Östrogen-belastet

Hormone in Mineralwasser aus PET-Flaschen

Wissenschaft
13.03.2009 15:13
Eine neue Studie über die Hormonbelastung von Mineralwässern lässt aufhorchen: Ökotoxikologen aus Frankfurt haben nachgewiesen, dass besonders Mineralwasser aus Kunststoffflaschen hohe Werte einer dem weiblichen Sexualhormon Östrogen ähnlichen Chemikalie aufweist. Besorgniserregend, wenn man bedenkt, das man Mineralwasser oft direkt aus der PET-Flasche trinkt.

Die Biologen Jörg Oehlmann und Martin Wagner von der Goethe-Universität in Frankfurt haben  diverse deutsche Mineralwasser-Sorten auf deren Belastung mit Umwelthormonen, sogenannten Endokrinen Disruptoren, untersucht. In zwölf der 20 untersuchten Mineralwassermarken konnten sie eine erhöhte Hormonaktivität nachweisen.

Östrogenartige Plastikkomponente
Oehlmann nennt als  Beispiel die Plastikkomponente Bisphenol A, eine östrogenartig wirkende Chemikalie, die aus Polycarbonat-Flaschen auslaugen und so ins Lebensmittel gelangen kann. "Zu Beginn unserer Arbeiten hatten wir nicht erwartet, eine so massive östrogene Kontamination in einem Lebensmittel vorzufinden, das strengen Kontrollen unterliegt“, sagt Wagner. "Allerdings mussten wir feststellen, dass Mineralwasser hormonell betrachtet in etwa die Qualität von Kläranlagenabwasser aufweist."

Doch das war nicht die einzige Chemikalie, mit der es die Wissenschaftler zu tun hatten. Laut Oehlman fänden sich in den Mineralwässern eine Vielzahl von Umwelthormonen. Um diese sogenannten Cocktaileffekte einzubeziehen, haben sich die Wissenschaftler nicht auf eine einzelne Substanz konzentriert, sondern haben die gesamte Hormonaktivität von Mineralwasser gemessen.

Umwelthormone in Plastikflaschen
Mit ihren Versuchen konnte das Frankfurter Forscherteam belegen, dass zumindest ein Teil der Umwelthormone aus der Kunststoffverpackung stammt. "Wir haben Mineralwasser aus Glas- und Plastikflaschen verglichen und konnten zeigen, dass die östrogene Belastung in Wasser aus PET-Flaschen etwa doppelt so hoch ist, wie in Wasser aus Glasflaschen“, so Wagner.

Ein Grund dafür könnte das Auslaugen von Plastikadditiven, wie zum Beispiel Weichmachern, aus den PET-Flaschen sein. Dazu Oehlmann: "Wenn sich herausstellt, dass das Auslaugen von Endokrinen Disruptoren aus Kunststoffverpackungen ein generelles Phänomen ist, würde dies bedeuten, dass nahezu die gesamte Bandbreite unserer Lebensmittel hormonell belastet ist."

Gesundheitliches Risiko noch unklar
Noch können die Ökotoxikologen nicht abschätzen, ob die östrogene Kontamination des Mineralwassers ein gesundheitliches Risiko darstellt. Jörg Oehlmann: "Unsere Ergebnis belegen zwar, dass wir mit einer größeren Menge an Umwelthormonen in Kontakt kommen als bisher vermutet, allerdings wissen wir noch nichts über deren Aufnahme und Abbau im menschlichen Körper." Welche Substanzen genau für die hormonelle Belastung im Mineralwasser verantwortlich sind, ist noch nicht geklärt. Das Frankfurter Team arbeitet derzeit an deren Identifizierung.

Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Frankfurter Ökotoxikologen nun in der angesehenen Fachzeitschrift "Environmental Science and Pollution Research" veröffentlicht.

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