McGregors Regiedebüt

Teenie-Rebellion & Bomben: “Amerikanisches Idyll”

Kino
16.11.2016 11:55

Seymour Levov, genannt "Der Schwede", hat alles, was man sich wünschen kann: eine liebevolle Frau, eine aufgeweckte Tochter, ein gut laufendes Geschäft. Doch irgendwo kommen die Levovs vom Weg ab und geht etwas zu Bruch. Der Brite Ewan McGregor hat für sein Regiedebüt "Amerikanisches Idyll" (Kinostart: 18. November) Philip Roths gleichnamigen Roman in eine nüchterne Familiensaga verwandelt.

Wobei sich der 45-jährige Hollywoodstar für sein erstes Mal hinter der Kamera einen prinzipiell lohnenden Stoff ausgesucht hat: In seinem 1997 erschienenen Buch zeichnet Roth ein zwiespältiges, allerlei Wunden aufreißendes Porträt der USA in den 60er-Jahren. Unruhen auf den Straßen und Auseinandersetzungen zwischen Schwarz und Weiß, die zunehmende Desillusionierung aufgrund des Vietnam-Krieges, ein Abflauen der Aufbruchsstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg: All das sind Zutaten, die er anhand der Levovs zu einem durchaus eindringlichen Cocktail mischt.

Selbiges versucht McGregor nicht nur im Regiestuhl, sondern auch in der Hauptrolle: Als "Schwede" kann er zunächst mehrfach sein strahlendes Lächeln präsentieren, beginnt "Amerikanisches Idyll" doch mit dem Zustandekommen der Vorzeigefamilie. Erste Kratzer bekommt die Fassade, als das Stottern von Töchterchen Merry nicht in den Griff zu bekommen ist. Sind es zu hohe Erwartungen, der Druck durch die übermächtig erscheinenden Eltern? Was die Therapeutin den Levovs vor Augen führen möchte, können und wollen diese nicht akzeptieren. "Wir sind normal!", entfährt es Mutter Dawn (Jennifer Connelly). Ja, das stimmt.

Denn ganz normal entwickelt sich Merry zu einer aufmüpfigen, rebellischen jungen Frau (Dakota Fanning), der jedes Mittel recht scheint, um dem Establishment ein lautes "Fuck you!" vor die Füße zu werfen. Während in den Straßen New Yorks und anderswo Scheiben zu Bruch gehen, Demonstrationen gewaltsam aufgelöst werden und die Welt aus den Fugen geraten zu scheint, verschiebt sich schließlich das Gefüge im Hause Levov: Statt in langen Nächten anderswo gegen den Krieg zu demonstrieren, solle sie es doch im beschaulichen Heimatort machen, rät Vater Seymour seiner Tochter. Was sie nur allzu wörtlich nimmt und in einer Bombenexplosion im örtlichen Postamt resultiert.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Für sein Regiedebüt nimmt sich Ewan McGregor der Pulitzer-Preis-gekrönten Romanvorlage "American Pastoral" von Philip Roth an, kondensiert die Stationen eines familiären Dramas zu einer fesselnden US-Gesellschaftsstudie und verquickt diese mit Thriller-Elementen. Nicht ganz geglückt McGregors Entschluss, Levov durchgehend selbst zu verkörpern. Eine zeithistorisch wie psychologisch starke Adaption.

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