Offener Brief

San Marino verspottet Thomas Müller nach Kritik

Sport
15.11.2016 09:02

Es war eine klare Angelegenheit für das deutsche Nationalteam. Die Elf von Joachim Löw gewann in der WM-Qualifikation mit 8:0 gegen Fußballzwerg San Mariono. Stürmer Thomas Müller stellte danach die Sinnhaftigkeit solcher Spiele infrage. Jetzt hat der Bayern-Star einen polemischen Protestbrief aus San Marino erhalten.

"Bei so einem schmierigen Platz und der Qualität des Gegners setzt man sich doch der Gefahr aus, die nicht nötig ist. Als Spieler ist es schon sehr mühsam. Die San-Marinesen haben alles getan, was in ihren Mitteln stand, aber mit professionellem Fußball hat das nichts zu tun", sagte Thomas Müller nach der Partie.

Das wollte Alan Gasperoni, ein Journalist und ehemaliger Vereins- und Verbandspräsident aus San Marino, nicht auf sich sitzen lassen und schrieb auf Facebook einen Protestbrief.

Gasperoni machte sich sogar darüber lustig, dass Müller gegen den 201. der Weltrangliste kein Tor erzielt hat. "Und gib zu, du warst stinksauer, als Simoncini dich am Toreschießen gehindert hat." Das Spiel habe gezeigt, "dass der Fußball nicht im Besitz von Deutschland ist. Das Spiel gehört euch nicht. Auch wir sind Teil des Spiels und lieben es."

"Immer weiße Tennissocken in den Sandalen"
Auch warf der Journalist dem deutschen Team eine gewisse Arroganz vor: "Es zeigt, dass ihr Deutschen euch nicht geändert habt. Selbst aus der Geschichte habt ihr nichts gelernt." Es gäbe Männer, die "ihren Traum leben und nicht nur Schecks hinterherrennen". Am Ende konnte sich Gasperoni einen Seitenhieb nicht verkneifen: "Und das Spiel zeigt mir, dass ihr zwar immer die schicksten Adidas-Trikots haben könnt, aber immer die bleiben werdet, die weiße Tennissocken in den Sandalen tragen.

Das Magazin "Zeitspiel" hat das Facebook-Postin auf Deutsch übersetzt. Hier das Schreiben im Wortlaut:

"Lieber Thomas Müller,

natürlich hast Du recht! Spiele wie das vom Freitag braucht kein Mensch. Auch Du nicht! Lieber Thomas, es nutzt Dir ja wirklich nicht, kostenlos an einem spielfreien Bundesliga-Wochenende nach San Marino zu kommen, wenn Du gleichzeitig mit Deiner Frau in Deiner Luxusvilla zusammen sein könntest. Alternativ könntest Du ja auch ein paar Tausend Euro einsacken, wenn Du an einem Sponsorenevent teilnehmen könntest.

Ich armer Tropf habe jedoch zehn gute Gründe für den Abstecher nach San Marino, um an einem Spiel zwischen San Marino gegen Deutschland teilzunehmen. Denk einfach mal darüber nach:

1.) Es zeigt, dass Du noch nicht mal gegen solche Rumpeltruppen wie uns Sanmarinesen triffst. Und gib es zu: Du warst stinksauer, dass unser Keeper Simoncini Dich am Tore schießen gehindert hat.

2.) Das Spiel zeigt, dass der Fußball nicht im Besitz von Deutschland ist. Das Spiel gehört euch nicht. Auch wir sind Teil des Spiels und lieben es - ob Du willst oder nicht - sag das auch Rummenigge und Beckenbauer!

3.) Es zeigt Hunderten von Journalisten, dass es da Männer gibt, die ihren Traum leben …. Und nicht nur Schecks hinterher rennen.

4.) Es zeigt, dass ihr Deutschen euch nicht geändert habt. Selbst aus der Geschichte habt ihr nichts gelernt … Machtgelüste sind keine Siegesgarantie

5.) Es zeigt 200 Nachwuchsfußballern, dass ihre Trainer richtig liegen, wenn sie davon sprechen, dass sich Einsatz und Opferbereitschaft auszahlen. Vielleicht erleben diese Burschen bald solche Spiele gegen den Weltmeister nicht mehr … Wer weiß?

6.) Mit dem Geld, das wir durch die Übertragungsrechte einnehmen, zahlen wir nicht nur deinen gestörten Wochenendfrieden, sondern auch ein neues Fußballcamp im Niemandsland von Acquaviva. Das Camp hättest Du mit Deiner Gage aufbauen können, wir brauchten aber dieses Spiel über 90 Minuten mit seinen Übertragungsrechten dafür!

7.) Es dient einem Zwergstaat, der mit seinen Einwohnern nur einen Teil Deines Stadions in München füllt, um mal wegen eines guten Grundes in die Zeitungen zu kommen; und ein Fußballspiel ist immer ein guter Grund.

8.) Es dient Deinem Freund Gnabry, um in der Mannschaft zu debütieren und drei Tore zu schießen. Nun kann er bei Werder einen besseren Vertrag aushandeln.

9.) Es gibt einem traurigen Sanmarinesen neue Kraft, weil er sieht, was für ein stolzes Team San Marino hat.

10.) Und es zeigt mir, dass ihr zwar die schicksten Adidas-Trikots haben könnt, aber immer die bleiben werdet, die weiße Tennissocken in den Sandalen tragen.

So, und nun bist Du am Zug, lieber Thomas"

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: KMM)



Kostenlose Spiele