Skandalöse Romanze

Popstar Madonna wieder mal auf dem Regiestuhl: “W.E.”

Kino
20.06.2012 16:27
W.E., die Initialen zweier Vornamen, die einen innigen Briefwechsel zierten, eine Verfassungskrise im Vereinigten Königreich von Großbritannien und des Commonwealth heraufbeschworen, den Thronverzicht eines britischen Monarchen bewirkten und symbolisch verschlungen für ein unumstößliches "we - wir" - und eine der dramatischsten Romanzen des 20. Jahrhunderts standen. Kinostart von "W.E.": 22. Juni.

Von Wallis Simpson (1896-1986), spätere Herzogin von Windsor, und dem britischen Kurzzeitregenten Edward VIII. - er war seinem verblichenen Vater George V. auf den Thron gefolgt - ist hier die Rede.

Und von einer Amour fou, die sich über höfische Etikette und die moralische Instanz der Kirche von England kühn hinwegsetzte, war doch die charismatisch lebensfrohe Amerikanerin, die in erster Ehe mit Earl Winfield Spencer und in zweiter Ehe mit dem Geschäftsmann Ernest Simpson verheiratet war, der formelle Grund für die Abdankung des britischen Thronfolgers im Jahre 1936. Unterwürfigkeit war ihr fremd. Genau diese erfrischende Nonchalance imponierte Edward, der sonst von allen nur mit Samthandschuhen angefasst wurde.

Ihr Herz - oder die Krone. Während Wallis noch besorgt schrieb "Edward, Darling, wenn ich dir so sehr schade, ist es da nicht besser, ich mache mich aus dem Staub?", hatte er längst beschlossen, seine große sowohl bei Hofe als auch von der kontinentaleuropäischen Presse heftig kritisierte Liebe zu ehelichen. Ein Skandal, der um die Welt ging. Edwards Bruder George VI. übernahm, behaftet mit einer Sprachschwäche, die königlichen Pflichten - ein Stück Historie, das Oscar-gekrönt mit "The King's Speech" bereits den Weg in die Kinos fand.

Macht für die große Liebe geopfert
Edward VIII. - ein Mann also, der für die Frau, die er liebte, alle Macht opferte, um fortan als Herzog von Windsor im Exil - vorwiegend in Frankreich - zu leben. 35 Jahre, bis zu Edwards Tod 1972, wird die hart erkämpfte Ehe halten. Was als feurig-erotischer Flirt begann, solle durch die große Geste des Thronverzichts zu einer innigen, aber isolierten Beziehung reifen.

Madonnas zweite Regiearbeit
Dass sich ausrechnet Pop-Ikone Madonna von dieser unkonventionellen Lovestory und royalen Herzenstorheit inspirieren ließ, mag erstaunen. Mit "W.E.", ihrer zweiten Regiearbeit nach "Filth & Wisdom", die sie bei den Filmfestspielen in Venedig präsentierte und die nun in unsere Kinos kommt, begeisterte sie das Publikum mit großen Gefühlen, elegant "choreographierten" Bildern und mit Bedacht ausgewählten Schauspielern, als da sind Andrea Riseborough, Abbie Cornish, James D'Arcy und Oscar Isaac.

Doch ein reines Historientableau war Madonnas Sache nicht. Vielmehr verquickt sie die Essenz dieser Liebe zwischen Wallis Simpson und Edward mit der Fiktion eines Erzählstranges, der seinen Anfang im Manhattan des Jahres 1998 nimmt. Hier treffen wir auf die New Yorkerin Wally Winthrop, eine vom Korsett einer unglücklichen Ehe beengten jungen Frau und ehemalige Sotherby's-Mitarbeiterin mit Sinn für das Eigenleben schöner Dinge, die anlässlich einer unmittelbar bevorstehenden Auktion den Privatbesitz der Herzogin und des Herzogs von Windsor betreffend immer mehr in die Historie jenes großen Liebespaares eintaucht, ja den Herzschlag der Wallis Simpson förmlich in sich spürt und sich auf diese Weise selbst einer neuen Liebe öffnet.

Madonna: "Zur Liebe gehört auch Kompromiss"
Penibel hatte Madonna alles zu jener 1998 in New York stattgefundenen Auktion recherchiert, die Käufer aus der ganzen Welt anlocken und über 23 Millionen Dollar einbringen sollte. Wally, gespielt von Abbie Cornish ("Bright Star"), wird ein Paar Handschuhe ihrer Seelenverwandten Wallis ersteigern. Multi-Talent Madonna: "Zur Liebe gehört immer auch eine Form von Kompromiss. Diese Erkenntnis ist der eigentliche Kern meines Films 'W.E.'. Ohne dieses Perpetuum größerer und kleinerer Herzenszugeständnisse kann es keine ernsthafte Bindung geben."

Die Hohepriesterin gewagter Bühnenshows ist Romantikerin. Und eine Perfektionistin obendrein: das elegante Art-Deko-Ambiente, in dem Wallis und Edward ihre Nähe zelebrierten, die Raffinesse großer Modehäuser wie Vionnet, Givenchy oder Dior, die atemberaubenden Schmuckkreationen von Cartier oder Van Cleef & Arpels - Liebesgaben des entflammten Aristokraten, all dies sollte den Zeitgeist dieser Jahrhundertliebe perfekt spiegeln.

Wallis' enormes Stilgefühl und ihr Glamour waren legendär. Als bei den Dreharbeiten zu "W.E." am Strand von Cannes eine nicht minder kostbare Imitation eines Cartier-Armbandes im schäumenden Wellensaum verloren ging, war die Aufregung groß. Neben Südfrankreich zählten auch Paris und London zu den Drehorten.

Madonna führte nicht nur Regie, sondern wirkte auch als Co-Autorin und Produzentin von "W.E." mit. Und sie steuerte den Song "Masterpiece" bei, der im Film den Abspann stimmig untermalt. Madonna: "Ich hoffe, dass man meinen Film als Hommage an die Couragiertheit der Liebe - jeder Liebe - begreift."

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