"Überlebensprogramm"

Verlagsgruppe News baut 80 bis 100 Stellen ab

Medien
26.09.2016 11:56

Das Sparprogramm für die Verlagsgruppe News liegt vor. Chef Horst Pirker will insgesamt zehn Millionen Euro an Sach- und Personalkosten einsparen, was auch den Abbau von 80 bis 100 Stellen bedeutet. Sein "Überlebensprogramm" präsentierte er am Montag den Mitarbeitern. Zentraler strategischer Punkt ist die Etablierung von "Ecosystemen".

(Bild: kmm)

"Über die Gruppe um rund zehn Prozent" müsse das Verlagshaus sparen, so Pirker. "Da reden wir über zehn Millionen Euro." Dafür werde ein "hochdifferenziertes Maßnahmenbündel" geschnürt. Einiges stehe schon fest und ist bekannt: So etwa die Abmietung von Etagen im News-Tower am Donaukanal, "allein das bringt im kommenden Jahr 1,3 Millionen Euro".

Die Personalkosten indes machen "einfach einen ganz großes Brocken" aus, die entsprechenden Einsparungen dort werden "quer durch die Gruppe" gehen, so Pirker. "So, wie es im Moment aussieht, wird der kleinere Teil journalistische Mitarbeiter sein, der größere Mitarbeiter aus den sonstigen Bereichen - etwa im Verhältnis 40 zu 60." Derzeit beschäftigt die News-Gruppe, zu der Magazine wie "News", "Woman", "tv-media", "profil" oder "trend" gehören, rund 500 Personen in "sehr heterogenen Mitarbeitsformen". Der "Health Check" des Beraters Czipin habe "Ineffizienzen zutage gefördert, die unterschiedlich in den einzelnen Bereichen des Hauses ungewöhnlich hoch sind, auch im Quervergleich mit anderen Unternehmen".

"News" soll verschlankt fortgeführt werden
Auch "News", das sich rund um den Relaunch von einigen Mitarbeitern trennte - und im Gegenzug neue aufnahm - wird "ganz genauso behandelt werden wie jeder andere Titel". Denn die Personalveränderungen dort seien ja nicht "unter dem Blickwinkel des Sparens" geschehen. Nach wie vor bekennt sich Pirker aber zur Fortführung des titelgebenden Flaggschiffs der Gruppe.

Man wolle aber "keine Kündigungswelle", betont Pirker, der im Juni die Mehrheit der Verlagsgruppe vom deutschen Medienunternehmen Gruner+Jahr übernommen hatte. Die "Finanzierungsbasis" für die "schmerzhafte Übung" sei gelegt: Es werde einen Sozialplan geben und man suche das Einvernehmen mit dem Betriebsrat. Auch eine Beteiligung an der im Raum stehenden Branchen-Arbeitsstiftung kann er sich vorstellen.

Die News-Gruppe hat 2015 wie im Jahr zuvor rund fünf Millionen Euro Verlust geschrieben. Hinzu kamen Rückstellungen in der Höhe von vier bis fünf Millionen. "Das operative Ergebnis ist über fünf Jahre im freien Fall gewesen und hat sich nun stabilisiert. Der freie Fall ist aufgehalten. Aber dieses Niveau ist natürlich nicht zukunftsfähig", sagt Pirker. Das Ziel sei, 2017 "jedenfalls ein positives Ergebnis zu erzielen".

"Ecosysteme" und "Communities" als Hoffnungen
Aber "Sparen allein ist zu wenig", mahnt der Verleger auch die Branche. "Wer glaubt, dass solche Schritte die Antwort auf viel wichtigere Fragen ersetzt, greift wirklich zu kurz." Die Titel der Gruppe sollen künftig als "Ecosysteme" nach "einer Reihe von neuen Erlösströmen" und einem Fokus auf genau definierte "Communities" streben, bekräftigt er sein Konzept.

Dieses schätzt er jenseits von der alten Debatte "Print versus digital" mit Blick auf internationale Beispiele als das zukunftsträchtigste für ein breit aufgestelltes Verlagshaus mit vielen Special-Interest-Titeln ein. Denn die Hoffnung, dass im digitalen Bereich die Verluste von Print aufzufangen sind, hegt er nicht. Einige der News-Gruppen seien bereits auf dem Weg zum "Ecosystem". Doch "das ist kein Kurzzeitprogramm", will Pirker langen Atem beweisen.

Pirker will "Relevanz" zurückerobern
Als "dritten großen Arbeitsbereich" und dezidierten publizistischen Auftrag bezeichnet er die "Rückeroberung der Relevanz". Die österreichischen Printmedien hätten "einen erheblichen Relevanzverlust erlitten und ich sehe wenige Anstrengungen, diese zurückzuerobern. So lange ein Chefredakteur die Tatsache, dass er mit irgendeinem Minister essen geht oder dass er auf Twitter wechselseitig geistreiche Sätze austauscht, mit Relevanz verwechselt, haben wir wenige Voraussetzungen dafür."

Schlüssel sei vielmehr der Mehrwert für die User bzw. Leser. "Das, was ich als Chefredakteur, Ressortleiter oder Redakteur erarbeite und publiziere, macht das einen Unterschied im Leben der User? Je existenzieller der Unterschied, umso besser."

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