Spannendes Biopic

Leonardo DiCaprio als FBI-Legende Hoover: “J. Edgar”

Kino
18.01.2012 15:14
Der Blick ist ernst, die Stimme kräftig, auch nach knapp 50 Jahren an der Spitze des FBI hat J. Edgar Hoover die Zügel fest in der Hand. Er hat in den 1920er-Jahren die US-amerikanische Bundeskriminalpolizei gegründet und unter acht Präsidenten gedient, nicht zuletzt, weil er auch diese bespitzeln ließ. Hoover war die personifizierte Macht, Regisseur Clint Eastwood interessiert sich jedoch mehr für J. Edgar, die unsichere, kontrollsüchtige Person dahinter.

Er lässt den FBI-Chef, gespielt von einem kongenialen Leonardo DiCaprio, im Rückblick sein Leben diktieren und setzt somit auf eine bedingungslos subjektive, persönliche, gerne auch selbstherrliche Sicht, die im Austausch mit seinen Lebensgefährten relativiert wird. Kinostart: 20. Jänner.

Es ist dem raffinierten Drehbuch von Dustin Lance Black, der schon "Milk" geschrieben hat, zu verdanken, dass der Film sich nicht wie ein klassisches Biopic an den wichtigsten Stationen der Biografie entlanghangelt. Diese Momente werden auf Anspielungen und kurze Zitate reduziert, stattdessen richtet sich der Fokus auf das Privatleben und die Psyche in Verbindung mit dem Aufbau und Erhalt der Macht aus dem sich selbst verteidigenden Blickwinkel des Protagonisten selbst. Obwohl vom Privatleben Hoovers nur sehr wenig bekannt ist, entwickelt sich durch zeitliche Überblendungen, assoziative Collagen und den kollegialen Austausch die Möglichkeit eines Einblicks in dessen vielschichtigen Charakter.

Wenn der alte Hoover vom jungen J. Edgar erzählt, dann kommt der Entführung des Lindbergh-Babys und dem Kampf gegen Kommunisten, Anarchisten und Radikale große Bedeutung zu. Dass die Mafia daneben vielfach schalten und walten konnte oder die politischen Bestrebungen fast überwachungsstaatsähnliche Züge annehmen, taucht als Widerspruch in der Vita auf, doch die brisanten Fragen müssen gar nicht aufgelöst werden.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Leonardo DiCaprio durchläuft in seiner Rolle als J. Edgar fast dessen gesamte Lebensspanne zwischen Anfang 20 und 77 Jahren. Anders als in dem Porträt von Howard Hughes in "Aviator", in dem es ihm noch ein wenig an Charisma und Souveränität mangelte, geht DiCaprio hier mit authentischer Diktion und peniblen Manierismen ganz in dieser historischen Figur auf - unterstützt von raffinierter Maskenarbeit, die ihn glaubhaft altern lässt. Regisseur Clint Eastwood wählte für den Film einen monochromen Look, der Zeitperioden gekonnt verwischt, und er tastet sich an Hoovers von Gerüchten umranktes Privatleben heran, dem wohl eine homoerotische Ader zugrunde lag. Dem Biopic reichen subtile Gesten der Zuneigung.

Ein Punkt, der US-Kritiker bereits ätzen ließ: "Brokeback Mountain" hinter Aktenbergen! Dass Hoover und Tolson einander bis in ein von Gebrechlichkeit und Krankheit gezeichnetes Alter treu ergeben blieben, zeigt eine sehr berührende Seite des ersten Direktors des Federal Bureau of Investigation, der vom einfachen Gangsterjäger zum mythischen "Spürhund" aufstieg und dessen Parole lautete: Information Is Power - Wissen ist Macht! Eine mitreißende Charakterstudie.

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