Meine Geschichte

Übergewicht: “Zuchtschwein war noch harmlos”

Meine Geschichte
09.11.2016 19:59

148 Kilo bringt Elisabeth auf die Waage. Dann speckt die Pensionistin 63 Kilo ab. Das Protokoll einer Frau, die nicht mehr dick sein wollte.

Da gab es diesen Albtraum, der mich nachts gequält hat: Ich liege krank im Bett, muss ins Spital. Meine Familie alarmiert die Feuerwehr. Die kommt dann mit einem Kran, um mich zu bergen. So dick, wie ich bin, passe ich nämlich durch keine Türe mehr. Wenn auch nicht real. Aber weit hergeholt war dieses Szenario nicht. Mit 148 Kilo bei einer Größe von 1,52 Meter war ich doppelt so breit wie hoch. Zwar konnte ich das Haus noch verlassen. Aber jeder Schritt in die Welt der Normalgewichtigen war körperlich wie seelisch ein Spießrutenlauf.

Im Kaffeehaus musste ich zwei Sessel und Tische zusammenrücken, um Platz zu haben. Im Theater oder Kino geht das nicht, deshalb hieß es dort für Menschen wie mich: Bitte draußen bleiben.

Röntgenbilder auf der Veterinärmedizin
Wie man von einer Dicken ein Röntgenbild macht? Auf der Veterinärmedizin. Falls man einen Radiologen findet, der einen dorthin begleitet. Doch das ist alles nichts im Vergleich zu den Sprüchen, die ich mir anhören musste. Zuchtschwein war noch harmlos. Von den permanenten Blicken der Passanten oder dem Getuschel ganz zu schweigen.

Besonders hart hat es mich getroffen, wenn ich mit meinen Mädchen unterwegs war. Natürlich haben sie sich geschämt mit mir. Besonders als sie in der Pubertät waren.

Wer so viel frisst, hat keine Selbstdisziplin
Warum ich ihnen das angetan habe? Warum ich mir das angetan habe? Ich war ja selber schuld, oder? Wer ein Wurstsortiment wie der Meinl am Graben daheim hat und von früh bis spät frisst - ja frisst! - , der hat keine Selbstdisziplin. Ich kenne diese Vorurteile. So einfach ist es aber nicht.

Meine Probleme haben durch die Schwangerschaften angefangen. Genau genommen während der Stillzeit. Bei jedem Kind habe ich 25 Kilo zugenommen. Ich war permanent hungrig und unterzuckert. Also habe ich gegessen.

Es gab nur eine Lösung: Magen-OP!
Dann kamen die Diäten. Es gibt keine, die ich nicht kenne. Ich habe 30 Kilo ab- und 40 wieder zugenommen. Weder Radikalkuren, noch Tabletten oder Schuheinlagen, die bestimmte Punkte stimulieren, haben etwas genützt. Von den Ärzten wurde ich als unverbesserliche Frustesserin abgestempelt. Also gab es nur eine Lösung: Operieren! Zuerst habe ich ein Magenband gekriegt, später einen Magenbypass. Im Spital haben dann die Doktoren noch etwas anderes festgestellt: Ich leide an einer genetisch bedingten Zuckerstoffwechselstörung. Die war auch der Grund, warum ich immer so hungrig gewesen bin.

Die OPs haben bewirkt, dass ich schneller satt werde und nach und nach mehr als 60 Kilo abspecken konnte. Spindeldürr bin ich auch heute nicht. Aber weit entfernt von Fettleibigkeit. Seit acht Jahren halte ich mein Gewicht. Ich bin nicht nur leichter, ich fühle mich auch so. Der Albtraum hat ein Ende. Fast sogar ein Happy End.

TIPPS UND INFOS

  • Fettleibigkeit ( Adipositas) ist laut WHO eine chronische und behandlungsbedürftige Erkrankung.
  • In Österreich sind 48 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen übergewichtig. In der internationalen Rangliste belegen wir Platz sechs.
  • Der Verein Adipositas bietet Selbsthilfegruppen in allen Bundesländern an. Die Einzel- Angebote sind unter der Nummer 0664/232 26 24 und www.adipositas-shg.at abrufbar.
  • Magenbypass: Ein Teil des Magens wird abgetrennt, damit Fette und Zucker vermindert aufgenommen werden. Teilweise von der Krankenkassa finanziert.
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