Düsteres Szenario

Neue Studie warnt: Biosprit-Boom bedroht Erdklima

Wissenschaft
22.10.2009 15:40
Biokraftstoffe gelten als klimaneutrale Alternative zu fossilen Brennstoffen wie etwa Erdöl. Deshalb tauchen sie in den bisherigen Klimaregelungen nicht auf. Ihr zunehmender Anbau droht aber laut einer aktuellen Studie die Erdatmosphäre bis Ende dieses Jahrhunderts massiv mit Treibhausgasen zu belasten.

"Der Fehler ist zwar gravierend, aber korrigierbar", sagt Timothy Searchinger von der Universität Princeton. Mit der Verknappung fossiler Brennstoffe wird der Druck zur Nutzung von Energiepflanzen in den kommenden Jahrzehnten massiv steigen. Zum Ende des Jahrhunderts werde eine größere Fläche zum Anbau von Biokraftstoffen genutzt als von Lebensmitteln, prognostizieren Forscher um Jerry Melillo vom amerikanischen Marine Biological Laboratory (MBL).

Zusätzliches Kohlendioxid belastet Athmosphäre
Die Wissenschaftler berechnen in der Studie detailliert, wie sich der Boom von Biokraftstoffen in diesem Jahrhundert auf die Emissionen von Treibhausgasen auswirken wird. Dabei berücksichtigen sie nicht nur den Anbau der Energiepflanzen, sondern vor allem auch dessen indirekte Folgen - etwa, wenn die Lebensmittelfelder verdrängt werden und auf Flächen ausweichen, die dafür abgeholzt werden. Gerade bei der Rodung von Wäldern entweichen große Mengen Kohlendioxid in die Erdatmosphäre. Durch die Verdrängung der Nahrungspflanzen könne doppelt so viel Kohlenstoff freigesetzt werden wie beim Anbau der Energiepflanzen selbst, betonen die Forscher im Magazin "Science".

Abkommen ignorieren indirekte Folgen
"Große Treibhausgas-Emissionen durch diese indirekten Veränderungen der Landnutzung sind unabsichtliche Konsequenzen eines weltweiten Biokraftstoff-Programms", warnt Melillo. "Wenn Wälder oder andere Pflanzen für Bioenergie gerodet werden, muss der dabei freiwerdende Kohlenstoff auch als Emission berechnet werden. Geschieht das nicht, wird der Einsatz von Bioenergie das Treibhausgas-Problem eher verschärfen als lösen."

Ein noch größeres Problem birgt die zunehmende Nutzung von Stickstoffdünger für die Felder. Der dabei entstehende Klimakiller Distickstoffoxid (N2O) werde bis zum Ende des Jahrhunderts die Erdatmosphäre stärker belasten als Kohlendioxid. Und mehr als die Hälfte der N2O-Emissionen wird den Forschern zufolge vom Anbau von Energiepflanzen stammen.

Studie warnt vor katastrophalen Folgen
"Eine globale Politik zu Treibhausgas-Emissionen, die Wälder schützt und die beste Anwendung für Stickstoffdünger fördert, kann die mit dem Biokraftstoff-Anbau verbundenen Emissionen drastisch senken", schreiben die Forscher. Sollte diese Korrektur ausbleiben, rechnet Searchinger mit einem düsteren Szenario: Dann könnte es sich für Unternehmen oder Staaten lohnen, einen großen Teil der Waldflächen abzuholzen.

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