Gespanntes Warten

Entwicklerkonferenz I/O: Google Glass steht im Mittelpunkt

Elektronik
13.05.2013 14:00
Die Entwicklerkonferenz Google I/O ist das wichtigste jährliche Event im Universum des Internetgiganten. Hier werden die spektakulärsten Neuheiten vorgestellt. Hier feiert sich der Marktführer bei Web-Suche, Online-Werbung und Smartphone-Systemen als Innovationsmotor. Die Entwickler, die zur Google-Welt beitragen, sollen hier bei Laune gehalten werden. Überraschungen sind bei der Google I/O an der Tagesordnung, doch diesmal scheint schon lange vor dem Start am kommenden Mittwoch klar, welches Gadget im Rampenlicht stehen wird: die Computer-Brille Google Glass.

Das futuristische Gerät, das Informationen direkt vor das rechte Auge des Nutzers projiziert, soll die Internetnutzung unterwegs noch natürlicher als beim heutigen Smartphone machen. Als Prototyp für eine neue Geräteklasse soll das Gadget Google einen Vorsprung bei tragbaren Mini-Computern der Zukunft gewähren.

Spektakulärer Auftritt für Googles Datenbrille
Schon vergangenes Jahr bescherte Google-Mitgründer Sergey Brin der Computerbrille einen fulminanten ersten Auftritt, der kaum zu überbieten sein dürfte. Eine Gruppe von Fallschirmspringern raste mit eingeschalteten Kameras ihrer Datenbrillen zur Erde, die Bilder wurden live zum Auftritt von Brin auf der Google I/O übertragen. Die spektakuläre Demonstration zeigte eine der zentralen Funktionen von Google Glass: die Möglichkeit, jederzeit und mühelos Fotos und Videos aufzunehmen. Es reichen Gesten oder Sprachkommandos, nachdem man das Gerät mit "Okay, Glass" angesprochen hat.

Außerdem kann die Brille Ergebnisse von Internetsuchen oder Navigationsanweisungen anzeigen und bei Bedarf auch vorlesen. Der Trend, dem Nutzer Informationen auf natürlichere Weise zu vermitteln - etwa wenn sie im Auto auf die Windschutzscheibe projiziert werden -, könnte den Alltag vieler Menschen verändern. Irgendwann werde man sich darüber wundern, dass es einmal üblich war, in der Tasche nach einem Computer wie etwa einem Smartphone zu suchen, sagte jüngst Google-Chef Larry Page. "Wir sind erst bei einem Prozent davon, was möglich ist."

Google Glass als neue Datenschutz-Herausforderung
Abgesehen von der technischen Meisterleistung, Kamera, Sensoren und einen Computer mit 16 Gigabyte Speicher in ein nur leicht ausladendes Brillengestell gepackt zu haben - Google Glass könnte der Vorbote eines dramatischen sozialen Wandels sein. Über Auswirkungen auf die Privatsphäre wird heftig diskutiert. Schon heute werden mit Smartphones überall Fotos und Videos aufgenommen. Aber ist es zumindest noch halbwegs zu erkennen, wenn der Anwender ein Foto schießt oder ein Video dreht. Mit einer Google-Brille auf der Nase hingegen ginge das viel unauffälliger.

Zudem läuft Google Glass mit dem offenen mobilen Betriebssystem Android und wurde bereits gehackt. Heißt das, in Zukunft könnten sachkundige Nutzer eine Gesichtserkennungs-App auf ihre Google-Gläser spielen? In mehreren Restaurants (siehe Infobox) und Kasinos ist die Zukunftsbrille jedenfalls bereits unerwünscht.

Weiterverkauf der Entwickleredition ist verboten
Das Privileg, zu den ersten Anwendern einer neuen Computer-Ära zu gehören, hatte seinen Preis. Anwärter sollten in einem Wettbewerb beschreiben, warum sie die Datenbrille unbedingt haben wollen - und die Auserwählten mussten 1.500 Dollar (1.154 Euro) hinblättern. Verkaufen darf man die Erstausgabe namens "Explorer Edition" nicht: Geräte, die ihren Besitzer wechseln, würden ferngesteuert deaktiviert, warnte Google.

Seit ein paar Wochen werden die Geräte der ersten Serie in den USA ausgeliefert und auf den Straßen tauchen immer mehr Leute mit Google-Brille auf der Nase auf. Der leicht zu begeisternde Start-up-Blogger Robert Scoble ließ sich sogar unter der Dusche mit Google Glass fotografieren.

Serienversion lässt noch etwa ein Jahr auf sich warten
Nach den ersten "Wow!"-Rufen wurde der Ton in der Tech-Community inzwischen etwas nüchterner. Die Batterien hielten nur drei bis dreieinhalb Stunden, das Display sei bei Sonnenlicht nicht hell genug, die Spracherkennung zeige Schwächen, für die Verbindung zum Internet sei die Brille auf Hilfe vom Smartphone angewiesen und beim Autofahren sei sie nicht nutzbar, mäkelten diverse Technik-Journalisten.

Zudem entwickle Google Glass beim Tragen eine Schlagseite nach rechts - die Seite, auf der die ganze Technik sitzt, stellte etwa der Blog "Engadget" fest. Alles allerdings Probleme, die man beheben kann. Und die Serienversion dürfte ohnehin noch etwa ein Jahr entfernt sein, erklärte Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt.

Neues Smartphone und Android-Spieledienst erwartet
Weitere Neuheiten der diesjährigen Google I/O könnten laut Berichten in amerikanischen Tech-Blogs ein Spitzen-Smartphone mit der Projekt-Bezeichnung X Phone und ein Spieledienst für die Android-Downloadplattform Google Play werden. Möglich auch: eine neue Android-Version, ein Messaging-Dienst und ein neues Tablet.

Aber nicht allem, was in den vergangenen Jahren groß auf der Google I/O präsentiert wurde, war Erfolg beschert: So floppte der neuartige Kommunikationsdienst Google Wave trotz erster Begeisterung der Internetcommunity, weil einfachen Nutzern die Verbindung von Live-Kommunikation und E-Mail zu kompliziert war. Und die im vergangenen Jahr präsentierte Wohnzimmer-Box Nexus Q verschwand schon wenige Wochen nach der Vorstellung zurück in die Entwicklerwerkstatt, nachdem sie als zu teuer kritisiert wurde.

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