Verlage skeptisch

Wiener Start-Up bringt E-Books ins Buchgeschäft

Elektronik
14.11.2008 12:36
Auf der heurigen Frankfurter Buchmesse sind sie bereits als die digitale Zukunft des Lesens beschworen worden: E-Books standen im Zentrum der großen Bücherschau. Doch nach wie vor überwiegt nicht nur in den Medien die Skepsis. Ein österreichischer Anbieter will nun in Kooperation mit heimischen Verlagen diese Skepsis überwinden und E-Books an einem Ort verkaufen, der in Zeiten des Online-Buchhandels fast schon wieder überraschend ist: im Buchgeschäft.

E-Books sind für das Lesen, was Musikdateien für das Hören waren: digitale Dateien, die auf speziellen Geräten wie Bücher gelesen werden können. Nüchtern betrachtet, spricht (fast) alles dafür: E-Books sparen Platz in der Wohnung, sind unabhängig von Ladenöffnungszeiten rasch und billig zu bekommen, und auch große Anbieter wie der Online-Buchhändler Amazon und Sony setzen auf die elektronischen Bücher. Doch ein wichtiges Glied der Literatur-Kette will sich nicht so recht begeistern - die Leser. Lesen wird von diesen oft mit dem Besitzen von Büchern und dem Gefühl beim Anfassen des Papiers assoziiert, E-Books hingegen mit teuren Lesegeräten (sogenannten Readern), flimmernden Bildschirmen, leeren Akkus und, im Extrem, einem allgemeinen kulturellen Niedergang.

Das junge österreichische Unternehmen Hixbooks will diese Kluft nun überwinden, indem die E-Books ganz normal im Buchgeschäft gekauft und die potenziellen Leser dort auch (technisch) beraten werden sollen. Im Konzept, das kommende Woche auf der Messe "Buch Wien" (20.-23.11.) präsentiert werden wird und im Dezember starten soll, wird "kein Reader und kein E-Book ohne Buchhändler verkauft", schildert Geschäftsführer Daniel Schreiner.

Verlage: "Graben uns selbst das Wasser ab"
Hixbooks ist dabei Zwischenhändler, der unter anderem auch die heimischen Verlage dazu bringen soll, ihre Bücher in elektronischer Form anzubieten. Dort hat man jedoch Angst davor, dass die Verlage sich in Zukunft mit demselben Problem konfrontiert sehen könnten wie die Musikindustrie: "Wenn sich das durchsetzt, graben wir uns selbst das Wasser ab. Es gibt keinen digitalen Inhalt, der nicht kopiert werden kann", sagte Attila Zoltan, Marketing- und Verkaufsleiter beim Residenz Verlag. Auch Herbert Ohrlinger, Programmleiter beim Literaturverlag Zsolnay, meint: "So lange die rechtliche Situation nicht abgeklärt ist, werden wir sehr zurückhaltend agieren."

Wasserzeichen statt Kopierschutz
Doch Hixbooks hat aus den Fehlern der Musikindustrie gelernt und will die E-Books nicht rigide mit einem Kopierschutz, sondern lediglich mit einem sogenannten Wasserzeichen versehen, das den ursprünglichen Käufer nachvollziehbar macht. "Das schützt sehr begrenzt", sagt Schreiner, erhöhe jedoch den Komfort für den Kunden. "Und meine Bücher borge ich ja auch her." Es sei nur eine "Minderzahl, die Bücher kopieren werden, und die kaufen jetzt auch nicht alle Bücher." Der Verlag wird daher ab kommendem Jahr über Hixbooks ein "mittleres" Neuerscheinungspaket von 100 bis 500 Büchern anbieten. Ohrlinger spricht dagegen vom "Kahlschlag" in der Musikindustrie und sieht "ernsthafte Probleme" auf die Verlage zukommen. Der Zsolnay-Verlag ist daher derzeit nicht dabei.

Warten auf den "iPod der E-Book-Reader"
Vieles wird aber auch von den derzeit noch teuren Readern abhängen, die schnell mehrere Hundert Euro und damit soviel wie ein Mini-Laptop oder eine ordentliche Anzahl an Papierbüchern kosten. Bei erhöhter Nachfrage würden auch die Preise sinken, ist man bei Hixbooks überzeugt. Noch im kommenden Jahr rechne man jedoch mit einem Reader unter 100 Euro. Den - auch optisch ansprechenden - "iPod der E-Book-Reader" gibt es laut Schreiner aber noch nicht.

Bevor nicht ein Gerät kommt, das auch die Emotionen der Käufer anspricht, wird es das E-Book jedenfalls weiter schwer haben, auch wenn die Displays der Geräte mittlerweile ein Lesevergnügen bieten, das von der Papierbuch-Lektüre fast nicht mehr zu unterscheiden ist.

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