"Recht auf Bildung"

“Malala”: Doku ab 22. Oktober im Kino

Kino
21.10.2015 13:22
Die Doku "Malala - Ihr Recht auf Bildung" (ab 22. Oktober im Kino) ist das mitreißende Porträt der jüngsten Friedensnobelpreisträgerin, einer jungen Pakistani, der die ganze Welt zuhört.

Sie ist absolut furchtlos, scheint ein intuitives Gespür dafür zu haben, was ihre Aufgabe ist. Malala - so ihr Name, der mittlerweile rund um den Globus zum ikonischen Sinnbild für die Rechte von Mädchen und deren uneingeschränkter Schulbildung geworden ist.

Regisseur Davis Guggenheims feinfühlige Dokumentation trug dem Akt der Namensgebung für ein aufgewecktes pakistanisches Mädchen aus dem einst fruchtbaren Swat-Tal insofern Rechnung, als er seinem Film den Originaltitel "He Named Me Malala" gab. "He", Ziauddin Yousafzai, er also, Malalas Vater, nannte seine Tochter nach der pakistanischen Volksheldin Malalai, die 1880 die Paschtunen gegen die britischen Kolonialisten anführte, Worte der Ermutigung auf die Schlachtfelder trug - und dafür mit dem Leben bezahlte.

Von mythisch-schicksalhafter Parallelität ist der beinahe tödliche Anschlag 2012 durch bewaffnete Taliban auf die damals fünfzehnjährige Malala in ihrem Schulbus - auf die kleine Wissbegierige, die bereits mit zwölf einen Blog für die BBC verfasste, in dem sie sich gegen archaische Tyrannei und für Bildung aussprach und so zur aufklärerischen Aktivistin wurde, die nur ein Jahr zuvor den National Youth Peace Prize ihres Landes erhalten hatte.

Das perfide Attentat auf ein Schulkind - eine Kugel dringt über der linken Augenbraue Malalas ein, zerschmettert den Schädelknochen, verletzt Gesichtsnerven - machte die Welt auf ihre heldenhafte Geschichte aufmerksam. Ein Ärzteteam in Birmingham/England rettete ihr Leben. Über das Ausmaß ihrer seelischen Versehrtheit schweigt Malala bis heute.

Mit seinem Malala-Film, der nun in unsere Kinos kommt, gibt uns der Oscar-Preisträger Davis Guggenheim - seine Doku "An Inconvenient Truth" löste eine leidenschaftliche Debatte über den globalen Klimawandel aus - einen umfassenden Einblick in die Missionen Malalas und in den sie einhüllenden lebhaften muslimisch-familiären Zusammenhalt. Insgesamt 18 Monate verbrachte der Regisseur mit der Yousafzai-Familie, er besuchte sie in Großbritannien, begleitete Malala auf ihren Reisen für den bildungsorientierten Malala Fund nach Nigeria, Kenia, Abu Dhabi und Jordanien - und er spürt dabei in kraftvollen Bildern der Entschlossenheit jenes Mädchens nach, das seit 2014 als jüngste Friedensnobelpreisträgerin mit rhetorischer Brillanz, einem mutigen Herzen und wachem Geist erstaunt.

Malalas Credo, das sie in einer bejubelten Rede vor den Vereinten Nationen kundtat: "Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern." Eine filmische Annäherung, durchzogen von sehr privaten wie auch öffentlichen Momenten Malalas, geprägt von Neugier, Ehrlichkeit und Rücksicht auf Traditionen und Kultur. Der stolze Vater Ziauddin Yousafzai findet philosophische Worte: "Ich denke, jede Familie ist wie ein kleiner Staat. Sie hat ihre eigene Verfassung, ihre eigenen Werte - und wenn diese Werte auf Gleichheit, Gerechtigkeit, Liebe, Respekt fußen, dann kann jede Familie wunderbar sein."

Dass Malalas flammende Reden in Sachen Bildung keine Lippenbekenntnisse sind, zeigt sich in dem Elan, mit dem sie sich ihren eigenen Schulaufgaben widmet. Dass sie dennoch Zeit findet, sich mit ihren Brüdern Khushal und Atal zu kabbeln, ist ein schöner Teenager-gerechter Aspekt, der im Film "He Named Me Malala" auf sympathische Weise Raum findet. Ihr Zeit-Management ist dennoch atemberaubend - und der Spagat zwischen der hofierten jungen Weltpolitikerin, die an den gebirgigen Flanken des Hindukusch zur geistigen Rebellin wurde, und dem unter den Augen der Öffentlichkeit heranwachsenden Mädchen scheint enorm.

Ein kreatives Atout der Doku sind animierte Sequenzen, die Malalas Erinnerungen in poetischer Bildersprache wiedergeben - und so für das Kinopublikum sichtbar machen. Die heute 18-jährige Kinderrechtsaktivistin wird nicht aufhören, ihre Stimme zu erheben. Denn rund 60 Millionen schulreife Mädchen auf der ganzen Welt besuchen derzeit keine Schule. Malala Yousafzais inneres Navi-System ist auf Toleranz, Geduld und Gerechtigkeit ausgerichtet. Malala: "Ich glaube, auf diese Weise lebt man sein Leben am besten." Ein starkes Vorbild.

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