Moskau-Anschläge

28-jährige Lehrerin als 2. Attentäterin identifiziert

Ausland
05.04.2010 08:42
Sechs Tage nach dem Anschlag auf die Moskauer Metro ist möglicherweise auch die zweite Selbstmordattentäterin identifiziert. Dabei handelt es sich nach einem Bericht der Zeitung "Nowaja Gaseta" um eine 28-jährige Lehrerin aus Dagestan.

Die "Nowaja Gaseta" zitierte am Sonntag den Vater der mutmaßlichen Selbstmordattentäterin mit den Worten: "Meine Frau und ich haben sofort unsere Tochter Marjam erkannt." Der Mann namens Rasul Magomedow hatte ein im Internet verbreitetes Foto der Täterin zugeschickt bekommen. Magomedow zufolge sei seine Tochter Marjam Scharilowa am Tag vor den U-Bahn-Anschlägen am 29. März spurlos verschwunden.

Wie der Vater dem Blatt weiter berichtete, hätten Sicherheitskräfte ihm noch vor den Anschlägen mitgeteilt, seine Tochter habe heimlich einen militanten Islamisten geheiratet. Marjam habe ihm auf Nachfrage aber versichert, sie würde niemals ohne seine Zustimmung heiraten. Die 28-Jährige lebte noch bei ihren Eltern. "Sie war religiös, aber sie hat nie irgendwelche radikalen Ansichten geäußert", zitierte ihn die "Nowaja Gaseta".

"Schwarze Witwe" war erst 17
Bei der anderen Selbstmordattentäterin handelt es sich um die erst 17-jährige Dschennet Abdurachmanowa. Laut der Zeitung "Kommersant" ist sie die Witwe von Umalat Magomedow, dem selbsternannten "Emir von Dagestan". Mit ihrer Komplizin soll das junge Mädchen am vergangenen Montag 40 Menschen in den Tod gebombt haben, 90 weitere wurden verletzt.

Abdurachmanowa soll den einstigen Nachwuchs-Terrorpaten Magedow per Internet kennengelernt haben, als sie 16 Jahre alt war. Der "Emir von Dagestan" steht laut "Kommersant" dem mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge, Doku Umarow, Russlands "Staatsfeind Nummer eins" (siehe Infobox) nahe. Nach einem ersten Treffen mit Magomedow sei die junge Frau zuwangsverheiratet worden.

Laut den Ermittlern wurde Magomedow am 31. Dezember 2009 während einer Polizeikontrolle in Chassawjurt im Westen Dagestans erschossen. Die Rebellen hätten Dschennet daraufhin überzeugt, dass sie sich aus Rache für ihren Mann "opfern" müsse.

Die Ermittler glauben, dass sie den ersten Anschlag verübt hat. Bei der Explosion zur Hauptverkehrszeit am Bahnhof Lubjanka waren die meisten Todesopfer zu beklagen. Ein Vertreter des tschetschenischen Geheimdienstes zog den Bericht jedoch in Zweifel: Das Foto der jungen Frau passe nicht zu den Leichenfotos der Attentäterinnen, sagte er der russischen Agentur RIA Nowosti.

Medwedew für "grausamere Maßnahmen"
Moskau hat nach den Anschlägen einen härteren Kurs gegen die Rebellen angekündigt. Staatspräsident Dmitri Medwedew forderte am Donnerstag "wirksamere, grausamere und schärfere Maßnahmen" gegen den Terror aus den Teilrepubliken. Vor Behördenvertretern in Machatschkala, der Hauptstadt Dagestans, kündigte Medwedew ein entschiedenes Vorgehen gegen die Aufständischen an.

Polizisten bei Selbstmordanschlag in Inguschetien getötet
Seit den Moskau-Anschlägen hat sich der Terror zurück in die Teilrepubliken verlagert. Bei einem Selbstmordanschlag in Inguschetien wurden am Montag zwei Polizisten getötet. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, sprengte sich der Attentäter vor dem Hauptquartier der Polizei in der Stadt Karabulak in die Luft, als ein mit mehreren Beamten besetztes Polizeifahrzeug in das Gebäude fuhr. Drei Polizisten wurden den Angaben zufolge verletzt ins Krankenhaus gebracht, wo zwei von ihnen starben.

In den russischen Teilrepubliken Dagestan, Tschetschenien und Inguschetien im nördlichen Kaukasus kämpfen seit Jahren radikal-islamische Rebellen für die Unabhängigkeit von Moskau. In den vergangenen Monaten gab es in den mehrheitlich muslimischen Gebieten verstärkt Anschläge gegen die Moskau-treuen Behörden und Sicherheitskräfte.

Bei der vorzeitigen Explosion einer Bombe waren am Donnerstag in Dagestan zwei mutmaßliche Aufständische ums Leben gekommen. Der Sprengsatz explodierte in einem Auto im Bezirk Chasawjurt nahe der Grenze zu Tschetschenien. Am Mittwoch waren bei zwei Selbstmordanschlägen in Dagestan zwölf Menschen getötet worden.

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