Profi-Gerät im Test

Tablet als digitaler Notizblock: HP Pro Slate 8

Elektronik
17.05.2015 09:00
Der PC-Riese HP hat mit dem Pro Slate 8 seit Kurzem ein hochpreisiges Android-Tablet im Angebot, das sich vor allem an Profianwender richtet, die das Gerät im Geschäftsalltag verwenden wollen. Zu diesem Zweck liegt dem Tablet ein spezieller Stift bei, der sowohl am Display als auch auf Papier zum Schreiben verwendet werden kann: der Duet Pen. Der intelligente Stift überträgt auf Wunsch sogar auf Papier gemalte Skizzen direkt auf das Tablet zur weiteren Verarbeitung. Wie gut HPs Stift-Tablet in der Praxis funktioniert, hat krone.at getestet.

So viel vorweg: Für das gelegentliche abendliche Surfvergnügen auf der Couch ist das neue HP-Tablet mit seinem scharfen Acht-Zoll-Display im 4:3-Format zwar bestens geeignet, in Wahrheit aber völlig überdimensioniert. Das liegt hauptsächlich an seinem hohen Preis von rund 530 Euro, der durch den Kauf von Zubehör durchaus noch etwas steigen kann.

Was HP in dem teuren Profi-Tablet verbaut, zeigt die Tabelle:

HP Pro Slate 8

CPU

Qualcomm Snapdragon 800; 4 x 2,3 GHz

RAM

2 GB

Diagonale

7,9 Zoll

Auflösung

2.048 x 1.536 Pixel

Speicher

16 / 32 GB

microSD-Slot

Bis 32 GB

Anschlüsse

microUSB / microHDMI

Funkstandards

LTE, Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.0, NFC, GPS

Hauptkamera

8 Megapixel

Frontkamera

2 Megapixel

Akku

5.500 mAh

Software

Android 4.4

Maße

137 x 8 x 206 Millimeter; 350 Gramm

Extras

Duet Pen
Optional: Paper Folio (64 Euro)

Straßenpreis

532 / 635 Euro


Für den alltäglichen Gebrauch als Tablet ist das Pro Slate 8 mit dieser Ausstattung bestens gerüstet. Der verbaute Qualcomm-Prozessor ist schnell genug, um Android 4.4 flüssig darzustellen. Apps werden schnell geöffnet und das Gerät verkraftet auch Multitasking ohne Probleme. Wer hie und da ein Spielchen auf dem Business-Tablet wagen will, findet auch hierfür ausreichend Leistung vor.

Sehr gutes Display mit viel seitlichem Platz
Das Display unterscheidet sich durch sein Seitenverhältnis von 4:3 von den meisten anderen Android-Tablets, die im 16:9-Widescreenformat daherkommen. Der Vorteil: Beim Lesen von Dokumenten oder beim Betrachten von Websites bietet das Display mehr Platz als andere Geräte. PDF-Seiten können bildschirmfüllend angezeigt werden, bei Websites findet auch die Desktop-Versionen Platz auf dem HP-Tablet. Der Nachteil: Beim Videoschauen findet man ober- und unterhalb des Films schwarze Balken vor. Angesichts dessen, dass sich das Gerät an Profianwender richtet, dürften die Vorteile aber überwiegen.

Die Auflösung ist mit 2.048 mal 1.536 Pixeln angenehm hoch, die Pixeldichte liegt oberhalb der magischen Grenze von 300 dpi, ab der das menschliche Auge keine Einzelpixel mehr ausmachen kann. Text wird entsprechend scharf dargestellt, Bilder wirken schön detailreich. Die seitliche Ablesbarkeit und die natürliche Farbdarstellung überzeugen ebenso wie die hohe Helligkeit. Beim Kontrast kann das Display bauartbedingt nicht ganz mit OLED-Bildschirmen mithalten. Erwähnenswert: Das kratzfeste Gorilla-Glas vor dem Display spiegelt stark, von der Nutzung im Freien ist also eher abzuraten.

Vernünftige Kameras, ausdauernder Akku
Die Hauptkamera löst mit acht Megapixeln auf und erzielt eine Bildqualität, die durchaus ausreicht, um unterwegs das eine oder andere Dokument abzufotografieren. Für Schnappschüsse reicht's bei gutem Licht ebenfalls, mit guten Smartphone- oder gar Kompaktkameras kann sie es aber nicht aufnehmen. Bei schlechterem Licht erwiesen sich die Bilder als vergleichsweise rauscharm, Wunder sollte man sich aber keine erwarten. Die Frontkamera an der Front liefert eine Auflösung von zwei Megapixeln und ist für Videotelefonate gut brauchbar.

Der 5.500 Milliamperestunden große Akku im Slate 8 verhalf dem Gerät im Test zu einer langen Laufzeit. Einen achtstündigen Arbeitstag übersteht es ohne Probleme. Ist es nicht im Dauereinsatz, sondern wird eher sparsam genutzt, sollte es in der Praxis durchaus auch zwei Tage ohne Lade-Boxenstopp überdauern.

Duet Pen schreibt auf Tablet oder Papier
Von anderen Tablets unterscheidet sich das Pro Slate 8 vor allem durch seinen Stift-Compagnon, den Duet Pen. Dabei handelt es sich um einen via microUSB aufladbaren Hightech-Stift, der sowohl als normaler Kugelschreiber als auch als Stylus am Touchscreen verwendet werden kann. Im Test hinterließ die Kombination bei Nutzung am Touchscreen zwar die eine oder andere Tintenspur, mit einem Putztüchlein ist der Touchscreen aber schnell wieder auf Vordermann gebracht.

Eingesetzt wird der Spezialstift vor allem in der hauseigenen HP-Notizenanwendung, die auf dem Gerät vorinstalliert ist. Sie bietet wahlweise die Möglichkeit, auf dem Touchscreen zu zeichnen, zu schreiben – oder überhaupt auf Papier zu schreiben und das Geschriebene noch während des Schreibvorgangs auf das Tablet zu übertragen, um es anschließend zu verschicken oder zu archivieren.

Brauchbare Handschrifterkennung
Im Test hinterließ HPs Notiz-App einen guten Eindruck. Sie verfügt über Handschrifterkennung, die relativ zuverlässig funktioniert und handschriftlich gespeicherten Text durchsuchbar macht, oder ihn direkt während dem Schreiben in Blockschrift umwandelt. Das klappt zwar nicht hundertprozentig zuverlässig und auch nicht verzögerungsfrei, was das Tablet für das Verfassen längerer Texte ungeeignet macht. Es funktioniert aber nach etwas Eingewöhnungszeit gut genug für ein paar Notizen und Skizzen – wenn die eigene Handschrift nicht allzu schwer zu entziffern ist.

Papier-Übertragung mit Kinderkrankheiten
Besonders cool ist das Feature, ganz klassisch auf Papier zu malen und die entstandenen Notizen und Skizzen "on the fly" auf das Tablet zu schicken. Für Menschen, die das öfter tun wollen, bietet HP mit dem Paper Folio gleich die passende Schutzhülle an, in der Notizblock und Tablet nebeneinander Platz finden. Im Praxiseinsatz klappte die Übertragung des auf Papier geschriebenen Textes auf das Tablet recht vernünftig, ein paar Einschränkungen gibt es aber doch.

Dazu gehört, dass der Nutzer beim Anlegen eines Notizbuchs wissen muss, ob er auf Papier oder Tablet schreiben will und der Funktionsumfang der Tablet-Notizfunktion nicht jenem der Papier-Variante entspricht. Auf Papier geschriebener Text ist am Tablet durch die Handschrifterkennung zwar durchsuchbar, eine Funktion, um ihn in Blockschrift umzuwandeln, gibt es aber nicht. Und auch die Übertragungsgenauigkeit könnte etwas besser sein. Von Papier auf das Tablet übertragener Text ist zwar les- und durchsuchbar, für exakte Skizzen reicht die Genauigkeit aber nicht.

Wer ist denn nun die Zielgruppe?
Für wen ist das Pro Slate 8 als Notiz-Tablet nun also geeignet? Für Vielschreiber, die Wert auf exakt erkannten Text legen, eher nicht. Für Menschen, die exakte digitale Kopien ihrer analogen Skizzen brauchen – etwa Mathematiker – ebenfalls eher nicht. Für all jene, die nur hie und da eine Skizze für eine Präsentation digitalisieren, digitale Dokumente mit Anmerkungen versehen oder stichwortartige Mitschriften bei Kundenterminen erstellen möchten, könnte es aber durchaus geeignet sein. Unser Rat: Probieren Sie die Notizfunktion mit dem Duet Pen aus, bevor Sie eine Entscheidung treffen.

Saubere Verarbeitung, viele Software-Extras
Die Verarbeitungsqualität des HP-Tablets spielt auf hohem Niveau. Das aus Metall gefertigte Gehäuse ist verwindungssteif und gibt unter Druck nirgends nach. Erwähnenswert: Die Stereoboxen an der Front klingen sehr gut. Unerwünschte Spalten oder andere Verarbeitungsmängel konnten wir am Testgerät nicht beobachten. Das Handling des Pro Slate 8 ist gut: Die Kanten sind abgerundet, das Gerät liegt angenehm in der Hand.

Noch ein Wort zur Software: HP liefert ein in puncto Interface kaum vom Google-Standard abweichendes Android mit, das aber mit einigen Spezialfunktionen versehen wurde – etwa der Unterstützung des Duet Pen. Ebenfalls an Bord: ein tauglicher Dateimanager, ein VPN-Tool, eine Mal-App von Corel für Skizzen und Zeichnungen, das angesprochene HP-eigene Notiz-Tool sowie das Verwaltungs-Tool TouchPoint Manager, mit dem sich das Gerät in die Unternehmens-IT integrieren lässt.

Fazit: Mit mehr als 500 Euro Anschaffungspreis richtet sich das neue HP-Tablet definitiv nicht an Privatnutzer, die nur ein taugliches Surfbrett für abendliche Internetausflüge suchen. Sie werden auch in der Preisklasse unter 300 Euro fündig. Man versucht, Business-Nutzer anzusprechen, die einen digitalen Notizblock für den Außendienst suchen. Für schnelle Präsentationen beim Kunden, die eine oder andere Notiz oder Skizze und das Betrachten von Dokumenten ist das Pro Slate 8 dabei gut geeignet – auch wenn diese Zielgruppe eher überschaubar sein dürfte.

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