Debatte spaltet GB

Uni-Professorin fordert Verbot von Sexrobotern

Elektronik
17.09.2015 08:40
Ist es unethisch, Sexroboter herzustellen und sie für Tausende Euro an einsame Nutzer zu verkaufen? Diese Frage spaltet Großbritannien und hat nun eine öffentliche Debatte ausgelöst. Roboter-Ethiker wie die Uni-Professorin Kathleen Richardson fordern ein Verbot von Sexrobotern und warnen, die künstlichen Gespielinnen könnten Stereotype und alte Rollenbilder verstärken. Befürworter von Sexbots sehen das anders.

Glaubt man Männern wie Matt McMullen, einem Künstler, der sich auf die Herstellung realistischer Sexpuppen spezialisiert hat, oder dem Robotiker Douglas Hines, der mit seiner Firma TrueCompanion seit Jahren an Sexrobotern arbeitet, sind intelligente Maschinen, die einsamen Menschen als Gespiele oder Gespielin dienen, nur mehr wenige Jahre entfernt. Sie sind sich sicher, dass Sexroboter unvermeidbarer Bestandteil des technologischen Fortschritts sind und in wenigen Jahrzehnten zu unserem Alltag gehören werden.

Ethikerin glaubt, Sexroboter bergen Gefahren
Sexbot-Skeptiker wie Kathleen Richardson von der De Montfort University in Leicester sehen das anders. Sie warnt: "Sexroboter scheinen in der Robotikindustrie ein wachsender Fokus zu sein. Und die Modelle, an die sie anknüpfen – wie sie aussehen, welche Rolle sie spielen – sind in der Tat sehr verstörend." Sie befürchtet, dass Sexroboter traditionelle Stereotype und Rollenbilder gegenüber Frauen verstärken könnten.

Richards erklärt im Gespräch mit der britischen TV-Anstalt BBC: "Wir glauben, dass die Erschaffung solcher Roboter zu beschädigten Beziehungen zwischen Männern und Frauen, Erwachsenen und Kindern, Männern und Männern, sowie Frauen und Frauen beiträgt." Die Macher von Sexbots sollten überdenken, wie ihre Technologie genutzt wird, fordert Richards. Und nicht nur sie sieht Sexroboter skeptisch: Gemeinsam mit dem schwedischen Robotiker Erik Billing hat Richards eigens ein Komitee gegründet, das gegen Sexroboter Stimmung macht.

Hersteller glaubt, Sexbots können mehr als Sex
Die Schöpfer von Sexrobotern sehen das naturgemäß anders. "Die Leute können Glück und Erfüllung auch auf andere Weise als durch menschliche Interaktion finden", sagt etwa der Sexroboter-Tüftler Douglas Hines. Er glaubt sogar, dass der Sex nur eine Nebenfunktion von Sexrobotern sein wird. "Der physische Akt wird nur ein kleiner Teil der Zeit sein, die Sie mit einem Sexroboter verbringen", meint Hines. Die meiste Zeit verbringe der Nutzer damit, sich mit dem Roboter zu unterhalten und mit ihm zu interagieren.

Der Schriftsteller David Levy, der ein Buch zum Thema verfasst hat, pflichtet Hines bei. "Es gibt eine wachsende Zahl von Menschen, die es schwierig finden, eine Beziehung aufzubauen, und das füllt diese Lücke", sagt er. Sexroboter seien für Frauen nicht erniedrigender als Vibratoren für Männer.

Ist die Entwicklung überhaupt noch aufzuhalten?
Der Wissenschaftler Kevin Gurran glaubt indes, die Entwicklung sei ohnedies nicht mehr aufzuhalten. "Es wäre naiv, die Kräfte des Marktes für 'Intimroboter' zu ignorieren. Menschenähnliche Roboter zu bauen ist ziemlich einfach, sobald man sich um die Mechanik gekümmert hat. Und diese Roboter in attraktive Gespielinnen zu verwandeln, ist nichts anderes, als sie mit einem 'Skin' zu versehen."

Gurran zufolge kommen Sexroboter also ziemlich sicher – ob die Gesellschaft will, oder nicht. Das berge neue Herausforderungen. Der Forscher: "Es hat Kampagnen gegeben, die sich gegen Killer-Roboter aussprechen. Aber ich sehe voraus, dass die Menschen bald Stimmung gegen Robotergefährten machen werden – oder zumindest schreien 'Nicht in meinem Hinterhof!'."

Auf lange Sicht erzeugt das eine Reihe von Fragen – etwa jene, welche Rolle die Roboter langfristig in unserer Gesellschaft einnehmen sollen. "Haben wir eine brauchbare Gesetzgebung für die Probleme, die in der Zukunft auftauchen werden, wenn Roboter so weit entwickelt sind, dass wir sie auf den ersten Blick nicht mehr von Menschen unterscheiden können? Können Roboter heiraten? Können Roboter Kinder adoptieren?", fragt Gurran philosophisch.

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