Mit Touchpen

Surface Pro: Das Sumo-Tablet und Arbeitstier im Test

Elektronik
17.05.2013 09:21
In den USA verkauft Microsoft die große Version seiner Touch-Computer schon länger. Am 29. Mai kommt sie endlich auch nach Österreich: Surface Pro, das eigentlich gar kein Tablet, sondern ein Ultrabook-Ersatz sein will. Mit vollwertigem Core-i5-Prozessor von Intel statt ARM-Chip und echtem Windows 8 statt der Schmalspurvariante RT eignet sich der dicke Tablet-Brummer für alles, wofür sich auch ein aktuelles Ultrabook eignet. krone.at hat dem Alleskönner auf den Zahn gefühlt.

Mit dem beiliegenden Stylus und dem separat erhältlichen Type Cover, welches wir ebenfalls testen konnten, lässt es sich auch abseits der reinen Multi-Touch-Bedienung recht effizient auf dem Surface Pro arbeiten. Und weil es mit einem USB-3.0-Port ausgestattet ist und auf dem vollwertigen Windows 8 die allermeisten Peripheriegeräte und Programme laufen, ist das Surface Pro ein echter PC im kompakten Gewand.

Für ein Tablet relativ dick und schwer
Kompakt ist es zumindest nach PC-Maßstäben - für ein Tablet wäre Surface Pro ziemlich schwer. Rund 900 Gramm wiegt das Gerät allein, mit dem magnetisch am Gehäuse angedockten Type Cover kommen noch einmal knapp über 200 Gramm Gewicht hinzu. Zum Vergleich: Ein iPad der aktuellen Generation wiegt rund 600 Gramm, Sonys kommendes Android-Tablet Xperia Z nicht mal 500. Da wird schnell klar: Ein Lesegerät, das man im Liegen stundenlang in Händen hält, ist das Surface Pro nicht, für gelegentliche Surf-Sitzungen auf der Couch taugt es aber durchaus. Tatsächlich ist es mit 14 Millimeter Dicke und dem hohen Gewicht ein Sumo-Tablet, das inklusive Type Cover noch mal sechs Millimeter auf dann zwei Zentimeter Dicke zulegt.

Mit 10,6 Zoll ist aber auch die Bildschirmdiagonale größer als von Android- und iOS-Tablets gewohnt. Auf dem durch kratzfestes Glas geschützten Display finden 1.920 mal 1.080 Bildpunkte Platz. Das ist Full HD und erfreut das Auge mit feinen Details und einem schön klaren Schriftbild. Klar gibt es bei manch anderem Tablet - dem aktuellen iPad oder Googles Nexus 10 zum Beispiel - mehr Pixel pro Quadratzentimeter, in der Praxis liefert das Display des Surface Pro aber ein durch und durch gutes Bild. Das mag auch am blickwinkelunabhängigen IPS-Panel liegen, das Farben korrekt und strahlend darstellt.

Gutes Arbeitstier bei Kunstlicht am Tisch
Direktem Sonnenlicht hat freilich auch dieses Display nichts entgegenzusetzen. Es ist, wie es immer war: Für den Außeneinsatz sind Tablets mit ihren Glasfronten nur bedingt geeignet, diese eiserne Regel gilt auch für das Surface Pro. Drinnen macht es aber eine gute Figur. Und zwar nicht nur, wenn man es als zugegebenermaßen etwas schweres, aber für den Gelegenheitsgebrauch durchaus zweckmäßiges Tablet benutzt, sondern wie gesagt auch als Arbeitsgerät.

Auf dem Type Cover mit echten, fühlbaren Tasten tippt es sich dank leichtem, aber spürbaren Anschlag nämlich gar nicht übel und PowerPoint-Folien mit dem Stift zu verzieren oder dem Publikum während eines Vortrages etwas aufzumalen, das schindet unvermeidlich Eindruck. Für präzisere Eingaben gibt es auch ein - wohlgemerkt sehr kleines - Touchpad auf dem Type Cover, Letzteres muss zum stolzen Preis von rund 120 Euro zusätzlich zum in der 64-Gigabyte-Version 880 Euro teuren Tablet-Teil gekauft werden.

Günstig ist der Alleskönner also nicht, dafür hinterlässt er auch als Arbeitsgerät einen durchaus passablen Eindruck. Zumindest, solange ein Tisch oder eine ähnliche ebene Ablagefläche vorhanden ist. Mit dem rückseitig angebrachten, ausklappbaren Standfuß verschafft sich das Surface Pro zwar auf ebenen Flächen einen stabilen Stand, auf dem Schoß ist die Konstruktion einem herkömmlichen Laptop aber unterlegen und wirkt recht instabil.

Hardware stemmt Surfen, Office und ältere Games
Dafür stimmt die Hardwareleistung. Als Prozessor kommt ein Core i5 mit 1,7 Gigahertz Taktfrequenz und zwei Kernen zum Einsatz, dem vier Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite stehen. Als Massenspeicher gibt es je nach Version 64 oder 128 Gigabyte Flash-Speicher, bei dem jedoch mehr als 30 Gigabyte für die Windows-Installation aufgebraucht werden. Dieses Setup sorgt für rasante Startvorgänge, schnell startende Programme und flüssiges Arbeiten und Surfen. Es reicht sogar für ältere Spiele wie "World of Warcraft". Aktuellen Action-Krachern wird die Onboard-Grafik vom Typ Intel HD Graphics 4000 aber nur mit stark reduzierten Einstellungen Herr.

Der Speicher lässt sich mittels SD-Karte erweitern, der vorhandene USB-3.0-Port erlaubt auch den Anschluss externer Festplatten. Das kompensiert den knapp bemessenen internen Speicher bei Bedarf. Ein Displayport-Anschluss bringt das Bild auf externe Monitore, wenn der entsprechende Adapter vorhanden ist. Bluetooth ist in Version 4.0, WLAN in der N-Variante an Bord. Zwei Webcams an Vorder- und Rückseite, die allerdings nur je einen Megapixel Auflösung liefern - das reicht immerhin für Videochats in 720p - komplettieren das Paket. Informationen über seine Umgebung gewinnt das Surface mittels Umgebungslicht- und Beschleunigungssensor sowie Gyroskop.

Lüfter hörbar, Gehäuse exzellent
Dass die Komponenten nicht ganz ohne Kühlung auskommen, versteht sich von selbst. In unserem Test war der Lüfter, der die warme Luft über kleine Gehäuseschlitze an der Rückseite ausgibt, immer wieder hörbar, jedoch nie störend laut. Unter Last läuft er quasi permanent. Im Tablet-Einsatz trübt das mitunter die Freude an dem Gerät, beim Arbeiten stört er nicht.

Sehr gut gefallen hat uns - wie schon beim kleinen Bruder Surface RT (Test siehe Infobox) - die exzellente Verarbeitung. Dass beim Gehäusematerial die Wahl auf eine Magnesiumlegierung gefallen ist, steht dem Gerät gut zu Gesicht: So ist es leicht, fühlt sich stabil und metallisch-kühl an. Eine Akkuabdeckung sieht die Konstruktion nicht vor, Reparaturen werden dadurch erschwert. Die Glas-Front ist anfällig für Fingerabdrücke, das Gehäuse selbst durch den lobenswerten Verzicht auf überbewertete Klavierlack-Optik nicht.

Ladekabel fummelig, Entsperrtaste unpraktisch
Kleines Manko am Gehäuse: Wie schon bei Surface RT ist die Anbringung des von Magneten gehaltenen proprietären Ladekabels fummelig. Der Stromanschluss dient unterdessen auch als Halterung für den druckempfindlichen Stift, der dem Gerät beiliegt. Wird ein Surface Pro gerade geladen, kann der Stift demnach also nicht am Gehäuse befestigt werden.

Vereinzelt gibt es in der Bedienung noch undurchdachte Elemente wie den Entsperr-Knopf, der durch kurzes Drücken bei ausgeschaltetem Gerät zum Hochfahren des Tablets führt. Wer nur kurz nachschauen will, ob es gerade ein- oder ausgeschaltet ist, schaltet es dabei ungewollt ein.

Akkulaufzeit unter Tablet- und Ultrabook-Niveau
Verbesserungswürdig fällt die Akkulaufzeit aus. Der fix verbaute Akku bietet eine Kapazität von 42 Wattstunden. Das lieferte in unserem Test im Surfbetrieb mit vereinzelten YouTube-Abstechern und eingeschaltetem Ton Power für etwa vier Stunden.

Für ein Tablet ist das ziemlich wenig, bei der ARM-Konkurrenz sind durchaus doppelt so lange Laufzeiten üblich und Windows-Tablets mit stromsparender, aber schwacher Atom-CPU halten auch bedeutend länger, genau wie die meisten Ultrabooks. Bei der Akkulautzeit macht sich der Kompromiss, den ein PC im Tablet-Kleid fordert, besonders deutlich bemerkbar.

Ein Wort zur Software: Windows 8 verfügt in seinem App-Marktplatz nach wie vor nicht über die Masse an Apps, die es in App und Play Store gibt, holt aber stetig auf. Weil auch normale Windows-Software auf dem Surface Pro läuft, ist das App-Angebot aber ohnehin ein sekundärer Faktor. Praktisch: Mit dem beiliegenden Touchpen sind bei Bedarf auch präzisere Eingaben auf dem Desktop möglich, die mit dem Finger nicht zu schaffen wären. Das ersetzt keine Maus, ist aber eine gute Alternative, wenn es nur um einzelne Klicks geht.

Preislich über Ultrabooks und Tablets zu Hause
Bleibt die Frage: Ist es das wert? Mit mindestens 880 (Tablet) plus 120 (Type Cover) Euro ist das Surface Pro nämlich beileibe kein Schnäppchen. Ultrabooks gibt es schon für weit weniger Geld, Tablets sowieso. Letztlich ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks. Wer gerne alles auf einmal hat und bereit ist, für ein einzelnes Alleskönnergerät auch Abstriche gegenüber einem Ultrabook oder einem reinen Entertainment-Tablet zu machen, der könnte mit dem Surface Pro viel Freude haben.

Besonders, wenn er es als mobilen Begl, sondern weil es sich dank x86-CPU und echter Tastatur tatsächlich wie ein PC nutzen lässt und im Bedarfsfall trotzdem alle Vorzüge eines Windows-Tablets bereitstellt – geringes Gewicht einmal ausgenommen.

Fazit: Es gibt Tablets, die bessere Tablets sind. Und es gibt Ultrabooks, die als solche besser sind. Aber es gibt momentan nur wenige Geräte, die beides sein möchten und sich dabei so gut anstellen wie das Surface Pro.

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