Lieferstopp beendet

Russisches Gas in Österreich eingetroffen

Österreich
21.01.2009 12:06
Seit Dienstagabend, 19 Uhr, fließt wieder russisches Erdgas über den OMV-Gasknoten Baumgarten nach Österreich. "Nachdem es am 7. Jänner zu einem kompletten Lieferstopp gekommen war und kein russisches Erdgas angeliefert wurde, kommen nun wieder 100 Prozent der üblichen Liefermengen an", erklärte OMV-Gas-Vorstand Werner Auli am Abend in Wien. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP, im Bild im OMV-Kontrollraum) kündigte Konsequenzen aus der Gas-Krise an: Bereits in den nächsten Jahren werde man zusätzliche Gasspeicher errichten, dazu sollen alternative Lieferwege erschlossen werden.

Laut Auli kommen in Baumgarten jetzt wieder 5,3 Millionen Kubikmeter Gas pro Stunde an - das sei die normale Wintersituation. Dieses Gas sei für Österreich, aber auch für den Transit nach Deutschland, Italien und nach Slowenien und Kroatien bestimmt. Ursprünglich hätte das russische Gas bereits gegen 18 Uhr in Österreich ankommen sollen, wegen technischer Probleme mit Ventilen auf slowakischer Seite kam es jedoch zu einer Verzögerung.

"Hätten noch monatelang durchgehalten"
Die Gasversorgung in Österreich sei zu keiner Zeit gefährdet gewesen, erklärte Auli. Zwar sei es jetzt erstmals in 40 Jahren für 13 Tage zu einem Lieferausfall aus Russland gekommen, "aber dafür haben wir ja die Speicher - und wir hätten noch monatelang durchgehalten", betonte er. Ein Schaden ist der OMV durch den Lieferausfall laut Auli nicht entstanden. "Wir gehen davon aus, dass Gazprom die Mengen nachliefern wird."

Mitterlehner kündigt Konsequenzen an
Mitterlehner stellte den Ausbau der Gas-Speicherkapazitäten schon in den nächsten Jahren in Aussicht - OMV und RAG hätten bereits entsprechende Projekt ein Vorbereitung. Darüber hinaus werde man jetzt die bilateralen Verträge zwischen Russland und der Ukraine analysieren, soweit diese zugänglich seien. Daraus werde man dann die richtigen Schlussfolgerungen ziehen, um eine ähnliche Situation im Winter 2009/10 zu vermeiden. Längerfristig soll auch das Nabucco-Pipelineprojekt die Versorgungssicherheit erhöhen. "Wir werden das Projekt weiter betreiben und sind zuversichtlich, es finalisieren zu können", sagte Mitterlehner.

Russland hat am Dienstag nach fast zwei Wochen die Gaslieferungen über die Ukraine nach Europa wieder aufgenommen. Ein Sprecher des Staatskonzerns Gazprom erklärte in Moskau, seit 10.30 Uhr (08.30 Uhr MEZ) werde wieder Gas gepumpt. 

EU: Abhängigkeit von Moskau und Kiew vermindern
Als Konsequenz aus dem ukrainisch-russischen Gasstreit forderte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso, die Union müsse die Abhängigkeit von Moskau und Kiew vermindern. Auch der tschechische Außenminister und derzeitige EU-Ratsvorsitzende Karel Schwarzenberg erklärte: "Russland und die Ukraine sind keine verlässlichen Lieferanten." Diese Lektion müsse die EU lernen.

Russland hatte die Erdgaslieferungen in die Ukraine am 1. Jänner gestoppt. Am 7. Jänner wurde auch der Erdgastransit in die EU-Länder eingestellt. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, für das Dilemma verantwortlich zu sein. Hintergrund des Lieferstopps war ein Streit zwischen Russland und der Ukraine um die Gaspreise.

Ukraine muss künftig mehr für Gas zahlen
Erst am Montag hatten Russland und die Ukraine ein Abkommen zur Beendigung ihres Gasstreits unterzeichnet und damit den Weg für eine Wiederaufnahme der Lieferungen in die EU frei gemacht. Die vom russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin und seiner ukrainischen Kollegin Julia Timoschenko erzielte Einigung sieht vor, dass die Ukraine künftig einen deutlich höheren Preis für Gas aus Russland zahlt.

Die Ukraine wird demnach 360 Dollar (278 Euro) pro 1.000 Kubikmeter bezahlen müssen. Im vergangenen Jahr waren es nur 179,50 Dollar. Der neue Preis für die Ukraine liegt damit aber immer noch 20 Prozent unter den europäischen Marktverhältnissen. Allerdings wird erwartet, dass die Gaspreise in Europa angesichts der sinkenden Nachfrage in diesem Jahr zurückgehen. Bis zum Sommer könnte nach Einschätzung von Experten auch die Ukraine nur noch 150 Dollar pro 1.000 Kubikmeter Erdgas bezahlen müssen.

Millionen Menschen in ungeheizten Wohnungen
Die Auswirkungen des Lieferstopps waren in Ländern auf dem Balkan und in Osteuropa zu spüren. Dort mussten Fabriken geschlossen werden, während Millionen Menschen in ungeheizten Wohnungen ausharrten. In der Slowakei trafen die ersten Gaslieferungen am Dienstag wieder ein, wie Wirtschaftsminister Lubomir Jahnatek mitteilte. Auch Bulgarien ist am Dienstag wieder mit Erdgas versorgt worden.

Moskau und Kiew keine verlässlichen Lieferanten
Angesichts des Gasstreits wurden Zweifel laut, ob Russland und die Ukraine verlässliche Energielieferanten seien. Barroso dringt auf eine gemeinsame europäische Energiepolitik. "Wir müssen aufhören, nur über Energiesicherheit zu reden, wir müssen etwas dafür tun", sagte er.. "Wir müssen uns auf den nächsten Winter vorbereiten." Die EU müsse ihre Abhängigkeit von Russland und der Ukraine vermindern.

Schwarzenberg warnte auch vor zu viel "Liberalisierung im Energiebereich in Europa". "Die Ausweitung der Eigentümerstrukturen bei Energie-Infrastruktur birgt die Gefahr, dass fragwürdige Firmen auf den Markt kommen", sagte er. "Wir sollten sicherstellen, dass keine Geschäftsanteile in die Hände von Unternehmen fallen, die in Wirklichkeit von Regierungen gelenkt werden, welche ihre eigenen Ziele verfolgen."

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