Ab 4. November

Heimische Elefanten-Doku im Kino und auf Netflix

Medien
28.10.2016 09:57

Riskante Undercover-Aktionen, undurchsichtige Bösewichte und korrupte Politiker: Mit den Zutaten eines Spionagethrillers deckt der Dokumentarfilm "The Ivory Game" das verheerende Ausmaß des illegalen Elfenbeinhandels auf. Am 4. November startet die gemeinsame Produktion der in Wien ansässigen Terra Mater Film Studios mit unter anderem Leonardo DiCaprio parallel auf Netflix und im Wiener Burgkino.

(Bild: kmm)

16 Monate lang haben der gebürtige Österreicher Richard Ladkani und sein US-Kollege Kief Davidson in Ostafrika und Asien Aktivisten, Agenten, Investigativreporter, Ranger sowie Natur- und Umweltschützer begleitet, die gegen Angebot und Nachfrage des Elfenbeinhandels ankämpfen.

Dem ambitionierten Unterfangen liegen dramatische Zahlen zugrunde: Alle 15 Minuten wird ein afrikanischer Elefant getötet, um mit seinen wertvollen Stoßzähnen viel Geld zu machen - allein in den vergangenen Jahren waren es mehr als 150.000 ermordete Tiere. Die Population ist von 1,3 Millionen im Jahr 1979 auf weniger als 400.000 gesunken. Geht es in dieser Geschwindigkeit weiter, warnen die Protagonisten, sind die majestätischen Tiere in freier Wildbahn in 15 Jahren ausgestorben.

Kreislauf aus Geld und Terror
Hauptabnehmerland ist China, wo Elfenbein als Statussymbol schlechthin gilt. Dass das Land die legale Einfuhr von fünf Tonnen Elfenbein jährlich erlaubt, erleichtert es Schmugglern, Hunderte weitere Tonnen über den Schwarzmarkt einzuführen. Ein Kilo Elfenbein, für das ein Wilderer in Afrika sieben Dollar erhält, wird in China zum Kunstwerk verarbeitet um Zehntausende Dollar verkauft. Das Problem ist ein globales: Immerhin fließt das Geld in organisiertes Verbrechen, finanziert Terroristen in Afrika und verleitet immer mehr Menschen zur Wilderei.

Die Regisseure von "The Ivory Game" veranschaulichen die Zusammenhänge und Mechanismen im - nach Drogen und Waffen - drittgrößten illegalen Markt der Welt, in dem sie sich direkt hineinstürzen: Gedreht wurde "im Kriegsgebiet" in Kenia, Tansania, Uganda und Sambia, wo Umweltschützer Elefantenherden beobachten und Ranger für deren Verteidigung mitunter ihr Leben lassen, sowie in China, Vietnam und Hongkong, wo Aktivisten die Machenschaften der Schwarzmarkthändler aufzudecken versuchen.

Packend inzeniert
Immer wieder wird zwischen Schauplätzen und Protagonisten gewechselt und werden Schlüsselmomente in Echtzeit hochdramatisch und unmittelbar inszeniert. Als Zuseher sind wir hautnah dabei, wenn Umweltschützer Craig Millar (Big Life Foundation) in letzter Sekunde eine aufgebrachte Horde aggressiver Bauern davon abhält, auf eine Farm eingedrungene Elefanten abzuschlachten. Wir fiebern mit, wenn der Agent Elisifa Ngowi sich zum gefürchteten "Teufel" Shetani, der allein 10.000 Elefanten auf dem Gewissen hat, vorarbeitet oder die Geheimdienstagentin Georgina Kamanga einen Wilderer-Ring aushebt und auf Berge noch blutiger Stoßzähne stößt. Und wir fürchten uns mit dem chinesischen Investigativreporter Hongxiang Huang, der sich in riskanten Aktionen als potenzieller Elfenbeinkäufer ausgibt, um die Verkaufskette nachzuvollziehen.

Visuell fahren die Filmemacher dabei alle Geschütze auf, arbeiten mit versteckter Kamera und Nachtsichtgeräten ebenso wie mit beeindruckenden, hochauflösenden Drohnen-Aufnahmen von den Häuserschluchten Beijings und den Wüsten Afrikas. Zwischen intensiven Thriller-Momenten verlangsamt sich immer wieder das Tempo und kehrt der Film zu den Kreaturen zurück, um die es geht, filmt die bedrohten Elefantenherden und würdigt mit Voice Over der Protagonisten die Eleganz, Loyalität, Intelligenz und Empathie der größten noch lebenden Landtiere.

Dementsprechend betroffen macht es, wenn Millar beim Fund von zehn bereits eingefallenen, von Fliegen umkreisten Elefantenkadavern die Tränen nicht zurückhalten kann. Und die Bilder von zu Hütten gestapelten, Tonnen von beschlagnahmten Elfenbein, die von Rangern in Brand gesteckt werden, stehen dann für sich - ohne Kommentar oder intensivierender Musik.

Hoffen auf Politik und Publikum
Nach drei Jahren Arbeit erhoffen sich die Regisseure von "The Ivory Game" einen "Aufschrei unter Meinungsbildnern, Politikern und Publikum weltweit", schreiben sie in den Presseunterlagen zum Film. Ihr Credo: Lassen wir die Ausrottung dieser Spezies zu, verlieren wir unsere Menschlichkeit. Für ihr Anliegen haben sie auch Umweltschützer und Oscarpreisträger Leonardo DiCaprio gewinnen können, der das Projekt mit seiner Produktionsfirma Appian Way mitfinanzierte. Auch Vulcan Productions, ein Unternehmen von Microsoft-Mitbegründer Paul Allen, schloss sich an.

Mit "The Ivory Game", so hat man nach nervenaufreibenden, aufrüttelnden 110 Minuten das Gefühl, könnte die Wende gelingen. Und Österreich könnte bei der kommenden Oscarverleihung wieder mitmischen: Der Film wurde vom 2014 gegründeten Kinolabel der Terra Mater Factual Studios, einer Tochter von Red Bull, produziert - und wird von Brancheninsidern des "Hollywood Reporter", "Indiewire" oder "Deadline" bereits auf der Shortlist in der Dokumentarfilmsparte gesehen.

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