"Im Zentrum"

Reiterer: "Ziehe keine Samthandschuhe an"

Österreich
15.01.2017 17:42

Claudia Reiterer ist die neue Morderatorin der zuletzt umstrittenen ORF-Polit-Sendung "Im Zentrum". Box- aber auch Samthandschuhe werde sie im Gespräch mit ihren Gästen nicht anziehen, vielmehr über konkrete Pläne zu den Ankündigungen sprechen: "Die Politik muss Lösungen anbieten."

Die Moderatorin setzt nach deutschem Talk-Vorbild auf weniger Gäste ("bessere Gesprächskultur"), der kurze Vorspann zu Beginn der Sendung soll Meinungen von Bürgern Platz bieten. Dazu wolle Reiterer zu den jeweiligen Themen auch raus zu den Leuten. "Diesmal war ich vor der Kanzler-Rede in einem Fitnessstudio in Wels. Arbeitsplätze, weniger Steuern und Wirtschaft waren die Themen bei den Interviews", so Reiterer.

Reiterer ist Nachfolgerin von Ingrid Thunher
Klassische TV-Diskussionssendungen wie "Im Zentrum" sind nach Ansicht der neuen Moderatorin, die in Ingrid Thurnhers Fußstapfen tritt, "interessanter denn je. Die Leute haben ein unfassbares Bedürfnis nach Diskussion und nach Orientierung." Reiterer zollt ihrer Redaktion, mit vier Köpfen eine "Minimannschaft", schon jetzt großes Lob: "Ein starkes Team."

"Würde mich wundern, wenn gar keine Kritik kommt"
Reiterer hält aber auch fest: "Wenn ein Thema von Haus aus konfrontativ ist, soll es schon zur Sache gehen. Das ist keine Wohlfühlsendung." Dass sie selbst wohl mit Kritik oder gar Angriffen konfrontiert werden wird, weiß sie: "Ich bin Projektionsfläche. Ich würde mich, ehrlich gesagt, wundern, wenn gar keine Kritik kommt. Es geht nicht um mich persönlich als Mensch. Es geht um meinen Job, es geht um meine Funktion."

Und selbst FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl, der ihre Bestellung höchst unfreundlich kommentiert hatte (er war "fassungslos"), habe sie in derselben Aussendung als "professionelle Journalistin" bezeichnet.

Reiterer ist mit Wahlkampfleiter Van der Bellens liiert
Was die FPÖ so auf die Palme bringt: Reiterer ist seit langen Jahren mit Lothar Lockl, früherer Grüner Kommunikationschef und zuletzt Wahlkampfleiter von Alexander Van der Bellen, liiert. Hat sie das im ORF berufliche Chancen gekostet? "Ja", sagt die Steirerin kurz und bündig. Sie selbst beharrt seit eh und je darauf: Berufliches sei von Privatem zu trennen, sie könne das fraglos und es gebe daher keinerlei Unvereinbarkeit. In der privaten Verbindung mit Lockl sieht Reiterer kein Problem. "Man soll mich nach Leistung beurteilen und nicht, mit wem ich verheiratet bin."

Dennoch, als die Innenpolitik-Journalistin, die auch ein Buch über FPÖ-Chef Heinz Christian Strache mit verfasst hat, vor knapp zehn Jahren zum Konsumentenmagazin "Heute konkret" ging, galt das vielen als Abstellgleis für eine potenziell angreifbare ORF-Mitarbeiterin. Nun, wo die "Dancing Stars"-Siegerin von 2009 aufs innenpolitische Parkett zurückkehrt, schätzt sie die Jahre der Absenz geradezu: "Ich habe einen Blick von außen, kenne die Sorgen der Menschen - die haben wir in 1500 Sendungen gesehen und besprochen."

"Politiker zu sein ist einer der schwierigsten Jobs"
Die politische Kommunikation hat sich indes ihrer Beobachtung nach in den vergangenen Jahren verändert, auch durch den Vormarsch der sogenannten sozialen Medien. "Die Politik ist gezwungen, schnell zu reagieren: Wenn du zwölf Stunden wartest, hast du zwölf Stunden Shitstorm. Ich habe aber auch oft das Gefühl, dass Politik mehr versucht, für ihre Funktionäre zu reden und weniger für die Wähler oder in unserem Fall für unsere Zuschauer."

Von blindem Politiker-Bashing will Reiterer aber nichts wissen. "Politiker zu sein, halte ich wirklich für einen der schwierigsten Jobs, und ich habe große Hochachtung für jemanden, der das gut macht. Wir brauchen Politik. Wir müssen uns fragen: Wollen wir Menschen in der Politik, die das gut machen, und die man nicht immer gleich durch Sonne und Mond schießt?"

Wer wäre Reiterers "Traumgast" im "Zentrum"? Ein wenig muss sie überlegen, dann weiß sie: "Arnold Schwarzenegger, den würde ich schon gern einmal in einer Sendung haben." Nicht nur wegen der gemeinsamen steirischen Wurzeln: "Er war Schauspieler, Bodybuilder, Politiker, jetzt ist er Donald Trumps Nachfolger in seiner Castingshow ("Celebrity Apprentice", Anm.) - er hat einfach alles."

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