Microsoft legt nach

Windows Phone 8 soll Smartphone-Markt erobern

Elektronik
29.10.2012 19:51
Windows Phone 8 ist da, und Microsoft hofft, mit dem neuen Smartphone-Betriebssystem verlorenen Boden gegenüber den Konkurrenten Apple und Google gut zu machen. Tatsächlich hat Microsoft bei der Präsentation der Neuheit einige sinnvolle Features gezeigt, die es in dieser Form am Smartphone-Markt bisher nicht gegeben hat - unter anderem ein Tool, das beim Datenvolumen-Sparen hilft, und einen Gast-Account für Kinder, wie Microsoft zusammen mit Hollywood-Schauspielerin Jessica Alba (Bild), selbst zweifache Mutter, am Montag in San Francisco demonstrierte.

Windows Phone 8 eröffne in Verbindung mit den Geräten von Partnern wie Nokia, Samsung und HTC eine neue Smartphone-Ära, sagte Microsoft-Chef Steve Ballmer bei der Präsentation des mobilen Betriebssystems und nahm dafür mehr als einmal den Begriff "Killer Hardware" in den Mund. Ebenfalls nachgebessert habe man beim App-Angebot: 120.000 Anwendungen seien aktuell verfügbar, von den 50 beliebtesten Apps anderer Plattformen könne man 46 im eigenen Store aufweisen.

Die wichtigste Botschaft, die Microsoft zu vermitteln versuchte, aber lautete: Keine andere Plattform sei "persönlicher" und bringe die Menschen und das, was ihnen wichtig sei, besser zusammen als Windows Phone 8. Der Konzern setzt dafür weiterhin auf seine gegenüber der Vorgängerversion nur leicht veränderte Oberfläche mit ihren bunten Kacheln.

Die "Live Tiles" blenden zahlreiche Informationen, etwa neue Mails, Tweets oder Status-Updates von Facebook direkt auf der Startseite ein und ermöglichen so einen schnellen Überblick, ohne extra die entsprechenden Apps öffnen zu müssen.

"Live Apps" informieren über Neuigkeiten
Diese Auskunftsfreudigkeit der "Live Tiles" ist auch den neuen "Live Apps" geschuldet, die mit Windows 8 eingeführt werden. Dabei handelt es sich um Apps, die besonders tief in das Betriebssystem integriert sind und ihre Informationen nicht nur auf ihren jeweiligen Kacheln, sondern auch auf dem neuen Lockscreen anzeigen. So liefert beispielsweise die Facebook-App auf Windows Phone 8 künftig Fotos auf den Lockscreen, wodurch sich bei jedem Entsperrvorgang ein gewisser Aha-Effekt einstellen soll.

Die drei zentralsten Neuerungen in der Neuauflage von Windows Phone sind die Funktionen "Data Sense", "Kids Corner" und "Rooms". Bei "Data Sense" handelt es sich um ein Tool, das insbesondere für Smartphone-Besitzer ohne Flatrate-Tarif interessant sein dürfte. Es hilft dabei, den eigenen Datenverbrauch zu überwachen und ihn zu reduzieren. Für die Reduktion des Datenverbrauchs werden mit dem Internet Explorer abgerufene Websites zuvor serverseitig komprimiert, wodurch das Abrufen letztlich weniger Datenverbauch nach sich zieht. Eine ähnliche Funktion ist bereits vom Mobilbrowser Opera Mini bekannt.

"Kids Corner" macht Windows Phone kindgerecht
Die Funktion "Kids Corner" bezeichnet einen Gast-Account speziell für Kinder. Er soll Eltern von Nutzen sein, die sonst Bedenken hätten, ihr Kind mit dem Smartphone spielen zu lassen, weil es versehentlich SMS versenden oder Mails löschen könnte. "Kids Corner" kann von den Eltern angepasst werden, damit ihren Kindern nur jene Apps zur Verfügung stehen, die sie ihnen auch bedenkenlos anbieten wollen. Kinder können ihre "Kids Corner" selbst gestalten und beispielsweise die Farbgebung der Kacheln bestimmen.

Ebenfalls neu ist die "Rooms"-Funktion innerhalb der Kontakte-App. Es handelt sich dabei um eine Gruppierungsfunktion, die das Teilen von Inhalten vereinfachen soll, ähnlich den von Google+ bekannten Kreisen. So soll es beispielsweise möglich sein, einen Kalender innerhalb der Familie zu teilen und von allen Mitgliedern des entsprechenden "Rooms" einsehen zu lassen. Dabei lassen sich sogar Nutzer anderer Mobilbetriebssysteme einem Room hinzufügen, heißt es vonseiten Microsofts.

Jetzt auch Multicore-Support und Micro-SD-Karten
Neu ist außerdem die Unterstützung von Mehrkernprozessoren, hochauflösenden Displays (720p), Micro-SD-Karten, Verschlüsselung sowie des neuen Übertragungsstandards NFC für bargeldloses Bezahlen. Softwareseitig bringt Windows Phone 8 unter anderem Nokias Kartendienst sowie Microsofts Internet Explorer 10 auf alle Geräte. Neu ist außerdem eine Anwendung namens "Brieftasche", die Informationen zu Kunden-, Bank- oder Kreditkarten in einem durch eine PIN-Nummer geschützten Bereich aufbewahrt. Auch Gutscheine und Angebote können hier gespeichert und bei Bedarf abgerufen werden. Eine Diktierfunktion, die Sprache in Text umwandelt, soll indes das Verfassen von E-Mails ganz ohne Tippen ermöglichen.

Der vielleicht größte Vorteil von Windows Phone 8 ist jedoch dessen Verwandtschaft mit Windows 8: Beide teilen sich den gleichen Kernel, wodurch sich Apps, Spiele oder Dienste wie der neue iTunes- Konkurrent Xbox Music über beide Plattformen hinweg nutzen lassen. Nachteil: Aufgrund der veränderten Ausgangsbasis ist ein Upgrade von jetzigen Windows-Phone-7-Geräten auf die neue Version 8 nicht möglich. Über ein Update (Windows Phone 7.8) sollen bisherige Nutzer aber immerhin in den Genuss des überarbeiteten Startbildschirms kommen. Wann dieses kommt, ist derzeit jedoch nicht bekannt.

Mehr Geräte zum Start
Aus den Fehlern der Vergangenheit hat Microsoft gelernt: Die Auswahl an neuen Geräten mit Windows Phone 8 ist zum Start deutlich größer als noch seinerzeit bei Windows Phone 7. Partner Nokia hält mit dem Lumia 920 und dem Lumia 820 gleich zwei neue Modelle bereit (siehe Infobox), Rivale Samsung legt das ATIV S vor, HTC kontert mit dem Windows Phone 8S und dem Windows Phone 8X . Sowohl A1 als auch T- Mobile haben bereits angekündigt, Windows-Phone-8-Geräte in ihrem Sortiment zu haben.

Ob Windows Phone 8 für Microsoft die Wende bringen wird, muss sich erst zeigen. Windows Phone 7 wurde von Kritikern ob seiner Innovationen gelobt, durchsetzen konnte sich das mobile Betriebssystem mit seinen bunten Kacheln bisher trotzdem nicht. Während Microsoft den PC-Markt weiterhin klar dominiert – neun von zehn Rechnern weltweit laufen mit Windows -, lag der Marktanteil bei den Smartphones laut den Analysten von Gartner heuer nur bei 3,9 Prozent. Zum Vergleich: Google bringt es mit seinem Android auf 60,3 Prozent, Apples iOS auf 22 Prozent.

T-Mobile feierte den Start von Windows Phone 8 in Österreich trotzdem werbewirksam: Anlässlich der Weltpremiere der neuen Plattform erhielten am Montag zwischen 19 und 20 Uhr die 30 ersten Kunden im Wiener T-Mobile-Shop in der Mariahilfer Straße das Windows Phone 8X (2. Bild oben) von HTC inklusive einer Xbox 360 und einer Windows-8-Pro-Lizenz um null Euro im "All Inclusive Music XL"-Tarif um monatlich 29,99 Euro.

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