Schwere Vorwürfe

Im Fall F. wurden Amtsgeheimnisse verraten

Österreich
04.07.2008 12:09
Eva Plaz, die Anwältin von Elisabeth F., hat am Donnerstag in Zusammenhang mit der Berichterstattung im Verlies-Drama von Amstetten schwere Vorwürfe erhoben. Sämtliche Fakten, die Elisabeth F. der Polizei und Ärzten im Vertrauen erzählt habe, seien an die Öffentlichkeit gelangt. Etliche Personen hätten die Familie benutzt, "um sich wichtig zu machen", so Plaz. Elisabeth F. erwäge daher rechtliche Schritte wegen Verletzung von Amtsgeheimnissen.

Nach ihrer Befreiung aus der Gefangenschaft wurde die Familie F. von der Öffentlichkeit abgeschirmt und hatte keinen Zugang zu Medien. Mittlerweile habe Elisabeth F. erkennen müssen, dass beinahe das vollständige Polizeiprotokoll in den Medien veröffentlicht wurde, berichtet die Opferanwältin. Nur ein Satz sei der Öffentlichkeit vorenthalten worden, den las die Anwältin mit Einverständnis von Elisabeth F. bei der parlamentarischen Medienenquete am Donnerstag vor: "Ich verlange, dass keine Daten oder Gesprächsinhalte an irgendwelche Medien weitergegeben werden."

Geschehen sei genau das Gegenteil. "Personen haben sich mit Informationen wichtig gemacht, die sie nur aufgrund ihrer beruflichen Position haben konnten", so Plaz. Diese Bloßstellung habe nicht nur psychische Auswirkungen auf die betroffene Familie F., sondern schüre auch die Angst von Opfern anderer Gewalttaten, bloßgestellt zu werden. "Was sich seit April in den Medien abgespielt hat, hilft den Opfern nicht, es stärkt und schützt vielmehr alle Täter", klagte Plaz.

Nur ein Polizist zur Bewachung vor Paparazzi
Es müsse Aufgabe des Staates sein, diese Bloßstellung zu verhindern, findet die Anwältin. Die Familie müsse vor Paparazzi und Sensationsgier geschützt werden. Auch dies geschehe nicht. Die Familie F. sei bis vor zwei Wochen von gerade einmal einem Polizisten bewacht worden, der wurde dann aber wegen der EURO-Personalknappheit abgezogen, kritisierte Plaz.

Sorge bereite der Familie F. auch Überlegungen von Josef F., der plant, seine Geschichte zu vermarkten. Elisabeth F. will das Geschehene hingegen unter keinen Umständen "verwerten", um sich und ihre Kinder nicht zur Schau zu stellen. Elisabeth F. wolle mit ihren Kindern, falls möglich, "in Freiheit leben, frei von Gewalt und ohne benutzt zu werden".

Grüne wollen Verhalten der Behörden aufklären
Der Grüne Justizsprecher Albert Steinhauser zeigte sich am Donnerstag empört über das Auftreten der neuen Innenministerin bei der Enquete: "Statt offensichtliche Missstände beim Vorgehen im Fall Amstetten zu benennen, hat sich Fekter auf Allgemeinaussagen beschränkt." Die Grünen kündigen eine umfassende Anfrage zur Klärung des Sachverhalts an das Innenressort an und behalten sich eine Anzeige der ermittelnden Beamten bei der Staatsanwaltschaft vor.

Das Verlies-Drama von Amstetten
Am 27. April war in Amstetten bekanntgeworden, dass der 73-jährige Josef F. seine Tochter 24 Jahre lang in einem Verlies eingesperrt und sexuell missbraucht hatte. Während der Gefangenschaft zeugte der Mann mit der heute 42-jährigen Elisabeth sieben Kinder. Eines von ihnen starb nach der Geburt. Josef F. hat sich weitgehend geständig gezeigt. Er ist in U-Haft.

krone.at fühlt sich dem Opferschutz verpflichtet und kürzt daher den Nachnamen der Opfer und des Verdächtigen mit „F.“ ab. Wir bitten euch, dies in den Storypostings ebenfalls zu tun, da wir sonst Kommentare aufgrund dessen entfernen müssen.

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