passen", sagte Vic Albioni, Chef des RIM-Aktionärs Jaguar Financial, dem "Handelsblatt" vom Donnerstag. "Aber auch Hewlett-Packard oder Oracle kämen in infrage", sagte der Manager, der nach eigenen Angaben 13 Investoren mit gut acht Prozent der Stimmrechte vertritt.

Nach Ansicht von Albioni wären strategische oder Finanzinvestoren bereit, einen kräftigen Aufschlag zum derzeitigen Aktienkurs von rund 25 Dollar zu zahlen. Als Option betrachtet er auch die Aufspaltung des Unternehmens in die drei Bereiche Netzwerk, Geräteentwicklung und Patente.

Als ersten Schritt schlägt Albioni jedoch einen neuen, unabhängigen Aufsichtsrat vor, der auch mit IT-Experten besetzt werden sollte. Albioni warf dem Management vor, sich nicht auf das Kerngeschäft konzentriert zu haben. "Am Ende hat die Firma nur noch auf die Entwicklung reagiert."

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele