Drogenmissbrauch

Jeder Fünfte in der EU “kifft”

Ausland
23.11.2007 15:56
"Kiffen" und "schnupfen" sind "in" in Europa: Jeder Fünfte zwischen 15 und 64 Jahren hat in seinem Leben schon mindestens einmal gekifft bzw. tut es noch immer, vier Prozent der Europäer hatten schon einmal Kokain in der Nase. Ein neuer EU-Report lässt auch Vergleiche mit anderen Regionen zu – im Vergleich zu den USA schneidet Europa trotz gesteigerter Werte immer noch besser ab. Was harte Drogen wie Heroin betrifft, liegt der Wert etwa bei ein bis acht Menschen mit Erfahrungswerten pro tausend Bürger. Der soeben veröffentlichte Österreichische Drogenbericht gibt ebenfalls Anlass zur Sorge: Die Zahl der Drogentoten ist gestiegen und die Tendenz unter Jugendlichen, die Drogen konsumieren, steigt (siehe Infobox!).

Auch gesamteuropäisch betrachtet, ist nicht alles zum Besten. „Der geschätzte Cannabis-Konsum ist in der Europäischen Union durchschnittlich wesentlich niedriger als in den USA, Kanada oder Australien. Was den Konsum von Stimulanzien betrifft, so ist der Ecstasy-Konsum weltweit in etwa gleich hoch, obwohl Australien hohe Häufigkeit meldet, während die Häufigkeit des Amphetaminkonsums in Australien höher ist als in Europa und Kanada“, heißt es im neuen EU-Report. Auch beim Kokain sind die USA und Kanada im Vergleich zur EU und Australien führend. Hier die aktuellen Zahlen, aufgelistet nach Drogen:

Cannabis: Jemals in ihrem Leben haben derzeit etwa 70 Millionen Erwachsene (15 bis 64 Jahre) in der EU Cannabis konsumeiert - das sind rund 20 Prozent aus dieser Bevölkerungsgruppe. Etwa 23 Millionen europäische Erwachsene davon haben im vergangenen Jahr „gekifft“. In den vorangegangenen 30 Tagen benutzten Cannabis immerhin noch 13 Millionen Europäer. Je nach Land schwankt die Häufigkeit des Konsums zwischen einem Prozent und 11,2 Prozent unter den Erwachsenen.

Kokain: Mindestens vier Prozent der Erwachsenen haben in Europa bereits Kokain benutzt. In den vergangenen zwölf Monaten „schnupften“ 4,5 Millionen europäische Erwachsene bzw. ein Drittel der Personen mit Kokainerfahrung. In den vergangenen 30 Tagen waren es etwa zwei Millionen Personen. Im vergangenen Jahr lag die Häufigkeit des Konsums je nach Land zwischen 0,1 und drei Prozent. Auch das zeigt die starken lokalen Unterschiede beim Gebrauch von Drogen.

Ecstasy: 9,5 Millionen Erwachsene in Europa oder drei Prozent haben bisher Ecstasy verwendet. Im vergangenen Jahr waren es drei Millionen Personen, im vergangenen Monat eine Million. Hier liegt die Häufigkeit innerhalb der vergangenen zwölf Monate bei 0,2 bis 3,5 Prozent.

Amphetamine: 3,5 Prozent der Erwachsenen oder elf Millionen Personen haben schon einmal Amphetamine als Aufputschmittel konsumiert. Im vergangenen Jahr waren es zwei Millionen Personen oder ein Fünftel aller „Erfahrenen“ (je nach Land 0,0 bis 1,3 Prozent). Doch nur weniger als eine Million Menschen verwendete diese Substanzen im vergangenen Monat.

Opiate (Heroin): Ein bis acht Menschen pro 1.000 Erwachsenen haben „problematischen Opiatkonsum“. Das bedeutet vor allem das Injizieren von Opiaten. In der EU sterben dadurch pro Jahr rund 7.500 Personen an den akuten Folgen von illegalen Drogen. Bei rund 70 Prozent dieser Fälle können Opiate nachgewiesen werden. Etwa 50 Prozent aller Abhängigen, die sich in Behandlung begeben, sind opiatsüchtig. Mehr als 585.000 Abhängige haben in Europa im Jahr 2005 eine Substitutionsbehandlung erhalten.

Drogenexperte: „Cannabis schafft psychotische Probleme“
„Cannabis kann eine ganze Reihe von psychotischen Störungen auslösen“, erklärt Roland Simon von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht in Brüssel. „Wir wissen mittlerweile, dass Haschisch in vielen Fällen psychotische Probleme schafft. Es sind Störungen im Umgang mit der Umwelt. Die Leute funktionieren nicht mehr so, wie sie funktionieren sollten“, sagte Simon anlässlich der hohen Zahl an „Kiffern“ in der EU.

Einerseits könne Cannabis als „Trigger“ psychische Erkrankungen auslösen, für die eine Person an sich eine Veranlagung gehabt hätte, die aber wohl ohne den Drogenkonsum nicht oder noch nicht ausgebrochen wäre. Doch andererseits hätte häufiger Cannabis-Gebrauch abseits von akuten, schweren psychischen Störungen auch weniger auffällige, für die Betroffenen aber potenziell langfristig negative Auswirkungen.

Der Experte: „Es gibt beispielsweise erhebliche Einschränkungen der Merkfähigkeit und des Gedächtnisses. Da der Cannabis-Wirkstoff THC wochenlang im Körper bleibt, sind diese Konsumenten dann wochenlang im Dunst. Man kann sich vorstellen, dass diese zumeist jungen Menschen in einer schwierigen Lage sind. Sie haben Probleme mit der Schule, bekommen keinen Schulabschluss“. Das Einstiegsalter für den Cannabis-Konsum falle eben mit 14 bis 17 Jahren genau in eine wichtige Phase von Heranwachsen und Ausbildung.

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