Blechtrottel ruft an

SPAM übers Telefon dank VoIP immer attraktiver

Elektronik
23.07.2008 15:26
Was heute Internetnutzer rund um die Welt zur Verzweiflung treibt, könnte schon bald auch beim Telefonieren zur Plage werden: Unerwünschte Werbebotschaften erreichen immer öfter nicht mehr nur die Mailbox, sondern auch das Ohr des Konsumenten. Telefonwerbung hat in letzter Zeit zugenommen und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht, sind Experten überzeugt.

Der Trend zur Internettelefonie könnte dieses Problem sogar noch verschärfen. Denn dadurch wird es möglich, dass Computer Tausende Personen pro Minute kostengünstig anrufen und ihnen Werbenachrichten vorspielen. „Sinkende Preise für die Internettelefonie werden dafür sorgen, dass sich „Spam over Internet Telephony“, kurz SPIT, in Zukunft genauso stark ausbreitet wie E-Mail-Spam“, prognostizieren die Experten von Steria Mummert Consulting.

Österreichische Provider: Fällte noch extrem selten
In Österreich bemerkt man davon anscheinend noch nichts. Beim Kabelnetzbetreiber UPC ist SPIT „eigentlich überhaupt kein Thema“ und beim Internetprovider Silver Server „ist das Problem noch nie aufgetaucht, das sehen wir entspannt“. Derzeit sei die Gefahr noch sehr gering und die Fälle extrem selten, meinte auch Josef Pichlmayr, Geschäftsführer des österreichischen Software-Unternehmens Ikarus. „Solange man mit traditionellem Spam noch Geld verdienen kann, ist das wenig lukrativ.  Wir registrieren aber Versuchsballone in diese Richtung“, so Pichlmayr, der SPIT als „hippes Thema“ bezeichnet. Sollte sich VoIP auch bei den Konsumenten weiter verbreiten, werde die Gefahr durch die steigende Attraktivität für Angreifer zunehmen.

SPIT bringt auch Phishing mit sich
Anrufe und Faxe zu Werbezwecken sind zwar ohne vorherige Einwilligung des Teilnehmers laut Paragraf 107 des Telekommunikationsgesetzes (TKG) 2003 unzulässig und verwaltungsbehördlich strafbar. Die Eindämmung durch Gesetze hat bei Spam über Internettelefonie aber nur geringe Erfolgsaussichten, meint Steria Mummert Consulting. Die Anbieter müssten vielmehr eigene Schutzmaßnahmen gegen die lästige Telefonwerbung entwickeln. Da Anrufe via Internet mit einer manipulierten Anruferkennung momentan noch schwierig herauszufiltern seien, nehme außerdem die Gefahr von Phishing-Attacken zu.

Aber auch der herkömmliche Telefon-Spam wird immer mehr zur Plage. „Unerwünschte Werbeanrufe nehmen seit zwei Jahren einen Top-Platz bei den Beschwerden ein“, sagte Daniela Zimmer von der Arbeiterkammer. Wer etwa mit Lotto-Gemeinschaften konfrontiert sei, die nach der Konto-Nummer fragen, sollte sich nicht nur ärgern, sondern mit einer Sachverhaltsdarstellung reagieren. Allerdings würden viele Anrufer aus dem Ausland agieren. „Manche Unternehmen melden kurzfristig eine Nummer an, brechen ihre Zelte dann aber wieder relativ rasch ab", so Zimmer. Bei den heimischen Direktvermarktern ortet die Expertin eher „kleinere Unsauberkeiten“, wenn es beispielsweise um die Frage gehe, wie eine Zustimmungserklärung aussehen muss. Auch automatisierter Spam - also Audio-Nachrichten vom Tonband, die bei Rückruf tolle Gewinne versprechen - komme immer wieder vor.

Warnung: Keine Daten hergeben
„Unerwünschte Werbung am Telefon ist sehr häufig, passiert immer wieder und in letzter Zeit sogar vermehrt“, sagte auch Renate Wagner vom Verein für Konsumenteninformation. Anrufe von Tippgemeinschaften seien eher österreichischen Firmen zuzuordnen, die den Kunden Bankverbindungen entlocken wollen. „In der Praxis heißt das, dass sie dadurch Zugriff auf das Konto haben“, so Wagner. Alternative Telekomanbieter würden vorwiegend auf ältere Personen abzielen und angebliche „Mitschnitte“ der Gespräche zur Einschüchterung verwenden.

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