GPS-Konkurrent

Satellitensystem Galileo wird 1,9 Mrd. Euro teurer

Elektronik
19.01.2011 11:54
Der Aufbau des europäischen Satelliten-Navigationssystems Galileo wird deutlich teurer als ursprünglich geplant. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die die Europäische Kommission am Dienstag in Brüssel vorgestellt hat. Demnach wird allein der Aufbau des Systems bis 2020 insgesamt mit rund 5,3 Milliarden Euro zu Buche schlagen - rund 1,9 Milliarden Euro mehr als eigentlich erwartet.

Die Gründe für die unerwartete Teuerung sind nach Angaben der Kommission unter anderem technischer Natur, aber auch neue Sicherheitsanforderungen und die Situation an den Märkten hätten die Preise in die Höhe getrieben, heißt es. Für den Betrieb und die Instandhaltung des Systems, das Europa unabhängiger vom amerikanischen GPS-Systems machen soll, werden den Berechnungen zufolge jährlich noch einmal 800 Millionen Euro fällig. Wer die Mehrkosten finanzieren wird, ist bisher noch unklar, möglicherweise sollen die Länder Risiken übernehmen.

WikiLeaks kostet Firmenchef den Job

Die Bekanntgabe der Mehrkosten kommt zu einer Zeit, in der Galileo ohnehin mit Negativschlagzeilen zu kämpfen hat. Am Donnerstag vergangener Woche hatte die norwegische Zeitung "Aftenposten" WikiLeaks-Dokumente veröffentlicht, denen zufolge der Chef jenes deutschen Raumfahrtunternehmens, das mit dem Bau von 14 Satelliten für Galileo für rund 566 Millionen Euro beauftragt wurde, sich gegenüber US-Diplomaten negativ über das europäische Satellitenprogramm geäußert haben soll.

Galileo sei eine "dumme Idee", die vor allem französischen Interessen diene, zitierte "Aftenposten" aus den WikiLeaks-Dokumenten. Die betroffene Bremer Firma OHB-System reagierte umgehend. Am Freitag veröffentlichte sie eine Erklärung, in der er hieß, dass der Chef des Unternehmens derartige Äußerungen dementiere. Drei Tage später trennte sich das Unternehmen mit sofortiger Wirkung von seinem Vorstandschef.

Galileo soll Alternative zu GPS schaffen
Das Satelliten-Navigationssystem Galileo ist ein umstrittenes Prestigeprojekt der Europäischen Union. Es soll genauer arbeiten als der US-Dienst GPS (Global Positioning System), dessen Vorherrschaft brechen und die Europäer unabhängig machen, denn GPS könnte im Fall bewaffneter Konflikte nur dem US-Militär zugänglich sein. Galileo ist dagegen ein System unter ziviler Kontrolle. Ursprünglich sollte Galileo schon 2008 an den Start gehen, nun ist der Betrieb zum Jahresbeginn 2014 geplant.

Kernstück des Galileo-Systems sollen 30 Satelliten sein, die die Erde auf drei verschiedenen Umlaufbahnen in mehr als 23.000 Kilometern Höhe umkreisen und Signale zur Erde senden. Dort wird berechnet, wie lange die Daten gebraucht haben, um so die genaue Position zu bestimmen. Galileo soll somit beispielsweise Autofahrern oder Rettungsdiensten eine metergenaue Ortung bieten. Fahnder könnten die Daten bei der Verbrecherjagd benutzen; Landwirte beim Verteilen von Dünger.

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