Polizei-Befragung

Waris Dirie von Beamten des BKA einvernommen

13.03.2008 18:20

Waris Dirie ist Mittwochnachmittag eine Stunde lang von zwei Beamten des Bundeskriminalamtes einvernommen worden. Das gab Generalmajor Gerhard Lang am Donnerstag bekannt. Über den Inhalt ihrer Aussage wollte Lang nichts sagen. Die bekannte Autorin ("Wüstenblume") habe das angezeigt, was in Brüssel passiert sein soll, sagte der Ermittler. Das würde sich aber nicht mit dem decken, was das Ex-Model kurz nach ihrem Auftauchen der Brüsseler Polizei gesagt habe. Am Mittwoch hat das ehemalige Topmodel auch erstmals psychologische Hilfe angenommen.

Die Aussage werde am Donnerstag zusammengefasst und der Staatsanwaltschaft Wien und den belgischen Behörden übermittelt. Wenn, dann müsse die belgische Justiz tätig werden, die leite die Ermittlungen, betonte Lang. "Wir übernehmen nur Ermittlungsaufträge über Ersuchen." Man sei jedoch mit den belgischen Kollegen in ständigem Kontakt.

Dirie hat psychologische Hilfe angenommen
Nach Angaben ihres Managers Walter Lutschinger hat Dirie erst am Mittwoch psychologische Hilfe angenommen. "Es ging ihr sehr schlecht, sie hat viel geweint." Zwei Tage lang sei ihr das Gespräch mit dem Psychologen in einem Wiener Spital angeboten worden, sie habe es aber abgelehnt. "Doch gestern war plötzlich alles anders." Vor ihrer Aussage bei Beamten des Bundeskriminalamtes sei sie zusammengebrochen. "Ich habe sie persönlich noch nie so gesehen", sagte Lutschinger, der Dirie seit 2002 kennt.

Retraumatisierung durch den Vorfall in Brüssel
In den ersten Tagen habe sich die bekannte Autorin ("Wüstenblume") nach Angaben des Managers "sehr taff" gegeben. Sie habe immer wieder betont, wie gut sie den Taxifahrer abgewehrt habe, der versucht haben soll, sie zu vergewaltigen. Der Psychologe habe befunden, dass Dirie eine schwere Retraumatisierung erlitten habe. Ein früherer Missbrauch sei durch die neuerlichen Vorfälle wieder akut geworden, so Lutschinger. Sie zeige eine posttraumatische Belastungsstörung. Der Psychologe sei zunächst gegen eine Aussage Diries bei den österreichischen Behörden gewesen, sie habe aber darauf bestanden. "Sie hatte ganz starke Flashbacks", sagte Lutschinger.

Suche auf Website nach weiteren Polizei-Opfern
Nach ihren schweren Vorwürfen gegen die Brüsseler Polizei sucht Dirie nun auf ihrer Homepage nach Frauen mit einem ähnlichen Schicksal. Die Beamten sollen der gebürtigen Somalierin laut ihrer eigenen Aussage wegen "ihrer Hautfarbe" nicht geholfen haben. "Bitte helft uns diese Zustände aufzuzeigen, wir behandeln eure Daten natürlich mit größter Diskretion", heißt es auf ihrer Website.

"In den letzten Tagen haben wir viele E-Mails erhalten, in denen Frauen ihre ähnlich schlimmen Erlebnisse mit der belgischen Polizei schildern", so die Begründung des Ex-Models für diesen Schritt. Zahlreiche Bewohnerinnen der belgischen Hauptstadt hätten sich gemeldet, denen mit Beamten das passiert sei, was auch Waris Diries erzählt habe, sagte ihr Manager Walter Lutschinger.

Waris Dirie war am 4. März nach Brüssel gereist, nach einem Disco-Besuch verschwunden und bis 7. März wie vom Erdboden verschluckt. Das Ex-Model gab an, das Hotel nicht mehr gefunden zu haben und auf der Suche danach auf den Taxifahrer gestoßen zu sein. Der Mann soll mehrmals versucht haben, sie zu vergewaltigen.

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