Pornosüchtig

Gordon-Levitt legt selbst Hand an: “Don Jon”

Eine Traumfrau à la Scarlett Johansson im eigenen Bett und trotzdem täglich vor dem Laptop selbst Hand anlegen? Für Jon Martello kein Widerspruch. US-Schauspieler Joseph Gordon-Levitt gibt in seinem frechen Regiedebüt "Don Jon" (Kinostart: 15. November) den prolligen Pornosüchtigen und will damit das Bild einer verseuchten Medienkultur zeichnen, die Frauen zu Sexobjekten und Männern zu beziehungsgestörten Widerlingen macht. Von zahlreicher Wiederholung und vorhersehbarer Läuterung abgesehen, gelingt ihm das auf durchaus unterhaltsame Art und Weise.

Wie ein Mantra betet Jon Martello (Gordon-Levitt) seine wichtigsten Lebensinhalte herunter: "Mein Körper, meine Bude, meine Karre, meine Familie, meine Kirche, meine Kumpels, meine Mädels und meine Pornos." Während der regelmäßigen Fitnessroutine sind dann die zehn "Vater Unser" und "Ave Maria" dran, die er sich jeden Sonntag bei der Beichte wegen exzessiven Pornokonsums und vorehelichen Geschlechtsverkehrs in der Kirche abholt.

Als die attraktive Barbara Sugarman (Scarlett Johansson) in sein Leben tritt, schwört der von seinen Freunden "Don Jon" genannte Aufreißer zwar anderen Frauen, nicht aber seinen Internetpornos ab. Als seine Angebetete ihn dabei erwischt, ist die Beziehung vorbei. Und Jon muss erst auf die reifere, aber traumatisierte Esther (Julianne Moore) treffen, um Sex fernab des World Wide Web schätzen zu lernen.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Gordon-Levitt legt hier ein hintersinniges Regiedebüt vor, in dem er dem schlüpfrigen Thema der Internetpornografie - anders als das superstilisierte Drama "Shame" - mit Witz und einer gehörigen Portion Ironie begegnet. So skizziert er das Porträt einer massiv übersexualisierten Gesellschaft, deren paarungswillige Jugend mit idealisierten Trugbildern des Begehrens aufwächst - ganz im Sog einer narzisstischen Perfektionsgier in Sachen Erotik und nahezu unerfüllbaren Ästhetikansprüchen, die kaum zu befriedigen (!) sind.