EM-Gegner im Video

Kult-„Opa“ Kiraly: Er kann uns die EURO verderben!

Sport
11.03.2016 06:00

Österreich gegen Ungarn - dieses Kult-Duell steigt bei der EURO zum bereits 137. Mal. Dass es Ungarn nach 30 Jahren Absenz von Endrunden nach Frankreich geschafft hat, verdankt man auch Goalie-Legende Gabor Kiraly. krone.at hat den beim Duell mit Österreich im Juni bereits 40 Jahre alten Kult-Keeper in Szombathely hart an der Grenze zum Burgenland besucht und versucht, herauszufinden, wie der Mann, der gegen Rot-Weiß-Rot gerne zum Elferkiller wird, tickt! Was seinen Torwart-Konkurrenten in Ungarn fehlt, wieso ihm seine Jogginghose so wichtig ist, wie er die Beziehung zwischen Ungarn und Österreich sieht und was ihn mit Gyuri Garics eint, das erzählt er im Interview! Das Video dazu sehen Sie oben!

sportkrone.at: Sie feiern am 1. April - kein Scherz! - ihren bereits 40. Geburtstag und werden aller Voraussicht nach bei der kommenden EURO in Frankreich zum ältesten je bei einer Europameisterschafts-Endrunde eingesetzten Spieler aufsteigen. Wie macht es der Gabor Kiraly, trotz dieses für einen Fußballer hohen Alters, noch voll da zu sein?
Gabor Kiraly: Ich versuche fit zu bleiben und motiviert zu sein - und das ist sehr wichtig! Weil wenn man nicht mehr motiviert ist, braucht man gar nicht mehr in diese Richtung arbeiten. Dann muss man eine andere Herausforderung finden. Aber bis jetzt fühle ich mich sehr wohl und ich arbeite auch gerne hart. Deswegen bin ich topmotiviert!

sportkrone.at: 40 Jahre ist natürlich trotzdem ein hohes Alter für einen Fußballer und auch bei den Torhütern im Speziellen sind auf europäischer Ebene nicht mehr allzu viele auf Ihrem Niveau tätig. Gibt’s da gar kein Geheimnis von Ihrer Seite?
Kiraly: Nein… (zögert) Wie gesagt, ich bin noch immer topmotiviert. Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit, das ist sehr wichtig in der Fußballwelt. Ich weiß natürlich, dass meine Karriere langsam zu Ende geht, aber noch habe ich ein paar Jahre.

sportkrone.at: Auch wenn der ungarische Klubfußball in Österreich nicht sonderlich genau verfolgt wird, mit Peter Gulacsi konnte man in unserer Bundesliga bei Red Bull Salzburg ein paar Jahre lang einem sehr guten Tormann bei seiner Arbeit zusehen. Was fehlt den "Jungen", um an Ihnen vorbeizukommen?
Kiraly: Natürlich haben die jüngeren Leute auch die Zukunft, das ist ja ganz klar! Aber sie müssen auch spielen. Peter Gulacsi hat in Österreich super Leistungen gezeigt, ist dann nach Deutschland gewechselt und hatte dort ein bisschen Pech wegen einer Roten Karte gleich nach seiner Ankunft (die ihn den Stammplatz kostete, Anm.). Gott sei Dank spielt er jetzt wieder, das ist sehr wichtig für die jungen ungarischen Leute!

sportkrone.at: Was den Jungen wohl ebenfalls fehlt, ist kultiges Hosen-Outfit wie Sie es tragen. Könnten Sie überhaupt anders auflaufen, mit kurzer Hose etwa? Stört es Sie, wenn Sie immer wieder auf das Teil angesprochen werden?
Kiraly: Nein, überhaupt nicht! Seit 20 Jahren spiele ich mit so einer Hose und für mich ist es nichts Besonderes. Für mich ist das das Gleiche wie Handschuhe oder Schuhe, das gehört zu meiner Spielkleidung. Ich hab' auch ab und zu mit kurzer Hose gespielt, aber normalerweise, zu 90 Prozent meiner Karriere, habe ich lange, graue Hosen. Und das bleibt bis zu meinem Karriereende so.

sportkrone.at: Da gibt’s doch auch eine Geschichte, wie Sie dazu gekommen sind...
Kiraly: Ja, das hat in Ungarn begonnen, damals vor 20 Jahren. Mit dieser Hose waren wir von Haladas acht, neun Spiele lang unschlagbar und haben den Klassenerhalt geschafft, das war unser Ziel. Dann bin ich nach Berlin gewechselt und habe die Hose mitgenommen. Dort hat die Hose wieder Glück gebracht - später auch in England in der Premier League und bei der Nationalmannschaft. Und so bin ich immer dabei geblieben.

sportkrone.at: Seit 2004 und dem Titelgewinn der Griechen unter einem Landsmann Ihres aktuellen Teamchefs weiß man, dass bei einer Europameisterschaft gar nichts ausgeschlossen werden kann. Von daher: Was ist für Ihr Team in Frankreich drinnen?
Kiraly: Wir Ungarn sollten diese EM-Endrunde einfach genießen. Jeder Spieler, jeder Fan, jeder Ungar soll genießen, dass wir wieder einmal dabei sind und Spaß haben! Natürlich, wir Spieler müssen unsere maximale Leistung abliefern. Wir müssen uns top vorbereiten, aber ich denke, jeder weiß, was er tun muss. Und dann werden wir weitersehen.

sportkrone.at: Erfahrung bei einem großen Turnier haben logischerweise weder Sie noch einer Ihrer Mitspieler, liegt doch die letzte Teilnahme der ungarischen Nationalmannschaft an einer WM-Endrunde 30 und an einem EM-Turnier 44 Jahre zurück. Was bedeutet es Ihnen, jenem Team anzugehören, das diese lange Durststrecke beenden konnte?
Kiraly: Ich schaue immer nach vorne - darauf, was ich noch erreichen kann. Was schon passiert ist, das ist Vergangenheit. Ich will immer aufs Neue dazulernen und mich verbessern. Es ist eine gute Momentaufnahme für den ungarischen Fußball, dass die Mannschaft bei der EM ist, aber das kann keine Endstation sein. Darauf müssen wir weiter aufbauen.

sportkrone.at: Ein Nationalteam, das ebenfalls recht lange recht weit von der Spitze weg war, ist jenes von Österreich - seit 1986 haben wir zwei WM-Endrunden und eine Heim-EM mehr als Ungarn bestritten. Und jetzt treffen Ungarn und Österreich in Frankreich aufeinander. Können Sie sich noch an Ihre ersten Gedanken erinnern, als im vergangenen Dezember feststand, dass Ungarn in der Gruppe F auf Portugal, Island und eben Österreich treffen würde?
Kiraly: Ich persönlich schaue nur auf unsere Mannschaft, was wir können, was ich leisten kann und was wir erreichen können. Ich denke, in unserer Gruppe gibt es keinen Favoriten, keine so extrem starke Mannschaft. Jeder kann jeden schlagen und genau deswegen wird diese Gruppe ganz interessant.

sportkrone.at: Die Partien zwischen den Nachbarn Ungarn und Österreich sind in der langen Geschichte des Fußballs die am zweithäufigsten gespielten Duelle überhaupt, nach Argentinien vs. Uruguay (202). Sie haben sich sicher schon schlau gemacht, wie die Statistik genau ausschaut, oder?
Kiraly: Ich schaue keine Statistik...

sportkrone.at: Keine Statistik?
Kiraly: Nein, ich arbeite und ich versuche meinen Job zu erfüllen.

sportkrone.at: Das heißt, es interessiert Sie auch nicht, dass Ungarn in der Statistik weit vor Österreich liegt?
Kiraly:(schüttelt leicht den Kopf) Wir müssen in der heutigen Zeit leben und unsere Leistung zeigen - und das ist unser Ziel (grinst).

sportkrone.at: Ein statistisches Detail, das Ihnen sicher noch präsent ist, ist gegen wen Sie Ihr erstes A-Ländermatch gespielt haben. Sie erinnern sich doch, oder?
Kiraly: Ja, natürlich - das war gegen Österreich! Damals haben wir eine neue Mannschaft gebaut und mein erstes Spiel war in Wien. Wir haben mit 3:2 gewonnen und ich habe einen Elfmeter von Toni Polster gehalten. Ich denke, jeder Spieler erinnert sich an sein erstes Länderspiel bzw. sein erstes Auslandsspiel. Das ist natürlich eine schöne Erinnerung. Später habe ich in Graz gegen Österreich ebenfalls einen Elfmeter gehalten und wir haben mit 2:1 gewonnen. Aber darauf kann man für die EM nicht bauen - jetzt ist eine neue Zeit, ein neues Jahr und man muss aufs Neue Leistung zeigen.

sportkrone.at: Nicht selten bekommt man aus Ungarn für Österreich die Bezeichnung als "Schwager" Ungarns zu hören. Wie würden Sie die Beziehung zwischen den Ungarn und den Österreichern allgemein beurteilen? Ist "Schwager" insofern eher etwas Positives oder eher etwas Negatives?
Kiraly: Wenn ich dieses Wort "Schwager" höre, denke ich an "Familie" - und früher war Österreich/Ungarn ja eine gemeinsame Monarchie. Für uns, wir sind hier in Szombathely zehn Kilometer von Österreich entfernt, ist es hier ein noch ein bisschen ein and ORF1 und ORF2. Wir haben so auch Tom & Jerry gesehen und viele andere Sendungen und natürlich hörst du so die deutsche Sprache. Es sind auch viele Österreicher zum Einkaufen nach Szombathely gekommen - es war hier viel billiger -, und natürlich haben wir in diesem Teil von Ungarn zum ersten Mal Cola, Bananen, Kiwi, Mandarinen oder auch Kinder-Überraschungseier bekommen. Ich weiß nicht, was sie in anderen Teilen Ungarns denken, also in Budapest oder anderen Regionen, aber hier in dieser Gegend denken wir immer positiv von Österreich.

sportkrone.at: Wie gut kennen Sie die österreichische Nationalmannschaft?
Kiraly: Der österreichische Fußball ist gut entwickelt, man hat gute Jungs, die auch in Top-Ligen spielen. Sehr gut kenne ich persönlich Gyuri Garics, der wie ich aus Szombathely kommt. Sein Vater und mein Vater haben früher zusammen bei Haladas in einer Mannschaft gespielt, auch in Mailand im San-Siro-Stadion, und eine Super-Karriere gehabt. Gyuris Vater war der Kapitän und für mich ist er eine große Legende. Natürlich kenne ich Gyuri, seit er ein Kind war - auch wenn er früh zu Rapid gegangen und in Wien aufgewachsen ist. Natürlich kenne ich auch Rubin Okotie, er war mein Mannschaftskollege bei 1860 München - ein Superjunge! (lächelt) Ich denke, der österreichische Fußball ist jung und wild und die Mannschaft verbessert sich Jahr um Jahr. Aber ich denke, jedes Spiel ist anders.

sportkrone.at: Wäre es für Sie etwas Besonderes, wenn Sie bei der EM auf eine österreichische Mannschaft treffen würden, in der auch Gyuri Garics aufläuft?
Kiraly: Ja natürlich, es ist immer ein gutes Gefühl, gegen eine Bekannten oder einen alten Freund aufzulaufen. Aber in diesen 90 Minuten zählen nur unsere Mannschaft und unser Ziel. Und ich denke, für ihn wird das auch so sein.

sportkrone.at: Zum Abschluss noch ein Tipp: Wie geht das Duell Ungarn - Österreich am 14. Juni in Bordeaux aus?
Kiraly: Ich tippe nie, ich sage gar nichts! Jeder muss seine eigene Aufgabe erfüllen und sich darauf konzentrieren. Diese 90 Minuten entscheiden nur ein Spiel, aber nicht über die ganze EM. Wenn jemand verliert oder gewinnt, bedeutet das nicht, dass die einen weiter oder raus sind! Ich denke, in unserer Gruppe kann es einige Überraschungen geben.

sportkrone.at: Können wir uns darauf verständigen, dass es ideal wäre, wenn Österreich und Ungarn aufsteigen?
Kiraly: (grinst verschmitzt)Das wäre nicht schlecht!

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(Bild: KMM)



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