Nutzt Mobilfunk-Echo

Spezialradar soll Terroristen in Speedbooten orten

Wissenschaft
02.12.2014 13:56
Forscher wollen Deutschlands Küsten und Hafenstädte besser vor Terrorangriffen schützen. Sie befürchten, dass sich Terroristen den Küsten leicht und unbemerkt mit Schnellbooten nähern könnten, um Sprengstoff an Land zu bringen. Eine neue Technologie, die sich das Echo von Mobilfunkmasten zunutze macht, könnte das ändern.

Das Bonner Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) hat ein System entwickelt, das mit einer Art Mobilfunk-Radar küstennahe Meeresgebiete weiträumig überwachen und herannahende Boote erkennen kann.

Bei Versuchen in der Ostsee konnten die Wissenschaftler mit ihrem Passive Coherent Location (PCL) genannten Verfahren wenige Meter große Schnellboote in einer Entfernung von vier Kilometern verfolgen, wie Projektleiter Reda Zemmari sagte.

PCL-Antenne fängt reflektierte Strahlung auf
Das von dem Institut entwickelte Mobilfunk-Radar ist ein passives Radarsystem ohne eigenen Sender. Um Boote zu entdecken, nutzen die Ingenieure die kontinuierlich ausgestrahlten Signale von Mobilfunksendemasten. Die PCL-Antenne fängt die von den Schiffen reflektierte Mobilfunkstrahlung auf. Werden zusätzlich elektrooptische oder Infrarot-Systeme eingesetzt, können auch Schnellboote erkannt und klassifiziert werden, mit denen sich Piraten Frachtschiffen nähern, sagte Zemmari.

Bisher sei es für Terroristen leicht, sich Küsten mit Schnellbooten zu nähern, um Sprengstoff an Land zu bringen. "Das Mobilfunk-Radar kann auf einem kleinen Pkw-Anhänger transportiert werden und ist daher flexibel einsetzbar", sagte Zemmari. Einzige Voraussetzung: Die Gebiete müssen von Mobilfunkstationen abgedeckt sein.

PCL auch bei Windrädern einsetzbar
Nach Angaben des Fraunhofer-Instituts kann das Mobilfunk-Radar auch Flugzeuge vor Kollisionen mit Windrädern schützen. Hohe Windmasten müssen nachts mit Blinklichtern gesichert werden, um Hubschrauber- und Flugzeugpiloten zu warnen. Das rote Blinken stört jedoch viele Menschen.

Die Wissenschaftler wollen daher die Windräder mit Flugzeugdetektoren ausstatten, damit die roten Warnleuchten nur eingeschaltet werden, wenn sich ein Flugzeug nähert. Dafür eigne sich das PCL-System bestens.

An Datenschützer gerichtet betonte Zemmari, dass es keine Daten von Mobilfunknutzern ausspähe. "Wir verwenden ausschließlich das Betriebssignal der Sendestation, das keine Datenpakete von Kunden enthält."

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