Keylogging-Skandal

Software spioniert 141 Millionen Smartphones aus

Elektronik
01.12.2011 14:40
Ein 25-jähriger Android-Entwickler hat einen veritablen Datenskandal aufgedeckt: Wie Trevor Eckhart in einem YouTube-Video beweist (siehe oben), spioniert das Programm Carrier IQ Smartphones aus. Es handelt sich um einen sogenannten Keylogger, die Software zeichnet also alle Daten und Eingaben auf - sogar eigentlich verschlüsselte. Betroffen sind offenbar Handys mit Android-Betriebssystem sowie BlackBerrys - genützt wird die Software laut Hersteller auf über 141 Millionen Geräten.

Eckhart hatte sein HTC Evo für die Untersuchungen auf Werkseinstellungen zurückgesetzt - so ist sichergestellt, dass es sich nicht um ein Programm handelt, das im Zuge eines Downloads auf das Gerät gelangt ist. Carrier IQ werde in der Liste der ausgeführten Dienste nicht angezeigt, obwohl es ständig aktiv sei, so Eckhart. Es handle sich daher um ein Rootkit - Software, die versteckt operiert und privilegierten Zugang zu sämtlichen Daten und Aktionen des Handys und damit seines Nutzers hat.

Der Versuch, die Beendigung zu erzwingen, scheiterte - das Programm war nicht zu stoppen. Wie "Wired" berichtet, kann die Software nur durch das Rooten des Telefons und den Austausch des Betriebssystems entfernt werden. Beim Anschluss des Smartphones an den Computer zeigte sich, dass Carrier IQ im Geheimen jede einzelne Eingabe auf dem Screen aufzeichnet. Auch Standortinformationen, das Aufrufen von Apps, SMS und eingehende Anrufe werden mitgeschrieben - sogar Audioaufnahmen sind laut Eckharts Untersuchungen möglich. Dazu kommt, dass Eingaben im Internet festgehalten werden - und zwar auch jene, die über HTTPS-Verbindungen getätigt werden, also eigentlich verschlüsselte Informationen enthalten.

Android-Handys und BlackBerrys betroffen
Bei den betroffenen Geräten soll es sich laut verschiedenen Medienberichten um Android-Smartphones und BlackBerrys handeln, Nokia hingegen setzt die Software eigenen Angaben zufolge nicht ein. Wie verschiedene Entwickler berichten, wurde Carrier IQ in früheren iOS-Versionen eingesetzt, bei aktuellen iPhones sei das Programm aber nicht enthalten.

Firma rechtfertigt sich: Carrier IQ kein Tracking-Tool
Die Firma Carrier IQ hat mittels Klagsandrohung versucht, Eckhart zum Schweigen zu bringen - diese allerdings später zurückgezogen und sich entschuldigt. Auf der Website des Unternehmens findet sich mittlerweile eine Erklärung, derzufolge die Software zwar "viele Aspekte der Performance eines Geräts" verfolge - Details werden nicht genannt -, jedoch keine Eingaben aufzeichne. Es handle sich bei dem Programm nicht um ein Tracking-Tool, es diene Mobilfunkanbietern und Handyherstellern lediglich dazu, die Qualität des Netzwerks und Probleme bei Geräten zu überprüfen.

Hardware-Hersteller oder Mobilfunker als Keylogging-Fans?
Welche Firmen genau darauf bestehen, ihre Kunden via Carrier IQ auszuspionieren, ist nicht klar. Laut "The Verge" enthalten jedenfalls weder die Galaxy-Nexus-Smartphones von Samsung noch das Tablet Motorola Xoom die Keylogging-Software - es wird spekuliert, nicht die Hardware-Hersteller, sondern die Mobilfunkanbieter bestünden auf dem Einbau der Software.

Ob "Carrier IQ" auch in europäischen Telefonen verbaut ist, ist derzeit unklar. In Österreich sind die Berichte über die Software jedenfalls recht neu. Elisabeth Mattes, Sprecherin der Telekom Austria Group, versicherte jedenfalls, "dass A1 keine Daten dieser Software zur Verfügung hat oder haben will". Darüber hinaus habe man bereits Stellungnahmen der Handyhersteller eingefordert, was den Einsatz des Programms angehe.

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