Rundumschlag

Apple-Chef Jobs bringt Konkurrenz gegen sich auf

Elektronik
20.10.2010 15:12
Blackberry, Google, HTC, Motorola und Adobe - in einem ungewöhnlichen Rundumschlag hat Apple-Vorstandschef Steve Jobs kaum einen Konkurrenten von direkter oder indirekter Kritik verschont. Die Reaktionen fielen verwundert bis verärgert aus - und machen eine tiefe Kluft in der IT-Branche deutlich: Apple geht kompromisslos seinen eigenen Weg, die Herausforderer setzen auf Offenheit und Vielfalt.

"Der Versuch von Apple, das Umfeld zu kontrollieren und eine geschlossene Plattform zu pflegen, mag gut für Apple sein", erklärte am Dienstag (Ortszeit) einer der beiden Vorstandsvorsitzenden des kanadischen Blackberry-Herstellers Research In Motion (RIM), Jim Balsillie, in einer schriftlichen Mitteilung an Journalisten. Aber "Entwickler wollen mehr Optionen, und Kunden wollen einen umfassenden Zugang zur überwältigenden Mehrheit von Web-Sites, die Flash verwenden."

Die fehlende Unterstützung der Multimedia-Technik Flash durch Apple ist einer der Punkte, an dem die bereits erschienenen oder geplanten Alternativen zum Tablet-Computer iPad ansetzen. Ohne den Flash-Entwickler Adobe namentlich zu nennen, ging Jobs bei der Vorstellung der Apple-Rekordbilanz am Montag betont locker mit dieser Kontroverse um: "Flash hat überhaupt keine Probleme gemacht, wie Sie wissen. Die meisten Videos im Web sind nun in HTML5 erhältlich."

Attacke gegen Googles Android
Mehr Zeit ließ sich Jobs mit seiner Attacke gegen Google. Dessen Handy-Betriebssystem Android hat das iPhone beim Smartphone-Absatz in den USA nach jüngsten Zahlen des Marktforschers Nielsen überholt. "Android ist sehr fragmentiert", also ohne einheitliche Standards, hielt der Apple-Chef der Konkurrenz entgegen. Tatsächlich wird Android von mehreren Herstellern wie HTC und Motorola eingesetzt und kann als Open-Source-System von jedem Anbieter an eigene Bedürfnisse angepasst werden.

"Steve Jobs hat völlig Recht", sagt dazu der Vorstandschef des kalifornischen Internet-Anbieters Evernote, Phil Libin, der Nachrichtenagentur dpa. "Es ist viel einfacher, für iOS zu entwickeln", also für das Betriebssystem von iPhone, iPad und iPod Touch. "Android wächst schnell, und es gibt sicherlich eine gewisse Art von Fragmentierung." Aber Jobs habe nur von den Nachteilen gesprochen, nicht von den Vorteilen von Android: "Es gibt Schnittstellen und Möglichkeiten, die es bei iOS nicht gibt."

Als Kronzeugen für die Probleme von Android-Entwicklern führte Jobs die vielgenutzte Twitter-Software TweetDeck an. Der Vorstandschef von TweetDeck, Iain Dodsworth, twitterte danach allerdings: "Wir haben nur 2 Jungs, die Tweetdeck für Android entwickeln, das zeigt, wie unwichtig das Thema Fragmentierung ist."

Android-Chefentwickler schlägt zurück
Der bei Google für Android zuständige Chefentwickler Andy Rubin reagierte auf seine Weise auf die Attacke von Steve Jobs. Auf dessen Frage, was denn überhaupt die oft angeführte Offenheit von Android sei, antwortete Rubin in seinem ersten Tweet mit fünf Unix-Befehlen, die für die Einrichtung von Android auf einem Linux-System nötig sind - anschließend kann jeder das Handy-Betriebssystem mit eigenen Ideen weiterentwickeln, was beim iOS von Apple nicht möglich ist.

Auch am Mittwoch blickte die IT-Branche wieder gespannt nach Cupertino in Kalifornien. Am dortigen Firmensitz wollte Jobs am Abend unter dem Motto "Back to the Mac" (Zurück zum Mac) Neuheiten vorstellen. Erwartet wurde unter anderem ein erster Ausblick auf eine neue Version des Betriebssystems Mac OS X für die Schreibtischcomputer und Notebooks von Apple - auf den Schneeleoparden der jetzt aktuellen Version folgt dann mit dem "Lion" der König der Tiere.

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