Lichtgestalt

Rachel Weisz in “Agora – Die Säulen des Himmels”

Kino
10.03.2010 14:17
Anmut und Antike: Als furchtlose Astronomin Hypatia brilliert Rachel Weisz in Alejandro Amenabars Historien-Epos "Agora - Die Säulen des Himmels". Die Oscar-Preisträgerin spielt eine Lichtgestalt in einer maskulinen Welt. Hypatia transportiert Wissen, und sie repräsentiert das Denken wiewohl auch Schönheit und Anmut - ist Schülerin und Lehrerin zugleich, und sie huldigt nur einem Ideal: dem der Wahrheit.

Alexandria, 391 n. Chr. - mächtige Metropole am Rande des langsam zerfallenden Römischen Reiches, in der Alexander der Große begraben wurde und berühmt durch ihren imposanten Leuchtturm, der den größten Hafen des Mittelmeeres markieren sollte. In der fantastischen Bibliothek dieser mythenumrankten Stadt, durch deren Straßen noch multikulturelle Toleranz schreitet, schlummert das Wissen der Antike, feinsäuberlich auf Tausenden von Schriftrollen festgehalten.

Hier lehrt die kluge Philosophentochter Hypatia Mathematik und Astronomie, und sie schart Kreise wissbegieriger Schüler um sich, widmet sie sich doch den elementaren Fragen des Sonnensystems - und das lange vor Kopernikus und Galileo. Eine ungewöhnliche Leidenschaft für eine Frau im Ägypten des vierten Jahrhunderts.

Ikone des weisen Feminismus
Fünf Jahre nach seinem zutiefst bewegenden und Oscar-prämierten Drama "Mar Adentro - Das Meer in mir" nimmt uns der spanische Filmemacher Alejandro Amenabar (er führte auch bei "The Others" mit Nicole Kidman Regie) auf eine Reise in die Antike mit. Sein Film "Agora - Die Säulen des Himmels" beleuchtet ein Kapitel der Geschichte, das noch nie im Kino Beachtung fand: jenes der charismatischen Hypatia, gespielt von Oscar-Preisträgerin Rachel Weisz, die sich mutig engstirnigem Dogmatismus und den fanatischen Glaubensquerelen zwischen Heiden und den erstarkenden Christen in Alexandria entgegenstellt - eine frühe Ikone weisen Feminismus.

In atemberaubenden Bildern - gedreht wurde auf der Insel Malta, wo ja schon Hollywood-Produktionen wie "Troja" und "Gladiator" entstanden - erstand eine Welt wie vor 1.600 Jahren. Der Regisseur bedient sich dabei des Genres des klassischen Epos, dem er jedoch durch eine zeitgemäßere, von Pathos befreite Erzählweise die Schwere nimmt.

Historienfilm als CNN-Reportage
Amenabar: "Ich wollte den Zuschauern das Gefühl geben, einem CNN-Team dabei zuzusehen, wie es die Ereignisse des vierten Jahrhunderts dokumentiert." Das menschliche Bedürfnis, den Kosmos zu verstehen, und die Frage der Existenz einer singulären Gottheit werden zum roten Faden dieser Parabel, in der Hypatias Welt, jene der Denker und Philosophen, zunehmend bedroht wird. Die Bibliothek fällt der Zerstörung anheim. Ihr selbst – Hypatia - ist ein grausames Ende beschieden.

In Cannes wurde der Film - und seine hinreißende Hauptdarstellerin - bereits im Vorjahr bejubelt. Rachel Weisz: "'Agora' ist die Geschichte einer Frau, die sich weigert, ihre Ideale aufzugeben. Sie ist eine weit größere Frau, als ich es bin, größer als die meisten Menschen. Und sie hat eine der bedeutsamsten Liebesaffären der Geschichte. Aber nicht mit einem Mann, sondern mit dem Kosmos. Hypatia war besessen von der Wissenschaft, sie fühlte sich klein im Angesicht des Universums und wollte seine Rätsel lösen. Ich hingegen war in der Schule eine absolute Niete in Mathematik und Physik."

Die 1970 in London geborene britische Aktrice, die in Cambridge englische Literatur studierte, eine studentische Theatergruppe gründete und nun mit ihrem Mann, dem US-Filmemacher Darren Aronofsky und ihrem Söhnchen in New York lebt, wurde als junge Schönheit von Bertolucci für "Stealing Beauty - Gefühl und Verführung" vor die Kamera geholt. Mit den "Die Mumie"-Abenteuerfilmen erreichte sie weltweit ihr Publikum. Für ihre faszinierende Performance als junge Polit-Aktivistin in Fernando Mereilles' Thriller "The Constant Gardener" erhielt sie den Oscar.

Rachel Weisz steht auf Ledersandalen
In "Agora" trägt sie fließende Gewänder und Togen, die von der Kostümdesignerin Gabriella Pescucci (Oscar für "Zeit der Unschuld") entworfen wurden. Eine spannende Zeitreise? Weisz: "Ich liebe Orte, die mit Geschichte vollgepackt sind, die Historie atmen, wie ehrwürdige englische Universitäten. Und ich mag den Geruch von archiviertem Papier, wie er nur in alten Bibliotheken existiert. Was die 'Mode' in 'Agora' anbelangt, so finde ich sie sehr feminin und kleidsam. Und ich durfte wochenlang mit handgefertigten Ledersandalen herumlaufen. Herrlich. Sehr fußschonend!"

von Christina Krisch, Kronen Zeitung

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