Teils verkleidet

Neonazis stürmten Vorlesung an Uni Klagenfurt

Österreich
10.06.2016 06:14

Zehn teils verkleidete Neonazis haben am Donnerstagnachmittag eine Vorlesung an der Universität Klagenfurt gestürmt. Wie Rektor Oliver Vitouch mitteilte, waren die Männer mit Kamera und Megafon in den Hörsaal gekommen. Der Rektor forderte die Männer zum Gehen auf, sie verließen den Saal aber erst, nachdem er die Polizei gerufen hatte. Das Landesamt für Verfassungsschutz ermittelt.

Die Männer waren auf unterschiedliche Weise verkleidet (siehe auch Video oben). Einer hatte sich laut Vitouch ein mittelalterliches Holzjoch umgeschnallt, ein anderer trug eine Burka. Nach Angaben der Polizei inszenierte die rechtsextreme Gruppe im Hörsaal mit Steinen aus Styropor eine Steinigung.

"Ich bin gegen 17.30 Uhr über die Störaktion informiert worden und sofort vom Rektorat in den Hörsaal gelaufen, wo gerade eine Ringvorlesung zum Thema Flucht und Asyl gehalten wurde", so Vitouch. Er habe die Gruppe aufgefordert, den Hörsaal zu verlassen, und versucht, ein angebrachtes Transparent zu entfernen. Das habe die rund zehn Personen aber nicht beeindruckt. Die Aktion sei offenbar genau geplant, die Teilnehmer durchwegs junge Männer gewesen, sagte der Rektor, der kürzlich zum Präsidenten der Universitätenkonferenz gewählt wurde.

"Es dürfte genug Zeugen geben"
Der Zwischenfall sei von mehreren Studierenden mittels Handyvideo festgehalten worden, so Vitouch. "Es dürfte also genug Zeugen geben, um die Leute identifizieren zu können." Seiner Einschätzung nach handle es sich um Identitäre, die Polizei konnte diesbezüglich am Abend noch keine genaueren Angaben machen. Die "Identitäre Bewegung Österreich" prahlte jedoch bereits auf ihrer Facebookseite mit der Aktion.

Während des Zwischenfalls befanden sich an die 70 Studierende im Hörsaal. Verletzt wurde niemand. Vitouch sagte, man werde sich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Dass sich die Identitären die Universität Klagenfurt ausgesucht haben, dürfte wohl mit der Uni-Abteilung für Sozial- und Integrationspädagogik zusammenhängen. Diese bietet einen Studiengang an, der mit einem Master of Art abgeschlossen wird.

Landeshauptmann entsetzt über Aktion
Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser zeigte sich entsetzt über die Aktion: "Ich verurteile solche aggressiven Angriffe auf das Schärfste." Man werde alle demokratischen Maßnahmen ergreifen, um solche Dinge zu verhindern. "Derartiges hat weder in Kärnten noch sonstwo das Geringste verloren und erfordert das Zusammenrücken aller demokratischen Kräfte", so Kaiser mit Hinweis auf eine Störaktion der Identitären Mitte April bei der Aufführung eines Stücks von Elfriede Jelinek am Audimax in Wien.

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