Rotlicht-Biopic

“The Look of Love” zeigt Niedergang eines Playboys

Kino
18.09.2013 14:13
Was Rolf Eden einst für Berlin war, stellte Paul Raymond in den 1960ern, 70ern und 80ern für London dar: Ein unverbesserlicher Playboy, der mit seinen Clubs und erotischen Angeboten die gesellschaftlichen Konventionen aushebelte und fast spielerisch zum reichsten Mann Englands wurde. Regisseur Michael Winterbottom skizziert den wahren Aufstieg und Fall des Porno-Barons im Stile einer klassischen Biografie, auch wenn der Werdegang von Raymond (der eigentlich Geoffrey Quinn hieß) alles andere als klassisch war. Ab Freitag läuft der Film im Kino.

Wer das Schicksal des schillernden Geschäftsmanns nicht ohnehin kennt, wird recht bald ahnen, dass der Film nicht gut ausgehen wird - auch wenn Winterbottom stilistisch Zurückhaltung übt: Zwar passt sich seine Inszenierung den kollektiven Erinnerungen der jeweiligen Zeit an - anfangs, im Jahr 1958, noch Schwarz-Weiß, später bunt, schließlich weichgezeichnet und dann immer greller -, aber sein Sittengemälde von London in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlässt sich nicht zuletzt auf die famose Musik der Ära, die teils schier unglaublichen Kostüme sowie einen einmal mehr groß aufspielenden Steve Coogan.

Der vielleicht einzige legitime Monty-Python-Nachfolger scheint wie gemacht für die Rolle des eigenwilligen Sex-Unternehmers, denn kaum einem Darsteller gelingt es aktuell besser, spitzbübischen Charme und trockene Ironie mit einem Gespür für die entsprechende Fallhöhe und Dramatik zu verbinden. Als Paul Raymond bewegt er sich souverän zwischen Frauen in Slips mit Federbüscheln in seinen Clubs, schlüpfrigen Komödien in seinen Boulevardtheatern und Softpornoheften wie "Men Only" und "Escort", bis ihm seine Tochter Debbie schließlich das Herz bricht. Nach ihrem Drogentod 1992 zieht er sich bis zu seinem Tod im Jahr 2008 völlig aus der Öffentlichkeit zurück.

Das sagt "Krone"- Kinoexpertin Christina Krisch zum Film:
Regisseur Michael Winterbottom kredenzt uns ein swingendes Biopic und lässt Kameramann Hubert Taczanowski in wunderbar stimmigen Bildern Lebensgefühl und Zeitgeist einfangen: rauchgeschwängerte Clubs, kesse Frauen wie Gattin Jean, die als barbusige Löwendompteurin auftritt, perfektes Kostümdesign. So weiß dieser Streifen sowohl in puncto Lokalkolorit als auch akustisch mit dem Sound nostalgischer Ohrwürmer zu begeistern. Wenn der Sexmaniac Raymond im Rolls-Royce durch die verruchten Stunden der Nacht cruist, bleibt man gefesselt auf seinen Fährten.

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