Experiment zeigt:

So schnell wird der liebste Mensch zum Hassposter

Wissenschaft
09.02.2017 16:45

Forscher der US-amerikanischen Unis Stanford und Cornell haben untersucht, was aus liebenswürdigen Internetnutzern Zwietracht säende Hassposter macht - und ein erstaunliches Ergebnis zutage gefördert. Demnach kann selbst der freundlichste Zeitgenosse zum digitalen Ungustl werden, wenn er schlechte Laune hat und genügend Hasspostings sieht.

Früher nannte man sie Trolle und ignorierte ihre Ergüsse. Heute nennt man sie Hassposter, debattiert ihretwegen über die Grenzen der Meinungsfreiheit, erdenkt politische Maßnahmen gegen sie, fordert zur "Gegenrede" auf und stellt sich die Frage, was diese digitalen Hassposter eigentlich für Menschen sind.

Eine neue Studie aus den USA zeigt nun: Es sind mitnichten nur Asoziale, sondern Menschen wie Sie und wir, die im Netz Grenzen überschreiten. Hassposter kann nämlich jeder werden, wenn nur die Voraussetzungen stimmen.

Experiment zum Phänomen Hasspostings
Den Beweis traten die Forscher laut einem Bericht des IT-Magazins "Technology Review" mit einem Experiment an. Für ihre Studie legten sie einigen Probanden zunächst Rätsel vor, die sie in einer vorgegebenen Zeit lösen mussten.

Der Trick: Manche Rätsel waren leichter und sollten sie freudig stimmen, andere waren schwer, damit die Probanden grantig werden. Nach dem Rätsel mussten die Testpersonen zur Einordnung ihrer Stimmen Fragen beantworten.

Wer grantig ist, schreibt eher Hasspostings
Dann ging es ans Eingemachte: Die Forscher ließen ihre Testpersonen auf eine Online-Diskussion über einen Artikel zur US-Präsidentenwahl los, unter dem je nach Testaufbau konstruktive oder gehässige Postings standen.

Das Ergebnis des Experiments: Wer in schlechter Stimmung war, wies ein um 89 Prozent erhöhtes Risiko auf, zum Hassposter zu werden. Wer andere Hasspostings sieht, erhöht das Risiko um 68 Prozent. Beides kombiniert kann in der Anonymität des Internets also selbst freundliche Menschen zu richtigen Fieslingen machen.

Posting-Analyse zeigt: Hass erzeugt mehr Hass
Zusätzlich zu dem Experiment haben die Autoren der Studie 16 Millionen Postings auf der Website des Nachrichtensenders CNN analysiert, um Muster zu erkennen. Tatsächlich stammt dort jedes vierte Hassposting von Nutzern, die zuvor nicht durch solche Postings aufgefallen waren.

Artikel mit vielen negativen Kommentaren erzeugen überdies mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Hasspostings. Hass erzeugt also noch mehr Hass.

Hasspostings häufen sich montags und abends
Eine besonders interessante Erkenntnis: Hasspostings häufen sich während bestimmter Zeitfenster, die interessanterweise in einem Zusammenhang mit den Gepflogenheiten der Erwerbswelt stehen. Während der Hass am Wochenende abflaut, häufen sich Gemeinheiten mit dem Beginn der Arbeitswoche wieder. Und auch abends nach Dienstschluss verspüren viele Menschen das Bedürfnis, im Netz "Dampf abzulassen".

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