Mit Bim zur "Arbeit"

“Operation Java”: So arbeitete die georgische Mafia

Österreich
16.03.2010 12:56
Einen Tag nach dem europaweiten Schlag gegen die georgische Mafia hat die Polizei Details zur "Operation Java" bekannt gegeben: So zeichne die zerschlagene Struktur für rund 30 Prozent der Wohnungseinbrüche in Wien verantwortlich. Die Einfachheit der Methoden verblüffte die Ermittler dabei immer wieder. Die Kriminalisten fanden etwa heraus, dass die mutmaßlichen Täter in Wien häufig mit U-Bahn, Bim und Bus zu ihren "Arbeitsstätten" fuhren.

Den Verdächtigen wird ein ganzer Auszug aus dem Strafgesetzbuch zur Last gelegt: Neben der Beteiligung an einer kriminellen Organisation sind das Einbruchsdiebstahl, Ladendiebstahl, Erpressung, bewaffneter Raubüberfall, Körperverletzungen, Hehlerei und Geldwäsche. Innenministerin Maria Fekter zeigte sich am Dienstag bei einer Pressekonferenz vom Erfolg der Polizei begeistert: "Es ist uns nicht nur ein großer Schlag gegen die georgische Organisierte Kriminalität gelungen, sondern wir haben auch eine mafiöse Struktur zerschlagen, bis hin zur Spitze."

Gauner in feinem Tuch unterwegs
Die Einbrecher waren nicht nur an Wohnungen, Häusern und Geschäften interessiert, sondern durchaus auch an Gegenständen, die in Autos liegen gelassenen wurden. Pkw-Einbrecher pflegten laut Bundeskriminalamt in feinem Tuch unterwegs zu sein, nach dem Motto: Gut angezogene Personen werden weniger oft von der Polizei kontrolliert. Ladendiebstahl war ebenfalls einer der Geschäftszweige der Organisation. Einem Täter wurden nicht weniger zehn derartige Delikte pro Tag nachgewiesen.

Während die Mafia-Mitglieder innerhalb Wiens häufig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs waren, griffen die Gauner überland meist auf Pkws zurück. BMW und C-Klasse-Mercedes waren recht beliebt, doch die Devise hieß: Nicht zu protzig, man will ja nicht auffallen. Letzteres galt jedoch nicht für die Bosse, für sie durfte es auch ein Porsche sein.

Beute auch in Österreich verkauft
Die gestohlene Beute wurde nicht nur nach Georgien gebracht, sondern auch in Österreich über gut funktionierende Kanäle verkauft. Eine zentrale Rolle spielte nach den Erkenntnissen der Ermittler der Mexikoplatz in Wien-Leopoldstadt. Ein anderer Teil wurde auf dem Postweg und per DHL nach Georgien versandt oder Warencontainern beigegeben.

Eines der ungewöhnlichsten Details betrifft den Schmuggel von Drogensubstitutionsmitteln von Österreich nach Georgien. In gestohlene Fahrzeuge wurden laut den Ermittlern Container eingebaut. Diese füllten die Täter mit den Drogen und brachten sie außer Landes. Nicht zuletzt wegen der harten Vorgehensweise der georgischen Polizei sind in den vergangenen Jahren die Drogenpreise in dem Land exorbitant gestiegen, obwohl es an den Schmuggelrouten von Afghanistan in den Westen liegt. Bis zu 400 Dollar (292 Euro) zahlt man in Tiflis für ein Gramm Heroin. Das Durchschnittseinkommen beträgt rund 35 Euro.

Paten hatten ein "schönes Leben"
Bei den beiden mutmaßlichen Paten handelt es sich um einen 42-Jährigen, der in Wien-Währing wohnte, und einen 40-Jährigen aus der Leopoldstadt. Beide sind Asylwerber, so Ernst Geiger, Leiter der Abteilung Ermittlungen, Allgemeine und Organisierte Kriminalität im BK. "Sie haben ein schönes Leben gehabt, schöne Wohnungen, tolle Autos", so der Direktor des Bundeskriminalamts, Franz Lang.

Einer offiziellen Beschäftigung gingen die beiden nicht nach, sie wurden von den Einzahlungen der subalternen Mitglieder der Organisation in die Gemeinschaftskasse ("Obschak") finanziert (nähere Informationen zur Struktur der Mafia findest du in der Infobox). Als Beispiel für die Aktivitäten der Gruppe zeigte Geiger Fotos von 37 Kilo Schmuck, die in den vergangenen zwei Wochen bei Einbrüchen in Wien-Landstraße entwendet worden waren.

Viele Verhaftete sind Asylwerber
Der Startschuss zu der länderübergreifenden Operation "Java" fiel im Herbst 2009. Die spanischen Behörden informierten Österreich, dass die Mafia-Organisation vor allem bei uns sehr aktiv ist - und viele Fäden hier zusammenlaufen.

Und sie behielten Recht: Seit Beginn der Operation gingen, koordiniert vom Bundeskriminalamt, den Ermittlern (rund 170 Beamte waren im Zuge von "Java" im Einsatz), insgesamt 48 Verdächtige (40 davon sind Asylwerber) ins Netz - 24 allein am Montag. Einziger Wermutstropfen: Die absolute Nummer eins der Mafia ist nach wie vor flüchtig.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele