Note-7-Debakel

Beobachter fürchten Imageschaden für Südkorea

Elektronik
19.10.2016 09:09

Das Aus für das Pannen-Smartphone Galaxy Note 7 kommt für den Technologie-Riesen Samsung wie für Südkorea zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Beobachter befürchten, die Probleme mit dem Gerät, das eigentlich ein Vorzeige-Smartphone werden sollte, könnten nicht nur Samsungs Image schaden, sondern auch auf Südkoreas Ruf als High-Tech-Standort abfärben.

Die Antworten auf die Frage, inwieweit sich der Smartphone-Rückruf auf das Land auswirken könne, fallen vorsichtig aus. "Das ist nicht leicht vorauszusagen", sagt etwa Wi Pyoung Ryang vom Forschungsinstitut für Wirtschaftsreformen in Seoul. Aber Samsung sei natürlich ein Unternehmen, das weltweit vom Kundenvertrauen abhänge. "Und es ist ein Unternehmen, das Korea repräsentiert." Insofern könnten die Probleme mit dem Smartphone, wenn auch nur zu einem gewissen Grad, auf das Südkorea-Bild im Ausland abfärben.

Auch Kang Du Yong vom staatlichen Koreanischen Institut für Industrie, Wirtschaft und Handel misst Samsung eine große Bedeutung für den Handel und die Industrie des Landes zu. Es sei aber eine Krise für Samsung, "nicht für Korea".

Allerdings stemmt sich die Regierung derzeit mit allen Kräften gegen die Wachstumsschwäche. Die Exporte - normalerweise die Triebkraft der Wirtschaft - gingen im September erneut zurück, nachdem sie im August erstmals seit 20 Monaten wieder gestiegen waren. Neben anderen Faktoren wie etwa Streiks in der Autoindustrie machte das Handelsministerium auch den Rückruf des Note 7 wegen Brandgefahr bei den Akkus dafür verantwortlich.

Aushängeschild Koreas
Samsung ist die wertvollste Marke des Landes, die Produkte des Elektronikherstellers gehören zu den wichtigsten Exportgütern und prägen das Bild eines technikversessenen Landes mit, das Ausländer von Südkorea haben. "Psychologisch ist Samsung für die Koreaner das Aushängeschild, und es ist ein Unternehmen, das sich ein gewisses Branding erarbeiten konnte", sagt der Leiter von Germany Trade and Invest, der Außenwirtschaftsagentur Deutschlands in Südkorea, Alexander Hirschle.

Nicht existenzbedrohend, aber imageschädigend
Einig sind sich die Analysten, dass die Smartphone-Krise für das Unternehmen keine existenzbedrohende Dimensionen annimmt, aber empfindliche Kratzer an seinem Image hinterlassen wird. Samsung hatte das erkannt, als sich nach der ersten Rückrufaktion im September erneut Verbraucher mit Beschwerden meldeten, dass auch vermeintlich sichere Note-7-Austauschgeräte in Flammen aufgingen. Der Apple-Konkurrent stellte daraufhin nicht nur den weltweiten Verkauf, sondern gleich die ganze Produktion ein.

China im Rücken
Für Samsung kommt das Debakel auch deshalb zu einem kritischen Zeitpunkt, da sich das Unternehmen angesichts wachsender Konkurrenz aus China unter großem Druck befindet. Hirschle sieht die Probleme mit dem Samsung-Smartphone dann auch von einer grundsätzlichen Seite. "Samsung ist symptomatisch für die gesamte südkoreanische Wirtschaft." Früher habe Südkorea damit Erfolg gehabt, bestehende Produkte auf hoher Qualitätsstufe, aber zu einem attraktiven Preis zu kopieren. Doch mittlerweile habe man mit China einen Konkurrenten im Rücken, der nach ähnlichem Muster vorgehe, aber über eine größere Marktmacht verfüge.

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