Jetzt offiziell

Samsung-Erbe Lee wegen Korruption angeklagt

Elektronik
28.02.2017 08:53

Der Korruptionsskandal um Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye trifft Samsung immer härter. Die Staatsanwaltschaft erhob am Dienstag Anklage gegen den Chef des größten Konzerns des Landes, Lee Jae-yong, und vier weitere Spitzenmanager. Ihnen wird Bestechung und Veruntreuung vorgeworfen. Als Reaktion kündigte die Samsung-Gruppe einen Umbau an.

Das Strategiebüro des Konglomerats wird demnach aufgelöst und die einzelnen Töchter vom Handy-Bau bis hin zur Biotechnologie sollen künftig unabhängig tätig sein sowie von eigenen Vorstandschefs und Führungsgremien geleitet werden. Mehrere Top-Manager traten zurück. Davon ist auch der Smartphone-Riese Samsung Electronics betroffen, der noch mit den Folgen des milliardenschweren Brand-Debakels beim Galaxy Note 7 kämpft.

Samsung bittet um Entschuldigung
"Wir bitten für die gesellschaftliche Kontroverse und die Probleme, die wir verursacht haben, um Entschuldigung", erklärte die Samsung-Gruppe. Lee befindet sich bereits seit dem 17. Februar in Untersuchungshaft. Hintergrund ist ein Ringen um die Erbfolge in der Firmen-Gruppe. Diese wird von ihm geführt, seit sein Vater Lee Kun Hee 2014 durch einen Herzinfarkt außer Gefecht gesetzt wurde. Um seine Macht zu festigen, soll der 48-jährige Enkel des Unternehmensgründers Schmiergeld gezahlt haben, um die Zustimmung der Regierung zu einer wichtigen Fusion innerhalb des Mischkonzerns zu bekommen. Das Geld soll an Organisationen einer Freundin von Präsidentin Park geflossen sein.

Lee drohen bis zu 20 Jahre Haft
Gegen die 65-jährige Park hat das Parlament wegen der Affäre im Dezember ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet. Lee drohen bis zu 20 Jahre Haft. Angeklagt wurden auch Lees Vize und Strategiechef Choi Gee Sung sowie Park Sang Jin, der Präsident von Samsung Electronics. Beide räumten daraufhin ihre Posten. Parks Freundin Choi Soon Sil steht im Zentrum des Skandals, der das Land seit Monaten in seinen Grundfesten erschüttert. Sie soll sich in Regierungsgeschäfte eingemischt und mehr als 50 Konzerne zu Spenden an zwei Stiftungen genötigt haben, die politische Initiativen der Präsidentin unterstützen sollten. Lee, Park und Choi bestreiten ein Fehlverhalten. Am 6. März will der Sonderermittler seinen Abschlussbericht vorlegen.

Das nun geschlossene Strategiebüro mit seinen rund 200 handverlesenen Mitarbeitern aus den diversen Sparten galt als Machtinstrument der Familie Lee im Konzern. Hier wurde über wichtige Investitionen entschieden. Vonseiten der Politik wurde es immer wieder als unrechtmäßige Lobbyeinrichtung kritisiert. Lee hatte bereits Ende 2016 eine Schließung zugesagt. Aus dem Firmenumfeld verlautete damals, er wolle die Management-Strukturen an globale Standards anpassen. Eine Konzernsprecherin sagte nun, es sei noch nicht entschieden, wie das Konglomerat künftig konkret mit Fragen wie etwa der Koordination unter den einzelnen Sparten umgehe.

Experten geschockt
Experten reagierten überrascht. "Es ist ein Schock, dass Samsung das ganze Büro schließt und die Verbindungen zu den Konzernsparten wie bei der Auflösung eines Flottenverbands kappt", sagte Chung Sun Sup, Chef des Analysehauses Chaebul.com. Dies sei ein großer Bruch mit dem in Südkorea üblichen Management-Stil, ein Familienunternehmen bestehend aus diversen Sparten zu führen.

Die Unsicherheit trifft vor allem Samsung Electronics in einer ohnehin schwierigen Zeit. Das Kronjuwel des Konglomerats und Aushängeschild der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens laboriert noch an den Folgen des Rückrufs beim Galaxy Note 7, das wegen Brandgefahr vom Markt genommen werden musste. Der Apple-Rivale, der neben Handys auch bei Speicherchips und TV-Geräten zu den Weltmarktführern gehört, steht deswegen bei seinem neuen Flaggschiff-Modell S8, das Ende März vorgestellt werden soll, unter besonderem Erfolgsdruck.

Offen sind noch die Folgen der Samsung-Affäre für Südkoreas Wirtschaft. Nach der Verhaftung Lees schlug bereits der Arbeitgeberverband Alarm. Er warnte, ein Management-Vakuum bei dem Vorzeige-Unternehmen könne die Unsicherheit verstärken und das Vertrauen untergraben.

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