Meine Geschichte

“Zuversicht ist das Schlüsselwort”

Gesund
28.07.2016 16:19

In ihrem 17.000 m² großen Garten lässt Margarita Auer die Natur selbst Regie führen. Lesen Sie das Protokoll einer Frau, die den Wert des einfachen Lebens für sich entdeckt hat.

Es war ein Dornröschengarten, märchenhaft, romantisch, ja poetisch, der mich geprägt hat. Ein Sehnsuchtsort. Es war der wilde, ungezähmte Garten meines Mentors. Er hat mich vor 30 Jahren in der Anstalt für Heilpflanzen in Korneuburg ausgebildet. Ich hatte gerade mein Landwirtschaftsstudium beendet.

Von einem Spross der Ottakringer Bierdynastie, Tochter eines Diplomaten und einer Künstlerin, hatte man sich eine andere Laufbahn erwartet. Und dann auch noch Heilpflanzenkunde! Niemand hat in den 1980er-Jahren etwas davon wissen wollen. Die Pharmaindustrie war im Kommen. Aber wie noch oft in meinem Leben habe ich mich nicht in das System gefügt, wenn es mir nicht eingeleuchtet hat. Als Mädchen hat man mich deshalb aus zwei Schulen geworfen.

Sich und seine Ideen verwirklichen, darum geht es. Das Schlüsselwort heißt Zuversicht. Dann kommt das Gute von allein. In meinem Fall war das mein eigener Garten. Mein Onkel hat ihn mir Ende der 80er überlassen. 17.000 Quadratmeter Natur, mein Universum. Hier wachsen heute an die 200 Heilpflanzenarten, seltene Gemüsesorten. Es gibt zwei Obstwiesen, einen Obstwald. Ich beobachte immer wieder Insekten, die heutzutage nicht mehr in Gärten zu finden sind. Zum Beispiel den seit der Antike bekannten Ölkäfer.

Der Garten ist der größte Luxus
Der Garten ist der größte Luxus für mich. Nicht das, was allgemein als Luxus bezeichnet wird. Ich brauche keine Haubenküche, mir reichen die Erdäpfel vor meiner Türe, mit ein paar Kräutern dazu. Geld bedeutet mir nichts. Ich komme aus reichem Haus, ich weiß, wie arm Besitz machen kann. Geld nimmt die Freiheit und die Leichtigkeit. In meinem schlichten Häuschen gibt es ein altes Radio und wenige Möbel. Zum Waschen reichen Kernseife und Wasser. Wenn man in der Üppigkeit und im Überfluss der Natur lebt, dann rückt die materielle Welt zwangsläufig in den Hintergrund.

In meinen Augen ist die Natur perfekt. Sie ist nicht verbesserungswürdig. Soll man die Natur so lassen, wie sie ist? Das würde ich als Wildnis bezeichnen. Aber die Ordnungsvorstellung des Menschen auf sie zu übertragen, wie ein erweitertes Wohnzimmer, macht einen Friedhof aus ihr. Ich habe einen anderen Weg gewählt, ich schaffe Begegnungsmöglichkeiten.

Ich sehe mich als Gartenfee
Im Mittelpunkt bleibt die Natur. Ich trete zurück, schaue, was passiert. So kann ich beobachten, welche Pflanzen wo wachsen, wann sie wachsen und welche Tiere sie besuchen. Wer eine Brennnessel ausrupft, der vergisst, dass sie der Lebensraum von Schmetterlingen ist. Übertragen aufs Leben heißt das für mich: Die Dinge auch mal fließen zu lassen, nicht alles bestimmen zu wollen.

Ich sehe mich weder als Kräuterhexe noch als Wunderheilerin. Als Gartenfee vielleicht. Das passt auch zu jenem Dornröschengarten, in dem alles vor langer Zeit angefangen hat.

Margaritas Tipps und Infos:  

  • Aus Johanniskraut stelle ich Öl her und lasse es in der Sonne stehen. Das hilft gegen Kreuzschmerzen.
  • Im Sommer brühe ich mir aus Muskateller-Salbei Tee auf. Dann schwitzt man weniger.
  • Teure Kosmetik ist völlig unnötig. Ich pflege mich mit Ringelblumenöl. Das macht die Haut geschmeidig.
  • Weltweit wird über Grenzzäune diskutiert. Die Natur dagegen denkt nicht daran, sich zu begrenzen. Stattdessen ist sie ununterbrochen dabei, sich anzupassen.

Haben Sie auch ein Schicksal gemeistert und können damit anderen Mut machen? Dann schreiben Sie bitte an: brigitte.quint@kronenzeitung.at

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