Touch mit Tasten

Samsung SGH-F-700 im Test

Elektronik
06.03.2008 08:11
Im kalifornischen Cupertino, dem Firmensitz von Apple, gibt es sicher schon einen eigenen Buchmacher, bei dem man Wetten abschließen kann, welcher Hersteller als nächstes seinen iPhone-Abklatsch absenft. Samsung hat das SGH-F-700 aber nicht nur am Apple-Handy angelehnt, sondern sich beim Schiebe-Oberteil und der darunterliegenden QWERTZ-Tastatur auch von HTC (bei uns MDA) oder Querslidern wie dem Sidekick inspirieren lassen. Nennen tut sich das Ganze "Hybrid Touch Interaction". Hier die Eindrücke, die wir beim "interagieren" mit dem F-700 gewonnen haben.

Trotz der augenscheinlichen Ähnlichkeiten mit den Produkten des Mitbewerbs hat sich das F-700 im krone.at-Test als durchaus eigenständig bzw. mehr als nur abgekupfert erwiesen. Im Vergleich zum Armani-Handy (siehe Infobox), Samsungs erstem Touch-only-Telefon, wünscht man sich beim Interface des F-700 keinen Tippstift herbei und die beim Designerhandy bemängelte Trägheit in den Menüs ist hier trotz gleicher Software nicht zu verspüren.

Mitunter hat Samsung auch einige lustige Eigenideen verpackt: So bietet das F-700 etwa eine Vibrationsrückmeldung, sprich "Force Feedback" bei Touchscreen-Betätigungen, was das Ganze zu einem kribbelnden Erlebnis macht. Überraschend schnell geht der Wechsel vom Hoch- ins Querformat beim Aufschieben der Tastatur. Nokias N95 etwa braucht hier ein paar Augenblicke, beim F-700 geht das quasi in Echtzeit. Die QWERTZ-Tastatur ist zudem angenehm großzügig dimensioniert und die einzelnen Tasten recht griffig. An der Oberseite befindet sich nur ein Knopf - und der, so nimmt man zunächst intuitiv an, könnte eine "Zurück"-Taste sein. Es handelt sich dabei jedoch nur um einen Schnellzugriff fürs Schnellmenü, das man aber genauso mit einem Druck auf die Displaymitte erreicht. Die Taste ist also, wie man so schön sagt, "für die Fisch'".

In den Menüs dominieren textlose Symbole, allerdings ist ihre Bedeutung eindeutig erkennbar. Auf Wunsch kann man sie auch in Listen anzeigen lassen. Das Scrollen durch selbige geschieht aber nicht so schön flippig wie beim iPhone und auch nicht der Logik entsprechend: Man steuert am Samsung-Touchscreen einen imaginären Cursor und greift nicht die am Display sichtbaren Elemente an, was wünschenswert wäre. Beim Scrollen durch eine Liste muss man den Finger also nach unten bewegen und kann nicht die Liste nach oben wischen, wie man das instinktiv tun würde. Dafür rollen die Menüs flüssig und man kann stets damit rechnen, dass auch etwas treffunsichere Befehle vom F-700 erkannt werden. Samsung nennt die Touchscreen-Oberfläche auf seiner Website übrigens "Drag and Drop Multi Display". Was gemeint sein soll, bleibt schleierhaft. Draggen und Droppen lässt sich im F-700 jedenfalls nichts. Und wenn, dann ist's so gut versteckt, dass wir's beim Testen nicht gefunden haben.

Bei der Kamera hat man eine 3,0-Megapixel-Cam ohne optischen Zoom mit Schneckentempo-Autofokus eingebaut und ihr ein mit Sicherheit stromsparendes, aber in Sachen Farbtemperatur sehr kaltes LED-Blitzlicht spendiert. Man bekommt somit zwar gut ausgeleuchtete Fotos, dafür aber einen hässlichen Blaustich, der auch mit Photoshop kaum auszubügeln ist.

Auf seiner Website verspricht Samsung "Full Internet Browsing" und verfehlt das Thema diesmal nicht - zumindest in Bezug auf text- und bildbasierte Websites. Mal schnell nachgucken, was auf krone.at zu finden ist, eine Google-Suche oder bei Wikipedia etwas nachzulesen ist kein Problem. Das Feld auf seinem MySpace-Account wird man mit dem Samsung-Browser aber nicht bestellen.

Die Akkulaufzeit des UMTS/HSDPA-Handys gibt Samsung mit vier Stunden Gesprächszeit oder 350 Stunden (14 Tagen...) Standbyzeit an. Daraus ergeben sich im Test locker drei Tage Mixed-Betrieb, bei eingeschalteter "Force Feedback" können's auch mal nur zweieinhalb sein. Verbaut ist übrigens kein größerer Akku sondern eine Batterie in Samsungs Standardgröße, die aber offensichtlich reicht.

Fazit: Etwas plump kopiert wirkt das F-700 (Preis ohne Anmeldung liegt bei ca. 400 Euro) auf den ersten Blick ja schon. Die abgerundeten Kanten, der Button am unteren Rand und das einladende Touchscreendisplay, aber mal ehrlich: Viel anders kann ein Mobiltelefon mit berührungsempfindlichem Display ohnehin nicht aussehen, oder? Die QWERTZ-Tastatur ist ein unverzichtbarer Helfer, zumal das Handy nur einen Ziffernblock virtualisiert (ein Paradoxon, auf das man bei Samsung offenbar abfährt) und man mit diesem schon beim Termine eintragen austickt, von SMS ganz zu schweigen. Das Design im schwarzen Plastikkleid mit Samsungs typischer Klavierlackoptik ist wie immer Geschmackssache, in punkto Innenleben und Ausstattung bleiben bis auf ein GPS-Modul oder mehr internem Speicher (128 MB Status quo, per microSD-Card auf bis zu 4 GB erweiterbar) keine Wünsche offen. Einen Fehlkauf würde man mit dem F-700 zumindest nicht machen.


Christoph Andert

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